Sicher zur Schule radeln

Sicher zur Schule radeln
Foto: ADFC / Barbara Baum

Wann Kinder den Schulweg per Rad meistern, hängt von individuellen Fähigkeiten und der Verkehrssituation auf dem Weg ab. „Wir brauchen in München überall eine fahrradfreundliche Infrastruktur, die auch sicher für Kinder ist“, betont Andreas Groh, 1. Vorsitzender des ADFC München. „Wir raten Eltern, in den Sommerferien rechtzeitig gemeinsam mit den Kindern den Schulweg per Rad zu üben und das Kind solange zu begleiten, bis es den Weg sicher alleine meistern kann.“ Der kürzeste Radweg zur Schule ist dabei nicht zwingend der sicherste. Eltern sollten einen möglichst verkehrsarmen Schulweg mit wenigen Kreuzungen, Einfahrten und Überquerungen aussuchen. Mittlerweile ist durch zahlreiche Studien nachgewiesen, dass die tägliche aktive Bewältigung des Schulwegs eine Reihe von positiven Effekten auf die kindliche Entwicklung hat. Kinder haben von Haus aus noch ungebremste Freude an Bewegung und können sich mit dem Fahrrad ein erstes Stück Freiheit und Unabhängigkeit erradeIn. „Wenn Kinder immer mit dem Auto zur Schule gebracht werden, haben sie keine Chance, sich mit dem Straßenverkehr vertraut zu machen. Das ist ein Teufelskreis“, erklärt Groh.

Routine gewinnen durch gemeinsames Radeln
In erster Linie sind die Eltern gefordert, ihren Kindern verkehrsgerechtes Verhalten beizubringen. Um Routine im Straßenverkehr zu gewinnen, sollten Eltern regelmäßig mit ihren Kindern im Alltag mit dem Rad unterwegs sein. Dann ist das Kind bei der Fahrradprüfung in der vierten Klasse schon ein kleiner „Radprofi“, der auch ohne Elternbegleitung gut zurechtkommt. Manche Schulen raten davon ab, dass Schüler*innen vor bestandener Fahrradprüfung mit dem Rad zur Schule kommen. Ist die Umgebung der Schule verkehrstechnisch gefährlich, sollte man diesen Rat ernstnehmen. Entsteht die gefährliche Schulumgebung aber erst durch die „Elterntaxis“, sollten Eltern gemeinsam mit der Schule diese Autofahrer*innen dafür sensibilisieren, dass sie die Verkehrssicherheit der Kinder gefährden. Zudem können sie sich gemeinsam mit dem ADFC dafür einsetzen, dass die Infrastruktur für Radfahrer*innen verbessert und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30 eingerichtet werden.

Wo darf mein Kind Rad fahren?
Bis zum achten Geburtstag dürfen Kinder nur auf Gehwegen oder baulich getrennten Radwegen fahren. Radfahrstreifen oder Schutzstreifen sind für die kleinen Radfahrer*innen tabu. Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen den Gehweg benutzen, können aber auch auf dem Radweg bzw. auf der Fahrbahn fahren. Auf Gehwegen dürfen sie durch eine mindestens 16 Jahre alte Aufsichtsperson auf dem Fahrrad begleitet werden. Wird der Gehweg zum Radeln genutzt, müssen Straßen zu Fuß überquert werden, also bitte absteigen. Auch an Fußgängerüberwegen („Zebrastreifen“) heiß es absteigen. Wer schiebt, genießt dort Vorrang, wer auf dem Rad fährt jedoch nicht. Eine der größten Gefahren auf Gehwegen sind Ausfahrten und Hauseingänge. Deshalb sollten Kinder nie zu dicht entlang der Hauswände zu fahren.

Fit für den Straßenverkehr
Auch wenn ein Kind Radfahren kann, heißt das nicht, dass es schon das Bewusstsein für die verschiedenen Verkehrssituationen hat. Erst ab dem achten Lebensjahr sind Kinder in der Lage, Gefahren im Verkehr richtig einzuschätzen. Kinder neigen zum Tunnelblick, sie vergessen rechts und links zu schauen. Auch Geschwindigkeiten und Abstände können sie noch nicht richtig einschätzen. Erst ab neun Jahren sind junge Radlerinnen und Radler in der Lage, die Richtung eines Geräusches korrekt wahrzunehmen. Kinder unter zehn Jahren haben zudem eine deutlich längere Reaktionszeit – erst mit 15 Jahren ist diese so kurz wie bei einem Erwachsenen. Je eher Eltern daher anfangen, mit ihren Kindern das Radfahren zu trainieren, desto besser gelingt es, die Radfahrkompetenz der Kinder auszubilden. Und ein Kind, das sein Fahrrad beherrscht, kann sich besser auf den Straßenverkehr konzentrieren.

Fahrrad-Wissen vermitteln
Kinder sind sicherer im Straßenverkehr unterwegs, wenn sie die Grundfunktionen ihres Fahrrads verstehen. Wer sich selbst nicht auskennt, kann sich gemeinsam mit seinen Kindern z. B. die Fahrradseite der Sendung mit der Maus anschauen. Oder er repariert das Rad bei einer Panne zusammen mit dem Kind und der Hilfe von Experten in der Selbsthilfewerkstatt des ADFC. Die absoluten Basics für ein verkehrssicheres Fahrrad sind einwandfreie und leicht reagierende Bremsen, eine laute Klingel und ein passender Helm. Das Fahrrad des Kindes ist so eingestellt, dass es jederzeit bequem mit den Fußballen auf den Boden kommt. Die Beleuchtung vorne und hinten funktioniert und ist frei von Schmutz – Reflektoren an den Speichen sorgen dafür, dass die kleinen Radfahrer*innen auch von der Seite gesehen werden. Eltern sind Vorbilder und sollten deshalb beim gemeinsamen Fahren einen Helm tragen.

Sichtbarkeit von Kindern erhöhen mit Reflektoren und LEDs
Gerade im Herbst sollten Kinder im Straßenverkehr gut zu erkennen sein. Untersuchungen zeigen: Bei dunkler Fahrradkleidung nehmen Pkw-Fahrer Radfahrende frühestens aus einer Entfernung von 25 Metern wahr, bei heller Kleidung dagegen schon aus 40 Metern. Reflektierende Westen oder Reflektoren an Helm und Kleidung steigern die Sichtbarkeit zusätzlich. Erhöhte Sichtbarkeit bieten auch Fahrradwimpel, deren Stangen teilweise sogar mit LEDs ausgestattet sind und wie Star-Wars-Schwerter leuchten. So macht Sicherheit auch den Kindern Spaß!