Präventiv gegen die „Covid-Influenza-Doppelwelle“

Präventiv gegen die „Covid-Influenza-Doppelwelle“
Dr. Florian Demetz, Chefarzt des Notfallzentrums der München Klinik Harlaching, geht mit gutem Beispiel voran und macht sich stark für die Grippeimpfung. Bildnachweis: Klaus Krischock

Die München Klinik behandelt bereits seit Ende Januar COVID-19-Patienten und hat daher Erfahrung in der parallelen Behandlung von Patienten mit COVID-19 und Influenza. Maximale Sicherheit für Mitarbeitende und Patienten, mit Maßnahmen die an vielen Stellen noch über die behördlichen Vorgaben hinausgehen, hatte dabei immer höchste Priorität. Auf die erwartete „COVID-Influenza-Doppelsaison“ im Winter hat sich die München Klinik entsprechend früh mit Isolationsmöglichkeiten und speziellen Prozessen zur Abklärung beider Erkrankungen in den Notfallzentren bei entsprechender Symptomatik vorbereitet. Gleichzeitig hat die Prävention einer möglichen Doppelwelle, das heißt einer großen Zahl schwer erkrankter COVID-19- und Influenza-Patienten, insbesondere in Anbetracht der aktuell hohen COVID-19-Fallzahlen und täglichen steigenden Neuinfektionen in Deutschland höchste Bedeutung – hier stellt die Influenza-Impfung für Risikogruppen neben der Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) das zentrale Mittel dar, solange eine COVID-19-Impfung noch nicht gefunden ist.

Die München Klinik betont, dass bestimmte Personengruppen im Falle einer Influenza-Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben und eine Influenza-Schutzimpfung hierfür den besten Schutz bietet. Gleichzeitig sollten in diesem Winter alle Menschen besondere Rücksicht nehmen und zum eigenen Schutz sowie zum Schutz ebendieser Risikogruppen weiterhin die AHA-Regeln einhalten und sich achtsam verhalten, um eine „Doppelwelle“ zu vermeiden. Denn bereits in der letzten Influenza-Saison, die zur ersten Hochphase der COVID-19-Pandemie im Frühjahr bereits am Ausschleichen war, hat sich gezeigt, dass die Hygienemaßnahmen im Sinne einer Infektionsprävention wirksam sind.

Hygienemaßnahmen haben letzte Influenza-Saison verkürzt und können auch COVID-Influenza-Doppelsaison positiv beeinflussen

Laut Robert Koch-Institut (RKI) war die letzte Grippesaison 2019/2020 um mindestens zwei Wochen verkürzt im Vergleich zu den Vorjahren – was sich durch die im Frühjahr etablierten Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie erklären lässt (Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen). Obwohl die Saison kürzer und vergleichsweise moderat ausfiel, erkrankten nachweislich über 188 000 Menschen an Influenza – davon über 30 000 Menschen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Eine möglichst umfassende Grippeimpfung in den Risikogruppen in Kombination mit den bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sowie den AHA-Regeln ist nach Ansicht der Experten der München Klinik der beste und wirksamste Weg, um die Infektionszahlen beider Erkrankungen über den Herbst und Winter möglichst gering zu halten. „So selbstverständlich wie wir früher zur Begrüßung Hände geschüttelt haben, so sehr müssen uns jetzt die AHA-Regeln, und damit das genaue Gegenteil, in Fleisch und Blut übergehen. Alltagsmaske, Hygienemaßnahmen und Abstandsregel werden uns in diesem Winter weiterhin fest begleiten und können das Risiko einer Ansteckung mit Infektionskrankheiten wie Influenza oder COVID-19 reduzieren und einen wellenartigen Anstieg der Krankheitsfälle verhindern“, sagt Dr. med. Florian Demetz, Chefarzt des Notfallzentrums in der München Klinik Harlaching.

Influenza-Impfung wehrt Erkrankung ab oder erhöht Wahrscheinlichkeit eines milden Verlaufes

Die Grippeimpfung ist die wirksamste Methode, sich vor einer Grippe (Influenza) zu schützen. Die München Klinik empfiehlt insbesondere Menschen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Zur Risikogruppe gehören ältere Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit einer chronischen Erkrankung sowie Schwangere. Auch Angehörigen von Risikopersonen und medizinischem Personal wird eine Influenza-Impfung empfohlen, daher gibt es in der München Klinik insbesondere in patientennahen Bereichen das Angebot einer kostenfreien Grippeschutzimpfung während der Arbeitszeit.

Die Influenza-Impfung kann bei Kontakt mit Influenzaviren die Erkrankung in der Regel abwehren – und bei Menschen, die sich regelmäßig impfen lassen, sinkt das Ansteckungsrisiko nachweislich. Falls dennoch eine Ansteckung erfolgen sollte, erhöht die Influenza-Impfung die Wahrscheinlichkeit eines milden Krankheitsverlaufs, insbesondere wenn die Impfung regelmäßig erfolgt. Dies bestätigt eine neuseeländische Studie aus dem Fachmagazin Vaccine, die zeigt, dass geimpfte Patienten, die mit Influenza im Krankenhaus aufgenommen werden, zu 59 Prozent seltener intensivmedizinisch behandelt werden müssen als ungeimpfte Patienten.

Warum die Impfung zum Schutz von Schwangeren und deren Babys so wichtig ist

„Bei Frauen ändern sich in der Schwangerschaft das Immunsystem, das Herz und die Lunge. Im Falle einer Influenza-Infektion kann der Krankheitsverlauf deshalb schwerer ausfallen. Schwangere Frauen, die an Influenza erkranken, müssen häufiger im Krankenhaus behandelt werden und haben ein messbar höheres Risiko zu sterben. Außerdem erhöht sich für das Ungeborene das Risiko einer Frühgeburt und für Wachstumsstörungen. Daher ist die saisonale Grippeschutzimpfung die einzige Impfung, die während der Schwangerschaft empfohlen wird – ab dem zweiten Trimester, also ab der 13. Schwangerschaftswoche. Liegt eine Vorerkrankung vor, kann die Impfung nach ärztlicher Rücksprache schon ab dem ersten Trimester sinnvoll sein. Vom Impfschutz der Mutter profitiert das Kind auch nach der Geburt, denn geimpfte Mütter geben die so erworbene Immunität auch an die Neugeborenen weiter und geben ihrem Baby damit Schutz während der ersten sechs Lebensmonate. Bei Neugeborenen ist keine eigene Impfung möglich und im Falle einer Infektion erkranken sie oft schwer,“ ordnet Prof. Christoph Scholz, Chefarzt der Frauenkliniken Harlaching und Neuperlach, die Impfempfehlung für Schwangere ein.

Viele Frauen sind unsicher, was die Pandemiezeit für ihre Schwangerschaft bedeutet. In der München Klinik haben schon viele Schwangere mit COVID-19 entbunden. Vor diesem Hintergrund betont Prof. Scholz: „Nach bisheriger Studienlage haben Frauen mit und ohne Schwangerschaft bei einer COVID-19-Infektion das gleiche Risiko für schwerere Verläufe. Anders bei Influenza: Hier sind Schwangere deutlich gefährdeter. Deshalb die starke Empfehlung zur Grippeimpfung. Leider wissen wir, dass sich in den vergangenen Jahren in Deutschland nur etwa 11 von 100 Schwangeren für eine solche Grippeimpfung entschieden haben. Ich hoffe, dass das derzeitige Bewusstsein um die Bedeutung von Impfungen hier zu einer höheren Bereitschaft beiträgt.“

COVID-19, Influenza oder Erkältung? Das sind die Unterschiede in der Symptomatik:

COVID-19 kann ähnliche Symptome haben wie eine Influenza oder Erkältung. Eine gute Unterscheidung zwischen Grippe und COVID-19 ist der Erkrankungsverlauf. Während eine Grippe einen schlagartig überfällt, ist der Krankheitsverlauf bei einer Erkältung oder bei COVID-19 eher schleichend mit steigender Intensität. Wie sich die Häufigkeit typischer Symptome der drei Erkrankungen Influenza (Grippe), grippaler Infekt (Erkältung) und COVID-19 unterscheiden, zeigt die untenstehende Tabelle. Dennoch können Krankheitsverläufe variieren.

Wer grippeähnliche Symptome verspürt, sollte deshalb generell und insbesondere angesichts der Pandemie nicht zur Arbeit gehen, um Kolleginnen und Kollegen nicht zu gefährden, zu Hause bleiben sowie zur Abklärung der Symptomatik tagsüber telefonisch den Hausarzt oder außerhalb der regulären Öffnungszeiten den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel.: 116117, www.116117.de) kontaktieren. 

Symptome und Abgrenzung

  Grippe, Influenza Erkältung, grippaler Infekt COVID-19
Fieber fast immer selten häufig
Müdigkeit, Abgeschlagenheit fast immer möglich möglich
Husten (Schleim) häufig häufig selten
Husten (trocken) fast immer selten häufig
Niesen selten fast immer fast nie
Gliederschmerzen fast immer häufig selten
Kopfschmerzen häufig häufig möglich
Schnupfen selten fast immer selten
Halsschmerzen möglich fast immer möglich
Durchfall möglich bei Kindern nie selten
Kurzatmigkeit, Atemnot selten fast nie häufig
Geruchs- und Geschmacksverlust fast nie selten häufig

 

Kleiner Piks, große Wirkung: Weitere Informationen zur Influenza unter: https://www.muenchen-klinik.de/grippe

AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) sind neben der Impfung der beste Virenschutz:
So funktioniert das „H“ (Handhygiene, Desinfektion und richtiges Händewaschen) richtig:

Die richtige Handhygiene ist neben Abstand und Alltagsmaske ein ebenso simpler wie wirksamer Weg, um sich gegen Corona- und Grippeviren zu schützen. Außerdem sollten beim Husten und Niesen immer Mund und Nase bedeckt werden, und wer bereits erkrankt ist, sollte sich zu Hause auskurieren.

 

Händewaschen in fünf Schritten:

  • Halten Sie die Hände unter das fließende Wasser und wählen Sie eine Temperatur, die für Sie angenehm ist. Ob warmes oder kaltes Wasser, ist für die Handhygiene nicht entscheidend.
  • Seifen Sie die Hände gründlich ein. Denken Sie an Handrücken, Fingerspitzen, Zwischenräume, Daumen und Fingernägel.
  • Reiben Sie die Seife etwa 20 bis 30 Sekunden lang ein.
  • Spülen Sie die Hände danach unter fließendem Wasser ab.
  • Trocknen Sie die Hände danach sorgfältig ab, auch in den Fingerzwischenräumen. In einem geteilten Haushalt sollte jeder ein eigenes Handtuch verwenden.

Profitipps zur richtigen Händedesinfektion:
Ausreichend Desinfektionsmittel in die trockenen Hände geben und 30 Sekunden lang gründlich einreiben:

  • auf der Handinnenfläche und dem Handrücken
  • zwischen den gespreizten Fingern
  • am Daumen
  • auf den Fingerkuppen und dem Nagelfalz

Bei Lebensgefahr die 112 – bei anderen Beschwerden hilft die 116117
Die München Klinik ist der größte Notfallversorger der Stadt München und versorgt in ihren vier großen Notfallzentren jedes Jahr rund 160 000 Notfallpatienten und damit rund ein Drittel der Notfälle der bayerischen Landeshauptstadt. Der kommunale Klinikverbund hat immer betont und betont angesichts der Corona-Krise erneut: In den Notfallzentren werden schwer und lebensbedrohlich erkrankte Menschen versorgt. Die Notfallversorgung in den vier Notfallzentren der München Klinik mit Standorten in Bogenhausen, Schwabing, Harlaching und Neuperlach steht vollumfänglich zur Verfügung und ist in der aktuellen COVID-19-Pandemie gesichert – im medizinischen Notfall mit akut einsetzender oder schwerer Symptomatik sollte umgehend der Notruf 112 gewählt oder ein Notfallzentrum aufgesucht werden. Das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Kein Patient sollte aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus auf die zwingend notwendige medizinische Hilfe in einem Krankenhaus verzichten. Um Wartezeiten zu vermeiden, sollten Menschen, die keine lebensbedrohliche Erkrankung haben oder eine bereits länger bestehende, nicht akut eintretende Symptomatik abklären lassen möchten, tagsüber unter der Woche ihren Hausarzt kontaktieren – die Notfallzentren sind keine COVID-19-Teststationen und führen auch keine ambulante Influenza-Testung durch. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten sind die ärztlichen Bereitschaftspraxen (Standorte und nähere Informationen: www.116117.de) oder der Bereitschaftsdienst unter Telefon 116117 der richtige Ansprechpartner. Generell sollten Menschen mit Verdacht auf COVID-19 zu Hause bleiben und sich telefonisch informieren – unter Telefon 116117 oder den regional eingerichteten Corona-Hotlines.