Tierisch spannend: In Hellabrunn steht eine Nashorn-Geburt direkt bevor

Foto: Marisa Segadelli

Die werdende Panzernashorn-Mutter Rapti ist gesund und munter – und somit startklar für die baldige Geburt.

Sie ist ein bisschen nervöser und wachsamer als vor ihrer Trächtigkeit, spitzt oft die Ohren und reagiert sensibler auf Geräusche und Gerüche. Ein großes Ereignis steht bevor: Nashorn-Dame Rapti wird innerhalb der kommenden 14 Tage ein Baby auf die Welt bringen.

Ansonsten ist in Hellabrunns Nashornhaus alles wie gehabt, Raptis Tagesablauf gestaltet sich wie immer: Morgens badet sie gerne. Allgemein schläft und döst sie viel. Und zu ihrer täglichen Futterration gehören – wie auch vor ihrer Trächtigkeit – Heu (22 kg), Gras (4 kg), Steckrüben, Karotten und Gurken (zusammen 6 kg). Außen- und Innenanlage kann die Panzernashorn-Dame nach Belieben wechseln. Nur eins hat sich hier geändert: Der Wassergraben wurde vorsorglich ausgelassen, da sonst die Gefahr besteht, dass ein Jungtier ertrinkt. Innen wird das Badebecken aus diesem Grund mit einem Netz abgetrennt.

„Wir warten gespannt auf die Geburt des kleinen Panzernashorn-Babys, das mit großer Wahrscheinlichkeit noch im August auf die Welt kommen wird. Rapti geht es sehr gut. Nun hoffen wir, dass die Geburt komplikationslos verläuft und das Jungtier kerngesund ist.“, sagt Zoodirektor Rasem Baban und ergänzt: „Indische Panzernashörner sind stark vom Aussterben bedroht. Aus diesem Grund ist Nachwuchs im Zoo mit dem Ziel der Arterhaltung besonders wichtig. Rapti ist zudem ein genetisch sehr wertvolles Nashorn, da es aus Nepal stammt.“

Nashorn-Dame Rapti hat seit Beginn ihrer Trächtigkeit rund 150 Kilogramm zugenommen und bringt momentan 1.985 Kilogramm auf die Waage. Bei der Geburt wiegt ein Nashorn-Jungtier zwischen 50 und 60 Kilogramm. Der erfolgreiche Deckakt fand bei Rapti und Niko in der Nacht vom 25. auf den 26. April 2014 statt. Seitdem verläuft die Trächtigkeit, die bei Panzernashörnern zwischen 460 und 490 Tage (etwa 16 Monate) dauert, unauffällig und ohne Probleme.

Bei vorhergehenden Trächtigkeiten bzw. Jungtieren gab es Komplikationen: Am 22. September 2012 brachte Rapti nach 16 Monaten Tragzeit einen kleinen Nashorn-Bullen zur Welt. Der rund 50 Kilogramm schwere Nachwuchs wirkte kurz nach der Geburt gesund, verstarb aber am dritten Lebenstag an einer Infektion, die er sich vermutlich bereits im Mutterleib zugezogen hatte. Die Ursache konnte auch mittels ausführlicher pathologischer Untersuchungen nicht geklärt werden. Vor zehn Jahren hatte die Panzernashorn-Mutter als Erstgebärende eine Totgeburt. Bei Erstgeburten sind die Überlebenschancen jedoch allgemein, in Zoos wie auch in der freien Wildbahn, eher gering. Auf Empfehlung des europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) sollen Rapti und Niko (beide 26 Jahre alt) nun erneut für Nachwuchs bei den im Freiland stark bedrohten Panzernashörnern sorgen.

Infos zu den beiden Hellabrunner Panzernashörnern

Die Panzernashörner Niko und Rapti kennen sich bereits seit 1990. Damals reiste die im August 1989 geborene Rapti aus ihrer Heimat Nepal nach München, kurz darauf kam Niko (geboren am 27.11.1988) aus der Wilhelma in Stuttgart in den Münchner Tierpark.

Allgemeine Infos zum Indischen Panzernashorn

Das Panzernashorn ist mit einer Schulterhöhe von bis zu 185 Zentimetern und einem Gewicht von mehr als 2.000 Kilogramm das größte unter den drei asiatischen Nashornarten. Im Gegensatz zu seinen beiden afrikanischen Verwandten und dem Sumatra-Nashorn trägt es – wie das Java-Nashorn  – nur ein Nasenhorn, das eine Länge von 20 Zentimetern erreichen kann. Panzernashörner reiben ihr Horn gerne am Untergrund oder an Steinen, was dazu führt, dass die Hörner meist relativ kurz und abgenutzt sind.

Heute ist der Lebensraum des Indischen Panzernashorns auf wenige Gebiete in Bhutan, im südlichen Nepal, dem Terai Arc-Bogen und auf sieben Rückzugsgebiete in den beiden indischen Bundesstaaten Westbengalen und Assam beschränkt. Etwa 2.750 Panzernashörner leben in freier Wildbahn. Neben dem Lebensraumverlust wurde den Nashörnern vor allem die Jagd auf ihr Horn zum Verhängnis. Ihr Nasenhorn wird in der traditionellen asiatischen Medizin hochgeschätzt, hat aber nachweislich keinen medizinischen Nutzen, da es größtenteils aus Keratin besteht, genau wie menschliche Fingernägel.