Stadt warnt vor Pandemie-Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Stadt warnt vor Pandemie-Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche
Symbolbild

Seit Beginn der Pandemie haben sich die Befürchtungen bezüglich der psychischen Belastung der jungen Generation massiv verdichtet. Bürgermeisterin Verena Dietl, Sozialreferentin Dorothee Schiwy und Stadtjugendamtsleiterin Esther Maffei warnen vor den Folgen, die die Pandemie für Kinder und Jugendliche hat und richten den dringenden Appell an den Freistaat, bei der Diskussion um Lockerungen das Wohl von Kindern und Jugendlichen in den Fokus zu nehmen.

Bürgermeisterin Verena Dietl: „Die durchschnittliche Pubertät dauert rund vier bis fünf Jahre. Durch die inzwischen ein Jahr dauernden Maßnahmen haben die Jugendlichen somit 20 bis 25 Prozent an Entwicklungsmöglichkeiten dieser wichtigen Zeit verloren. Wichtig wären für die Jugendlichen deshalb vor allem Lockerungen von Kontaktbeschränkungen im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln. Öffentlicher Raum sollte von Jugendlichen zum Treffen genutzt werden können. Auch die Öffnung von Sport- und Bolzplätzen, zumindest im Freien, sollte dringend ermöglicht werden. Ich bin sehr froh, dass die Stadt München außerschulische Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit unter Rahmenbedingungen offen hielt. Diese geben gerade sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine wichtige Lebensstruktur.“ Mit dem Blick auf die langfristigen Auswirkungen der Schulschließungen im Zuge der Pandemiebekämpfung fordert die Stadt München vom Freistaat zudem ein gezieltes Bildungspaket. „Die bisher bereits „benachteiligten“ Kinder und Jugendlichen drohen andernfalls komplett abgehängt zu werden“, so Dietl.

Mit dem Blick auf die langfristigen Auswirkungen der Schulschließungen im Zuge der Pandemiebekämpfung fordert die Stadt München vom Freistaat zudem ein gezieltes Bildungspaket. Die bisher bereits „benachteiligten“ Kinder und Jugendlichen drohen anderfalls komplett abgehängt zu werden. Daneben sollten schulische Leistungen während des Lockdowns für die Gesamtschulkarriere weniger oder gar nicht gewertet werden. Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Nach einem Jahr Pandemie sehen wir nun leider ganz eindeutig die schwerwiegenden Auswirkungen für Kinder und Jugendliche. Die Rückmeldungen der Kinderkliniken/Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinderärzt*innen, Psychosomatik, Psychotherapie und der operativen Jugendhilfe zeigen, dass Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen, Suizidgefährdungen zunehmen. Die Aggressionen unter den Jugendlichen steigen auffallend. Das Jobcenter hat bereits darauf hingewiesen, dass dort junge Menschen vom Radar verschwinden. Deshalb ist mir sehr wichtig zu betonen: alle Anlaufstellen vor allem auch zum Thema Kinderschutz und Gewalt gegen Kinder sind erreichbar. Die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen steht immer an erster Stelle. Wenn jemand den Verdacht hat, dass es in der Nachbarschaft, im Familien- oder Bekannten- kreis zu häuslicher Gewalt kommt oder Kinder und Jugendliche Unterstützung brauchen, bitte unbedingt an das zuständige Sozialbürgerhaus oder an die Polizei wenden.“

Das Stadtjugendamt und die Sozialbürgerhäuser erhalten von verschiedenen Seiten Hinweise auf (drohende) Kindeswohlgefährdungen. Allerdings spiegelt sich das nicht wider in den Gefährdungsmeldungen. Das liegt nach Einschätzung der städtischen Fachkräfte daran, dass die üblichen Meldewege (Lehrkräfte, Erzieher*innen, andere Einrichtungen, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten) und das Frühwarnsystem – bedingt durch Kontaktbeschränkungen und die durch die Maßnahmen ausfallenden Routinen von Kindern und Jugendlichen – nicht genügend beschritten werden.

Jugendamtsleiterin Esther Maffei: „Wir haben deshalb eine Reihe von Maßnahmen initiiert, um alle beteiligten Akteure auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Wir tauschen uns sehr eng und regelmäßig mit allen Trägern im Bereich des Kinderschutzes und der offenen Kinder- und Jugendarbeit, im Gesundheitswesen sowie mit den Akteuren im Bildungsbereich aus. Die Kinder- und Jugendhilfe war und ist erreichbar. Aufsuchende Arbeit und die Inaugenscheinnahme aller Familienmitglieder spielt in dieser besonderen Zeit für den Kinderschutz eine entscheidende Rolle. Wo es notwendig ist, nutzen wir die Möglichkeit der Notbetreuung in Kitas und Schulen, die ein wichtiges Element für den Kinderschutz war und ist. Das war für Alleinerziehende und belastete Familien enorm wichtig. Wir als Stadtgesellschaft stehen mitten in der Aufgabe, die am meisten von den sozialen Folgen der Pandemie Gefährdeten bestmöglich vor größeren Schäden zu bewahren. Hier wird das Sozialreferat gemeinsam mit allen notwendigen Kooperationspartner*innen im Rahmen des Möglichen weiterhin unterstützen, helfen, beraten und begleiten.“

Alle Beratungsangebote, alle ambulanten Angebote, die heilpädagogischen Tagesstätten, die frühen Hilfen, die Familienzentren, genauso wie die Kinder- und Jugendzentren, die sozialpädagogischen Lernhilfen, die Schulsozialarbeit und JADE sind immer in Kontakt mit den Familien, Kindern und Jugendlichen geblieben und haben unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsbestimmungen auch persönlichen Kontakt ermöglicht. Auch die Streetwork arbeitet während des gesamten Lockdowns relativ normal weiter über Einzelkontakte mit Sicherheitsabstand.

Das Sozialreferat hat eine einheitliche Telefonnummer für die Erreichbarkeit der Sozialbürgerhäuser für Bürger*innen in sozialen und wirtschaftlichen Notlagen installiert. Das Servicetelefon 233-96833 ist die erste Anlaufstelle für Bürger*innen.