SOLO FOR PIANO Sabine Liebner interpretiert John Cage – Münchner Erstaufführung! – 22. Mai 2015 im i-camp München

Foto: Siggi Mueller

Die Pianistin Sabine Liebner interpretiert John Cage. Münchner Erstaufführung der Fassung für Piano Solo

Bereits in den 1950er Jahren versuchte Jo h n C ag e , die Genese seiner Kompositionen von Zufallsverfahren abhängig zu machen. Einige Jahre später tritt zu dieser Zufälligkeit des Kompositionsprozesses auch die aufführungspraktische Unbestimmtheit hinzu, die auf eine Loslösung des kompositorischen Entwurfs vom interpretatorischen Resultat zielt.

Eine der ersten Kompositionen, in denen dieses Prinzip zur Geltung gelangt, ist das „Concert for Piano and Orchestra“. Das Stück hat keine Gesamtpartitur – jede einzelne Stimme ist allerdings detailliert ausgeschrieben. Die Noten der Orchesterstimmen sind in drei verschiedenen Größen aufgezeichnet, die sich vieldeutig auf Dauer und Lautstärke beziehen lassen können. Die konkrete Gestalt der Notate resultierte aus der Anwendung verschiedener Zufallsverfahren, unter anderem auch durch die Umdeutung von Unregelmäßigkeiten des Notenpapiers zu Notationssymbolen.

Die Klavierstimme des „Concert for Piano and Orchestra“, die unter dem Titel So l o f o r Pi a n o ein eigenständiges Stück ist, entstand dagegen ohne die Anwendung von Zufallsoperationen. Zugleich wirkt aber auch hier das Prinzip der aufführungspraktischen Unbestimmtheit. „Solo for Piano“ umfasst 63 Seiten mit 84 verschiedenartigen graphischen Gebilden, die aufgrund ihrer Gestalt an Notenschrift erinnern, hingegen keine eindeutig reproduziblen Notate darstellen. Die Notation wird hier zum „Angebot“ an den Interpreten modifiziert; alle Möglichkeiten der Umsetzung des Notentextes sind denkbar. Somit ist bereits durch die Variabilität des Klavierparts, dessen Formation jeweils aufs Neue zu entscheiden ist, ein Höchstmaß an Unbestimmtheit gegeben. Zudem bleibt der Zugriff auf die Notation – im Sinne der Erarbeitung eines spielbaren Notentextes – der kreativen Eigenleistung des Interpreten überlassen.

Sabine Liebner präsentiert ihre einzigartige Interpretation des „Solo for Piano“, die 2013 auch auf CD erschienen ist (WERGO, in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk). Sie genießt als Pianistin international höchstes Ansehen und gilt als „derzeit wichtigste Interpretin des Klavierwerks von John Cage“ (Andreas Göbel, Kulturradio rbb).

Freitag, 22. Mai 2013, 20:30 Uhr

Karten: 16 € / erm. 10 €. Reservierung: tickets@i-camp.de

Die Konzertreihe „Morton Feldman & Friends“ wird seit 1999 von Sabine Liebner in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und
i-camp/neues theater münchen veranstaltet. Das Konzert findet mit freundlicher Unterstützung von Gorbach, Büro für Gestaltung, statt.