So rocken The Rolling Stones das Olympiastadion München

Besser geht’s nicht!
Bei dem ersten Deutschland-Konzert ihrer „SIXTY“-Europa-Tournee in München präsentierten sich die Rolling Stones in absoluter Bestform.

Was für ein Konzertabend gestern im Münchner Olympiastadion! Die Stones scheinen definitiv einen guten Draht zu Petrus zu haben: Nach heftigen Niederschlägen am Spätnachmittag, die den Einlass aus Sicherheitsgründen um eine Stunde nach hinten rücken ließen, konnten die Fans im Olympiastadion bereits den kompromiss- und schnörkellosen Rock des Support-Acts REEF wieder regenfrei genießen – und das blieb auch bis zum Ende so.

Pünktlich um 20:45 Uhr war es so weit: LADIES AND GENTLEMEN, THE ROLLING STONES!
Und die Stones, sie rollten als würde es kein Morgen geben: Mick Jagger, Keith Richards und Ronnie Wood feierten vor vollem Haus mit einer energiegeladenen, mehr als zweistündigen Show das erste Konzert ihrer SIXTY-Europatour in Deutschland – ein weiteres folgt am 27. Juli in Gelsenkirchen – und machten von der ersten Minute an deutlich, warum sie unangefochten die bekannteste und größte Rockband der Welt sind.

Aber von Anfang an – denn der war diesmal besonders: Bevor die Stones loslegten, gab es eine Hommage – anrührend, aber ohne übertriebenes Pathos – an ihren Bandkollegen und großartigen Drummer Charlie Watts, der im August 2021 verstarb – in Form von Fotos aus seinem Leben, die auf die gigantischen LED-Screens in der Mitte und auf beiden Seiten der Bühnen projiziert wurden. Und während des darauf folgenden Konzertes hatte man tatsächlich das Gefühl, als würden die verbliebenen Stones nicht nur räumlich enger beieinander stehen als bei den Shows vor dem Tod des sympathischen Schlagzeugers.

Was danach folgte, mag man von den Rolling Stones durchaus kennen und auch erwarten, dennnoch verblüfft es einem immer wieder aufs Neue: Auf ihrer ersten Show hierzulande seit vier Jahren brannten Mick Jagger, Keith Richards und Ronnie Wood ein grandioses Hit-Feuerwerk ab. Die randvolle Setlist spiegelte ihre einzigartige, nunmehr sechzig Jahre andauernde Karriere aufs Trefflichste wider – es wurde vom ersten bis zum letzten Song ein ganz besonderer Abend des Feierns. ‚Street Fighting Man‘ war der perfekte Start in die Show, den die Fans im Olympiastadion mit lautem Beifall begrüßten – darauf folgten ’19th Nervous Breakdown‘, ‚Rocks Off‘, ‚Tumbling Dice‘, ‚Honky Tonk Women‘, ‚Start Me Up‘, ‚Paint It Black‘, ‚Satisfaction‘, ‚Jumpin‘ Jack Flash‘, ‚Midnight Rambler‘, ‚Miss You‘, ‚Sympathy For The Devil‘, ‚Gimme Shelter‘ und mehr, einschließ-lich einem Jagger/Richards-Song aus dem Jahr 1966, der beim Europa-Tourauftakt in Madrid vor wenigen Tag zum ersten Mal von den Stones live gespielt wurde: ‚Out Of Time‘. Keith Richards gab mit ‚Connection‘ und ‚Slipping Away‘ ebenfalls zwei Songs zum Besten, die frenetisch gefeiert wurden.

Jagger zeigte sich in Topform, er sang, tanzte und spurtete über die riesige, neu gestaltete Bühne wie ein Jungspund, scherzte mit dem Publikum auf Deutsch und sogar Bayrisch, war voller Energie und mit einer Stimme, die viele auch deutlich jüngere Sänger vor Neid erblassen lassen müsste. Richards & Wood können immer noch behaupten, dass sie die besten Rockgitarristen sind, die live auf der Bühne stehen, ihre beeindruckenden Soli und ihr Gitarrenspiel sind so voller Spielfreude, so lässig und gekonnt wie eh und je. Alle drei Musiker genossen sichtlich die einmalige Open Air-Atmosphäre im Olympiastadion und die wahnsinnige Stimmung unter den Fans, die ebenso wie die Stones auf der Bühne alles gaben, um diesen Abend zu einem unvergesslichen Konzerterlebnis zu machen.

Der brandneue Look der Stones-Bühne, die die fließenden Linien und Farben des aktuellen „Sixty“-Zungenlogos der Band aufgreift, tat ihr Übriges: Ihre kräftigen Farben und fantastische Grafiken spiegeln den Optimismus der Tournee wider. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde die Szene zu einem bunten Spektakel mit riesigen Videoleinwänden, die der größten Rock’n’Roll-Band der Welt angemessen sind. Bei aller positiver Gigantomanie bleibt sie dennoch Mittel zum Zweck: Im Mittelpunkt stehen die Band und ihre Musik, die für das Publikum spielt, als wäre es die letzte Tournee überhaupt. Dabei sind die Stones wohl die Einzigen, denen sich die Frage nach einem Karriereende gar nicht stellt – und das ist auch gut so: In dieser Form würde niemand auf die Rolling Stones und ihre Konzerte verzichten wollen. Bei den Stones besteht zum Glück kein Zweifel daran, dass im Jahr 2022 und darüber hinaus ein weiteres Kapitel für eine Band aufgeschlagen wird, die niemals aufhören will zu rollen.

Die Rolling Stones standen in München mit den folgenden Musikern auf der Bühne: Steve Jordan (Schlagzeug), Darryl Jones (Bass), Chuck Leavell (Piano/Orgel), Karl Denson (Saxophon), Tim Ries (Saxophon) Matt Clifford (Keyboards), Bernard Fowler und Sasha Allen (Backgroundgesang).

Ein weiteres Stadion-Konzert der Rolling Stones wird es in diesem Sommer in Deutschland noch geben: am 27. Juli in der VELTINS-Arena in Gelsenkirchen. Die Tickets dafür sind über eventim.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

Die „SIXTY“-Tour wird von Concerts West/AEG Presents produziert. Veranstalter der Termine in Deutschland ist die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH.