Stadtrat beschließt Benennung für 13 neue Straßen und Plätze

Stadtrat beschließt Benennung für 13 neue Straßen und Plätze
Symbolbild

Große Politiker, starke Frauen und Münchner Unternehmer – das ist ein Querschnitt der verdienten Persönlichkeiten, nach denen künftig in München Straßen und Plätze benannt werden. Der Kommunalausschuss des Stadtrats hat – neben der Benennung des Hans-Jochen-Vogel-Platzes − jetzt folgende Ehrungen beschlossen:
Im 24. Stadtbezirk Feldmoching- Hasenbergl entsteht östlich der Hochmuttinger Straße ein größeres Wohngebiet. Dort gibt es künftig die
Lilli-Kurowski-Straße benannt nach Lilli Kurowski (1939 bis 2019). Sie war Juristin, Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin. Die Münchnerin engagierte sich insbesondere gegen Frauenarmut und Gewalt an Frauen.
Marie-Juchacz-Straße benannt nach Marie Juchacz (1879 bis 1956). Sie war Mitbegründerin und erste Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, hielt als erste Frau eine Rede in der Weimarer Nationalversammlung.
Max-Kustermann-Platz benannt nach Max Kustermann (1825 bis 1901). Er übernahm 1848 die Eisenwarenhandlung seiner Eltern und gründete einen Fabrikationsbetrieb für Stahlbauteile, der an der Errichtung verschiedener Brücken in München und dem Hauptbahnhof nach 1945 beteiligt war.
Amsi-Kern-Weg benannt nach Amsi Kern (1922 bis 2002). Sie begann Ende der 1930er-Jahre ihre Karriere als Schauspielerin im Münchner Theater am Platzl. Sie leitete das Tegernseer Volkstheater und das Chiemgauer Volkstheater.
Erika-Fuchs-Weg benannt nach Erika Fuchs (1906 bis 2005). Sie war ab 1951 die Chefredakteurin der deutschen Ausgabe der Comiczeitschrift Micky Maus. Ihre Wortschöpfungen (stöhn, bibber, zitter…) beeinflussten auch in erheblichen Maße die Umgangssprache.
Ludwig-Beck-Straße benannt nach Ludwig Beck (1832 bis 1885). Er eröffnete 1861 eine Werkstätte für Knöpfe und Posamenten. Ab 1876 belieferte er die Schlösser von König Ludwig II.
Im Neubaugebiet der Bayernkaserne in Schwabing-Freimann findet sich auf vier Straßen und Plätzen das Thema Politik wieder:
Helmut-Kohl-Allee benannt nach Helmut Kohl (1930 bis 2017). Er war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler. Der CDU-Politiker war maßgeblich an der Wiedervereinigung Deutschlands beteiligt.

Guido-Westerwelle-Platz benannt nach Guido Westerwelle (1961 bis 2016). Er war Jurist und Politiker, Bundesvorsitzender der FDP, ab 1996 Abgeordneter im Deutschen Bundestag, 2009 bis 2013 war er Bundesaußenminister.

Henny-Seidemann-Straße benannt nach Henny Seidemann (1922 bis 2012). Sie stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Familie, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fliehen musste. 1957 kehrten Mutter und Tochter nach Deutschland zurück. Henny Seidemann kümmerte sich um traumatisierte Holocaust-Überlebende und war Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Friederike-Nadig-Allee benannt nach Friederike Nadig (1897 bis 1970). Sie setzte als SPD-Politikerin im Parlamentarischen Rat im Grundgesetz die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durch. Sie war von 1949 bis 1961 Mitglied im Deutschen Bundestag.

Das ehemalige Junkersgelände in Allach wird künftig von der neu gebauten Thea-Knorr-Straße erschlossen, benannt nach Thea Knorr (1903 bis 1989), die1931 ihren Pilotenschein erwarb und Langstreckenflüge auf den Balkan und nach Afrika absolvierte. Später wurde sie bei der Luftwaffe als Überführungsfliegerin eingesetzt und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach Ende des 2. Weltkrieges erwarb sie die Lizenz zur Hubschrauberpilotin.

In Thalkirchen ist auf Antrag der Bezirksausschüsse 6 und 19 ein Teilstück der Straße „Am Isarkanal“ umbenannt worden – und zwar in Kurt-Licht- witz-Straße, benannt nach Kurt Lichtwitz (1881 bis 1933), der als jüdischer Arzt die ehemalige „Wasserheilanstalt Bad Thalkirchen“ zu einer modernen Klinik umbaute. Auf dem Klinikgelände organisierte er tägliche Speisungen, um der armen Bevölkerung in der Wirtschaftskrise zu helfen. Er kam unter ungeklärten Umständen ums Leben.

Kommunalreferentin Kristina Frank: „Eine Straße zu benennen ist die höchste Ehre, die die Stadt München vergeben kann. Und gleichzeitig reflektiert eine Straßenbenennung, was einer Stadt wichtig ist. An den so geehrten Menschen sieht man, was München ausmacht: Das sind unter anderem starke Frauen, die bereits Anfang und Mitte des vorigen Jahrhunderts Gleichberechtigung vorangetrieben haben. Politiker, die für ein verein- tes Europa und die Wiedervereinigung gekämpft haben, Künstlerinnen, die ihre Branche maßgeblich geprägt haben und Holocaust-Überlebende, die sich für ein ‚Nie Wieder!‘ wiedereingesetzt haben.“