Entzündung, zweite Stufe
Wiederkehrende Schlaganfälle in den Tagen und Wochen nach dem ersten Ereignis sind ein häufiges Problem unter Patienten, bei denen eine Arteriosklerose die Ursache war. Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Federführung des LMU Klinikums hat nun detailliert erforscht, warum es zu den häufig wiederkehrenden Schlaganfällen kommt: Aus Zellen freigesetzte Erbsubstanz (DNA) führt nach dem ersten Ereignis zu einer Entzündungsreaktion im gesamten Körper, die auch zu einer Verschlechterung der arteriosklerotischen Gefäßablagerungen führt und damit zu erneuten Gefäßverschlüssen – ein Teufelskreis. Die Forschenden um Prof. Dr. Arthur Liesz vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung schlagen daher auf Grundlage ihrer neuen Erkenntnisse eine neue Therapie vor: Die zellfreie DNA einfach durch entsprechende Medikamente (DNasen) abbauen. Die Studienergebnisse wurde nun im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht und könnten, so sie sich im Menschen bestätigen, zu einer verbesserten Schlaganfall-Therapie führen.
Etwa 200.000 Bundesbürger erleiden Jahr für Jahr einen Schlaganfall. Er ist damit die zweithäufigste Todesursache – und ein Hauptgrund von Behinderung im Erwachsenenalter. Meist wird der Schlaganfall verursacht durch eine Arteriosklerose, im Volksmund auch Arterienverkalkung genannt. Zu diesem Prozess kommt es, wenn Immun- und Entzündungszellen in Fettablagerungen in die Wand von Blutgefäßen einwandern. In den entstehenden “Plaques” baut sich eine schädliche Entzündungsreaktion auf, die sich verselbstständigt, chronisch wird, zu Verkalkungen und Engstellen führt und die Gefäße verstopft. Mehr noch: Aus diesen “Plaques” können sich Gerinnsel lösen, durchs Blut wandern und kleine Gefäße im Gehirn blockieren. Warum es aber bei gut zehn Prozent der Patienten selbst bei bester Versorgung im Krankenhaus binnen Tagen und Wochen zu weiteren Schlaganfällen kommt, blieb lange ungeklärt.
„Dieses Rätsel haben wir nun weitgehend gelöst“, sagt Arthur Liesz. Grundlage dafür war zunächst die Etablierung eines sogenannten Tiermodells in der Maus. Bei solchen Modellen wird der Organismus durch gezielte genetische Eingriffe verändert. So lassen sich in diesem Fall wiederkehrende Schlaganfälle aus arteriosklerotischen Plaques wie im Menschen nachstellen, um die daran beteiligten Prozesse zu untersuchen.