Statistik 2022 „Gewalt gegen Polizeibeamte“ im Zuständigkeitsbereich der Münchner Polizei

Symbolbild

Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel stellte am Freitag, 19.05.2023, im Rahmen einer Pressekonferenz das Lagebild für das Polizeipräsidium München zur Thematik „Gewalt gegen Polizeibeamte“ für das Jahr 2022 vor.

Im vergangenen Jahr wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München insgesamt 1.510 und damit um 5,3 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr 2021 (1.434) verzeichnet. Etwas mehr als jeder Fünfte aller Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in Bayern wurde damit in der Stadt oder im Landkreis München begangen. Die Zahl der verletzten Beamtinnen und Beamten hat somit einen Höchststand in den zurückliegenden zehn Jahre erreicht.

Der Polizeipräsident betont: „Wir müssen die schützen, die uns schützen!“

Der Großteil der erfassten Fälle setzt sich aus den Delikten Beleidigung (30,1 Prozent, -90 auf 455 Fälle), tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte (34 Prozent, +110 auf 513 Fälle) und Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte (24,8 Prozent, +39 auf 374 Fälle) zusammen.

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 3630 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, statistisch gesehen ca. 2/3 aller Münchner Polizistinnen und Polizisten, durch einen derartigen Vorfall betroffen. 610 erlitten dabei sogar Verletzungen. Die Vorfälle ereigneten sich vor allem im Bereich von öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen bei alltäglichen Einsätzen des Wach- und Streifendienstes.

Es wurden 1.327 Tatverdächtige bei diesen Straftaten ermittelt, wovon 81,6 Prozent erwachsen und 82,4 Prozent männlich waren. 52,5 Prozent standen bei der Tat unter Alkoholeinfluss. Im Vergleich mit der Alkoholisierungsquote der Tatverdächtigen der Gesamtkriminalität (13,4 Prozent) sowie der Tatverdächtigen im Bereich der Gewaltkriminalität (28,6 Prozent) lässt sich erkennen, dass die Alkoholisierungsquote im Bereich Gewalt gegen Polizeibeamte deutlich höher ausfällt.

Um im täglichen Dienst auf derartige Situationen gut vorbereitetet zu sein, werden alle Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte jedes Jahr in regelmäßigen und verpflichtenden Einsatztrainings auf solche Ausnahmesituationen professionell vorbereitet. Vermeintliche Routineeinsätze bergen Gefahren, da die Einsatzkräfte bei diesen Einsätzen oft unvorhergesehen mit sehr unklaren, dynamischen und unübersichtlichen Situationen konfrontiert sind. Die Beamtinnen und Beamten müssen häufig unter hohem Druck innerhalb von Sekundenbruchteilen wichtige taktische Entscheidungen treffen.

Aktuelle Fälle zeigen wie schnell sich alltägliche und anfangs harmlose Situationen verändern können. So z. B. eine Bedrohungssituation in Schwabing, bei welcher ein Polizeibeamter einen 17-Jährigen am 05.05.2023, gegen 10:40 Uhr, kontrollieren wollte und dieser daraufhin den Polizeibeamten und einen unbeteiligten Passanten mit einer Schusswaffe bedrohte (siehe 1. Nachtrag zur Medieninformation 735. vom 08.05.2023).

Mit dem Polizeilichen Einsatztraining (PE) bereitet das Polizeipräsidium München seine Polizistinnen und Polizisten seit Jahren bestmöglich auf vielfältige Gefahrenlagen vor, damit diese darauf vorbereitet sind, binnen Sekunden Entscheidungen treffen zu können, die unter Umständen mit weitreichenden Folgen verbunden sein könnten.  Da es kein „Schema F“ für die Einsatzabarbeitung gibt, versuchen die Trainerinnen und Trainer für polizeiliches Einsatzverhalten ihren Kolleginnen und Kollegen Handlungsoptionen aufzuzeigen. Im PE können die Beamtinnen und Beamte auch Taktiken ausprobieren und Fehler reflektieren, was in der Einsatzrealität nicht möglich ist oder auch dramatische Folgen haben könnte. In den Einsatztrainings können das taktische Vorgehen und die Wahl des richtigen Einsatzmittels geprobt werden, ohne die eigene Gesundheit oder die von anderen zu gefährden.