Schülerzahlen steigen weiter: Neue Lösungsansätze erforderlich

Schülerzahlen steigen weiter: Neue Lösungsansätze erforderlich
Symbolbild

Das Referat für Bildung und Sport (RBS) hat in der gestrigen Sitzung des Bildungsausschusses des Stadtrats die aktuelle Schulentwicklungsplanung für die Münchner öffentlichen Grund- und Mittelschulen sowie Förderzentren vorgestellt. Die zentrale Aussage: Nach wie vor steigt der Schulbedarf – vor allem aufgrund der zunehmenden Bevölkerungsentwicklung sowie zusätzlicher Faktoren wie dem flächendeckenden Ganztagsausbau mit dem Rechtsanspruch ab 2026. Nicht zuletzt angesichts der angespannten Haushaltssituation ist dies eine erhebliche Herausforderung für die weiterhin rechtzeitige Bereitstellung einer hochwertigen Schulinfrastruktur in der Landeshauptstadt.

Jährlich 400 Grund-, 100 Mittel- und 35 Förderschüler*innen mehr
In der aktuellen stadtweiten Prognose für die öffentlichen Grundschulen bestätigt sich der Trend aus den zurückliegenden Prognosen für eine wachsende Anzahl an Schüler*innen. Sie steigt von rund 43.800 im Jahr 2020 auf zirka 51.700 Grundschüler*innen im Jahr 2040 an. Das entspricht einem Zuwachs von insgesamt 7.900 Kindern und damit jährlich im Durchschnitt stadtweit knapp 400 Grundschüler*innen.
Ähnlich wie bei den Grundschulen wird derzeit weiterhin ein steigender Trend bei den Mittelschulen angenommen. Die aktuelle Prognose ergibt einen Anstieg von 2020 mit rund 12.300 auf zirka 14.400 Mittelschüler*innen im Jahr 2040. Dies entspricht stadtweit einem Zuwachs von zirka 2.100 Mittelschüler*innen, jährlich bedeutet dies im Durchschnitt gut 100 Mittelschüler*innen mehr. Das Prognosemodell beinhaltet dabei zwar eine dauerhaft leicht sinkenden Übertrittsquote auf die Mittelschulen, diese wird aber durch das angenommene Bevölkerungswachstum übertroffen. Wie bei den Grund- und Mittelschulen setzt sich auch bei den Förderschulen der gesamtstädtische Wachstumstrend fort. Prognostiziert wird hier ein Anstieg um 650 Förderschüler*innen von 2020 bis 2040 und somit im Schnitt 30 bis 35 Förderschüler*innen zusätzlich pro Jahr. Aufgrund der bei Förderschulen sehr geringen Klassengröße mit zum Teil unter 10 Schüler*innen wird der zusätzliche Klassenraumbedarf aus heutiger Sicht hier ebenfalls deutlich zunehmen.
Für alle drei Schultypen ist aufgrund der demografischen Entwicklung in München also weiterhin dauerhaft mit steigenden Bedarfen zu rechnen. Allerdings liegt die Prognose jeweils etwas unter der Variante aus 2019. Das heißt: Aktuell hat sich zumindest der Trend nicht fortgesetzt, dass jede neue demografische Prognose die alte nochmals übersteigt.

Herausforderungen durch die hohe Dynamik
Generell verändern sich die demografischen Prognosedaten laufend durch neue Informationen, etwa über Bevölkerungsbestand, Geburtenraten, Altersstrukturen sowie Zuzug- und Wegzug. Besonders wichtig für die Prognose der Schüler- und Klassenzahlen sind die Annahmen, bis wann jeweils die Wohnbebauungen innerhalb der einzelnen Grundschulsprengel realisiert werden.

Da die Münchner Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung nach wie vor sehr dynamisch ist, wird inzwischen für bestimmte Schulstandorte neben dem standardmäßigen zweijährigen Prognoserhythmus auch unterjährig eine erneute Einschätzung getroffen. Auf der anderen Seite handelt es sich bei der Schulinfrastruktur um sehr langwierige und komplexe Planungsprozesse. Diese beiden Aspekte gilt es zu synchronisieren.

Neue, kooperative Lösungsansätze: Beispiel Grundschulverbund
In den letzten Jahren wurden daher bereits flexible Lösungsansätze erarbeitet, um effizient auf die große Dynamik bei der Siedlungsentwicklung und bei den Schüler- und Klassenzahlen reagieren zu können. Zentral ist dabei die möglichst optimale Ausnutzung der vorhandenen Kapazitäten. Eine gängige Maßnahme hierfür ist die Anpassung der Sprengelgrenzen – die sogenannte „Umsprengelung“ – deren Anzahl zuletzt deutlich zugenommen hat. Wenn sich allerdings, wie beispielsweise im Stadtteil Freiham, ein sehr großes Siedlungsgebiet erst noch entwickelt und Unsicherheiten bei den Baufortschritten und damit auch für die Entwicklung der Schülerzahl bestehen, wird die klassische Umsprengelung erschwert. Eine Alternative kann in solchen Fällen die Schaffung eines Grundschulverbunds sein. Sie ermöglicht die Aufteilung der Bedarfe auf die freien Kapazitäten, ohne die einzelnen Sprengelgrenzen ändern zu müssen. Der Bildung eines ersten solchen Grundschulverbunds in München wurde für Freiham mit Beschluss des Bildungsausschusses zum Schuljahr 2019/20 zugestimmt.

Zur zukünftigen Entwicklung bei den Förderschulen fanden zudem Abstimmungsgespräche des RBS mit Vertreter*innen des Kultusministeriums sowie der Regierung von Oberbayern statt. Angesichts der Zuwächse der Schülerzahlen und der dadurch parallel ansteigenden Raumbedarfe sollen hier neue Wege in Richtung verstärkter Kooperation von Förder- und Regelschulen gegangen werden. So können etwa über die Belegung von ganzen Lernhausclustern mit Förderschulklassen an Neubaustandorten neue Raumkapazitäten für Förderschulen geschaffen werden. Das grundsätzliche Ziel ist dabei eine stärkere Verzahnung der verschiedenen Schularten. Bürgermeisterin Verena Dietl: „Trotz der angespannten finanziellen Situation bleibt es für die Landeshauptstadt München mit ihren weiterhin wachsenden Schülerzahlen das vorrangige Ziel, eine hochwertige Schulversorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Die laufende Aktualisierung von Prognosedaten anhand neuer Informationen und die Priorisierung der Handlungsempfehlungen mündeten in bisher drei Schulbauprogrammen. Den konsequenten Aus- und Neubau von Schulen nach dem Münchner Lernhausprinzip werden wir fortsetzen.“
Stadtschulrat Florian Kraus: „Bei den sich oftmals schnell verändernden Parametern ist es entscheidend, dass sich alle fachlich betroffenen Bereiche innerhalb der Verwaltung regelmäßig und effizient austauschen, um neue Informationen in die Planungsprozesse zu integrieren. Insbesondere hat sich hierfür der Planungs-Jour-Fixe der Schulbauoffensive mit Vertreter*innen des Referats für Bildung und Sport, des Referats für Stadtplanung und Bauordnung, des Baureferats, des Kommunalreferats sowie der Stadtkämmerei erfolgreich bewährt.“