Surfen an der Floßlände: Stadt will optimale Welle erzeugen

Die Zeit bis zum Beginn der Floß- und Badesaison im Mai nutzen die Münchner Stadtverwaltung und die Stadtwerke München GmbH (SWM) derzeit, um Tests an der Floßlände in Thalkirchen zu machen. Ziel ist, eine surfbare Welle an der Floßlände zu erzeugen und zugleich die unterschiedlichen Bedürfnisse von Wasserkraft, Flößern, Kanutinnen und Kanuten, Surferinnen und Surfern und den Badegästen im Naturbad Maria Einsiedel in Einklang zu bringen. Der Grund: Seit vergangenem Jahr ist die Surfwelle nicht mehr stabil, obwohl sich an den Wassermengen, die im Ländkanal fließen, nichts geändert hat. Eine surfbare Welle entsteht nur unter bestimmten Voraussetzungen. Entscheidend ist zum einen der Pegel der Lände, zum zweiten die Wassermenge, die vom Sektorwehr in den Ländkanal geschickt wird. Ist der Pegel der Lände zu niedrig, dann können die Flößer in der Lände nicht anlanden. Fließt zu viel Wasser vom Sektorwehr in den Ländkanal, dann besteht die Gefahr, dass die Fließgeschwindigkeit im Kanalabschnitt des Naturbades Maria Einsiedel zu hoch wird. Ein niedriger Pegelstand in der Lände und eine hohe Abflussmenge sind aber wiederum für eine gut surfbare Welle notwendig.

Bis zur Eröffnung des Naturbades Maria-Einsiedel Mitte Mai sollen jetzt unterschiedliche Wassermengen durch den Ländkanal geschickt werden. Es soll erprobt werden, wie Flößer, Kanutinnen und Kanuten Surferinnen und Surfer und die Badegäste im Naturbad Maria Einsiedel unter den gegebenen Rahmenbedingungen gleichzeitig das Isarwasser nutzen können.

Wassernutzung am Ländkanal
Von Mai bis September stellen die SWM für den Ländkanal Wasser zur Verfügung, um den Floßbetrieb zu gewährleisten. Ein Teil des Wassers fließt dann nicht zum Wasserkraftwerk Isarwerk 1 sondern in die Lände. Das Wasser im Werkkanal wird in erster Linie für die Erzeugung von regenerativer Energie (Isarwerk 1) verwendet. In den vergangenen Jahren sind Versuche unternommen worden, parallel zum Floßbetrieb und zur Energiegewinnung eine Welle für die Surferinnen und Surfer zu erzeugen. Dafür wurden die tagsüber durch den Kanal geschickten Wassermengen zeitlich verschoben. In der vergangenen Saison hat sich heraus gestellt, dass diese zeitliche Verschiebung dazu führt, dass tagsüber in manchen Stunden bis zu 10 Kubikmeter/Sekunde Wasser und mehr in den Ländkanal fließen. 2014 hatte dies Auswirkungen auf die Fließgeschwindigkeit im Kanalabschnitt im Maria-Einsiedel-Bad. Sie war deutlich erhöht. Teilweise waren Wege entlang des Kanals überschwemmt. Daraufhin hat das RGU als Untere Wasserrechtsbehörde und in Absprache mit allen Beteiligten das Wasser auf 8,4 Kubikmeter/Sekunde zum Schutz der Badegäste gedrosselt. Ein Wellenritt an der Floßlände war deshalb nicht mehr möglich.

Fragiles System am Isarkanal
Auch diverse technische Veränderungen an der Welle brachten bislang noch nicht den gewünschten Erfolg. So wurde bereits vergangenes Jahr versucht, das Wasser mit Holzeinbauten zu lenken; kürzlich wurde zudem die Gewässersohle im Bereich der Surfstelle verändert. Außerdem wurden die Sohle des Ländkanals und die Betonwände an der Welle geglättet, damit das Wasser schneller fließen kann. Die SWM haben zudem den Kanal im Naturbad gereinigt. Schon kleinste Veränderungen wie beispielsweise das Wachstum von Wasserpflanzen können die Fließgeschwindigkeit nachhaltig beeinflussen. So hat sich auch herausgestellt, dass nahe der Welle die Wasserpest (eine krautartig wachsende Pflanze) verstärkt wächst. Weil diese Pflanzen im Ländbecken enorm schnell wachsen und eine Höhendifferenz beim Wasserspiegel bewirken können, ist häufigeres Mähen erfolgversprechend. Alle Beteiligten hoffen auf einen Erfolg der Tests im Zusammenwirken mit den genannten Maßnahmen. Jedoch muss die Sicherheit der Badegäste im Naturbad Maria-Einsiedel sowie das sichere Anlanden der Flöße jederzeit gewährleistet sein. Überdies wird eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die das von vielen Faktoren bestimmte und fragile System vom Werkkanal bis zur Floßlände erläutert. Auf Basis dieser Studie könnten möglicherweise weitere Umbauten entwickelt werden, die einerseits die Welle optimieren, andererseits aber auch den Anforderungen an die Floßlände gerecht werden.

Eisbachwelle nur für Geübte
In München stehen zwei Surfspots zur Verfügung – die Eisbachwelle im Englischen Garten und die Welle an der Floßlände. Während die Eisbachwelle nur für geübte Sportlerinnen und Sportler geeignet ist, wird die Welle in Thalkirchen vor allem von Ungeübten als Trainingsplatz genutzt.  Stadtverwaltung, SWM und die Interessensgemeinschaft Surfen e.V. stehen in einem regelmäßigen und sehr guten Austausch, um beide Wellen bestmöglich bereit zu stellen.