„Reform für Vertrauen“: ADAC Hauptversammlung bestätigt Reformergebnisse zur Neuausrichtung des Clubs

Foto: ADAC/Stefan M. Prager

Vereinsaktivitäten durch neue Struktur stärker von wirtschaftlichen Aktivitäten getrennt / Stärkung der demokratischen Willensbildung und Einbindung der Mitglieder / Dr. August Markl zum neuen ADAC Präsidenten gewählt

Die außerordentliche Hauptversammlung des ADAC e.V. hat am Samstag, 6. Dezember 2014 in München den umfassenden Reformplänen und konkreten Maßnahmen zur Neuausrichtung des Clubs zugestimmt. Präsidium, Verwaltungsrat und die 197 Delegierten aus 18 Regionalclubs verabschiedeten einstimmig die von Mitgliedern des ehrenamtlichen ADAC Präsidiums sowie Vertretern des unabhängigen Beirats vorgestellten Reformergebnisse. Diese bestehen aus folgenden Kernelementen:

  • Leitbild: Der ADAC ist eine Gemeinschaft von Mitgliedern. Er ist als Verein gegliedert und bietet mit seiner gesamten Organisation tätige Hilfe, Rat und Schutz im Bereich der persönlichen Mobilität.
  • Selbstverständnis: Der ADAC ist eine Mitgliedergemeinschaft, das Mitglied steht im Mittelpunkt. Der ADAC bietet Qualität.
  • Struktur: Der ADAC hat eine klare, transparente und nachvollziehbare Struktur. Die organisatorischen Rahmenbedingungen des ADAC stellen die dafür erforderliche und sinnvolle Trennung zwischen Verein und wirtschaftlichen Aktivitäten sicher.
  • Interessenkonflikte: Interessenkonflikte werden bereits im Vorfeld vermieden. Grundsätzlich gilt: Gleichzeitig testen und verkaufen geht nicht.
  • Compliance: Der ADAC ist unabhängig, handelt sachlich und fair und ist einem hohen ethischen Standard verpflichtet. Dies wird mit einer einheitlichen Compliance-Richtlinie sowie einer eigenen Compliance-Organisation sichergestellt, die für den gesamten ADAC gilt.
  • Mitgliedereinbindung: Der ADAC richtet sein Handeln an den unterschiedlichen Interessen der Mitglieder aus und bindet diese aktiv ein.
  • Produkt- und Testportfolio: Der ADAC bleibt auch künftig unabhängiger Verbraucherschützer. ADAC Leistungen und Produkte sind zuverlässig, bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und entsprechen dem Selbstverständnis von Hilfe, Rat und Schutz.
  • Unternehmenskultur: Innerhalb der ADAC Organisation werden zahlreiche neue Führungsleitlinien, Feedback-Instrumente sowie Möglichkeiten zum Dialog geschaffen.
  • Haupt- und Ehrenamt: Die ehrenamtlichen Funktionsträger entscheiden auch weiterhin über die strategischen Leitlinien des Vereins, die operative Umsetzung obliegt ausschließlich der hauptamtlichen Geschäftsführung.

Die weitreichendsten Änderungen für den neu ausgerichteten ADAC ergeben sich aus der künftigen Organisationsstruktur. Diese gliedert sich in drei Säulen:

1. Idealverein (e.V.)
Der ADAC e.V. übernimmt primär diejenigen Leistungen und Aktivitäten, die sich exklusiv an seine Mitglieder richten und mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten sind. Dies gilt insbesondere für die Pannenhilfe als wesentliche Kernaktivität innerhalb des ADAC e.V., aber auch für die übrigen satzungsmäßigen Leistungen wie etwa die technische und touristische Beratung für seine Mitglieder sowie den Motorsport. Der ADAC e.V. beteiligt sich zudem zu 74,9 Prozent an einer neu zu gründenden Aktiengesellschaft.

2. Aktiengesellschaft
Sämtliche wirtschaftlichen Aktivitäten des ADAC werden künftig innerhalb einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft (heute: Beteiligungs- und Wirtschaftsdienst GmbH) erbracht, die von einem weisungsunabhängigen Vorstand geführt und einem unabhängigen, nicht ADAC-dominierten Aufsichtsrat kontrolliert wird.

3. Gemeinnützige Stiftung (bürgerlichen Rechts)
In einer neu zu gründenden gemeinnützigen Stiftung werden zahlreiche Leistungen gebündelt, die der ADAC für die Allgemeinheit erbringt. Sie wird sich thematisch an dem Komplex Mensch und Mobilität ausrichten. Sie soll der Förderung und der Forschung auf dem Gebiet der Mobilität und des Motorsports, der Förderung der Unfallverhütung und der Rettung aus Lebensgefahr, insbesondere der Luftrettung, sowie der Unterstützung hilfsbedürftiger Personen zur Wiederherstellung ihrer Mobilität dienen. Die gemeinnützige Stiftung wird einmalig vom ADAC e.V. mit Stiftungskapital ausgestattet und von einem unabhängigen, nicht ADAC-dominierten Stiftungsrat kontrolliert. Die Stiftung wird mit 25,1 Prozent an der oben genannten Aktiengesellschaft beteiligt, deren Erträge der Stiftung als Finanzmittel zugute kommen.

Auch in seiner Tätigkeit als anerkannte Verbraucherschutzorganisation geht der ADAC neue Wege. Unter der Maxime „Kein gleichzeitiges Testen und Verkaufen von Produkten und Dienstleistungen“ trennt der Club künftig Verbraucherschutztests klar von wirtschaftlichen Engagements wie z.B. eigenen unternehmerischen Aktivitäten oder Kooperationen im Rahmen des ADAC Vorteilsprogramms. Aufgegeben wurde im Zuge dessen beispielsweise bereits ein eigenes Werkstatt-Konzept, weil es mit dem Werkstatttest des Clubs kollidiert. Darüber hinaus hat der Club auch den Vertrieb von Kindersitzen, das Fernbus-Engagement oder Gewinnspielmailings bereits eingestellt bzw. entsprechende Verträge fristgerecht gekündigt. Gleichzeitig verzichtet der ADAC künftig dann auf Testaktivitäten, wenn die ADAC Mitglieder die angebotenen ADAC-Leistungen mehrheitlich nachfragen, so zum Beispiel bei Vermietung und Verkauf von Schneeketten.

Der ADAC e.V. und alle 18 eigenständigen Regionalclubs haben sich darüber hinaus ein umfangreiches Regelwerk zur verbindlichen Einhaltung von Verhaltensstandards, sogenannte Compliance-Richtlinien gegeben. Dieser Kodex gilt organisationsweit für alle Personen aus Haupt- und Ehrenamt, die für den ADAC tätig sind. Eine eigene, noch zu gründende Compliance-Organisation mit einem Leiter Compliance an der Spitze wird die Einhaltung der Richtlinie sicherstellen. Dezentrale Compliance-Beauftragte in den Regionalclubs und Tochterunternehmen unterstützen den Leiter Compliance bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe.

Schließlich intensiviert der Club den Dialog und Austausch mit seinen Mitgliedern. Neben vereinfachten Zugangsmöglichkeiten zu Mitgliederversammlungen, etwa in Form von Online-Anmeldungen sollen moderne Dialogplattformen künftig die Möglichkeit zum Meinungsaustausch und zur Diskussion bieten. Zur dezidierten Darstellung der Mitgliedsmeinung in relevanten Mobilitätsfragen, etwa zu Pkw-Maut, Tempolimit oder Null-Promille-Grenze holt der ADAC künftig regelmäßig über repräsentative Marktforschungen und Befragungen die Positionen der Mitglieder ein. Diese werden gegenüberstellend in der Öffentlichkeit transparent gemacht und ggf. um eine sachliche Expertenmeinung des ADAC erweitert. Bei kontroversen Themen- und Fragestellungen nimmt der ADAC eine moderierende Position ein.

Begleitet wird das Reformprogramm des Clubs von einem hochkarätig besetzten, externen Beirat. Dieser besteht aus Dr. Jürgen Heraeus, dem Vorsitzenden von UNICEF Deutschland, Prof. Dr. Edda Müller, der Vorstandsvorsitzenden von Transparency International Deutschland e.V., Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier,  dem ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts und Dr. Rupert  Graf Strachwitz, dem Direktor des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft.

Dr. Jürgen Heraeus, Sprecher des Beirats zum bisherigen Reformweg des ADAC: „Wir als Beirat sind von den erarbeiteten Maßnahmen zur Neuausrichtung des ADAC überzeugt. Er hat jetzt alle Möglichkeiten, sich transparent, rechtssicher und nachhaltig neu aufzustellen. Die Voraussetzungen für einen grundlegenden Wandel sind mit der Zustimmung der außerordentlichen Hauptversammlung folglich gegeben, nun müssen die erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt und in der Organisation verankert werden.“

ADAC Präsident Dr. August Markl: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die jetzt beschlossenen bzw. schon umgesetzten Maßnahmen dem ADAC helfen werden, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Mit einer transparenten Struktur und der klaren Trennung von bislang miteinander konkurrierenden Aktivitäten wollen wir dafür sorgen, dass der ADAC wieder als der unabhängige Mobilitätsdienstleister in Deutschland wahrgenommen wird.“

Im Rahmen der außerordentlichen Hauptversammlung wählten die Delegierten den 66-jährigen Dr. August Markl zum neuen ADAC Präsidenten. Der bisherige Erste Vizepräsident tritt die Nachfolge von Peter Meyer an, der im Frühjahr 2014 vom Amt des Präsidenten zurückgetreten war. Die Amtszeit von Dr. Markl läuft bis zur ordentlichen Hauptversammlung 2017.

Zum 30. November 2014 gehörten dem ADAC 18,94 Millionen Menschen an. Damit hat der Club im Vergleich zum 31. Dezember 2013 exakt 646 Mitglieder gewonnen. Die nächste ordentliche Hauptversammlung des Clubs findet im Mai 2015 in Bochum statt.