Tierpark Hellabrunn: Großer Gesundheitscheck bei Orang-Utan Bruno

Foto: Tierpark Hellabrunn

München, 27.06.2017. Ein siebenköpfiges Ärzteteam untersuchte kürzlich Hellabrunns ältesten Orang-Utan, den 48-jährigen Bruno. Dafür wurde der Menschenaffe in Narkose gelegt. Neben dem Veterinär-Team des Tierparks waren auch ein Human-Kardiologe, ein tierärztlicher Ultraschallspezialist, sowie ein Human- und ein Veterinärmediziner für Zahnheilkunde vor Ort dabei.

Es war bereits der zweite große Gesundheitscheck nach 2012, bei dem das Orang-Utan-Männchen Bruno in Narkose gelegt und wortwörtlich auf Herz und Nieren untersucht wurde.

2012, als es Bruno längere Zeit schlecht ging, wurde bei ihm unter anderem eine Zahnwurzelbehandlung durchgeführt. Außerdem stellte das Tierärzte-Team damals fest, dass Bruno einen Herzinfarkt erlitten hatte und daraus resultierend unter Kreislaufproblemen litt. Seit diesem Befund bekommt Bruno kreislaufunterstützende Medikamente. „Ähnlich wie bei älteren Menschen verhält es sich auch bei Tieren, die ein gewisses Alter erreicht haben“, so die Leitende Tierärztin des Tierparks, Dr. Christine Gohl. Weiter erklärt sie: „Bruno hat mit seinen 48 Jahren inzwischen ein stattliches „Senioren“-Alter erreicht. Um ihm auch weiterhin eine gute Lebensqualität zu ermöglichen, ist es notwendig, seine Gesundheit in regelmäßigen Abständen ausführlich zu untersuchen.“

Als Ende 2016 das Allgemeinbefinden von Bruno wieder schlechter wurde, beschlossen Hellabrunns Tierärzte und Tierpfleger gemeinsam, einen weiteren Gesundheitscheck in Narkose durchzuführen. „Eine so große Untersuchung ist bei Primaten mit enormem Aufwand verbunden. Daher bedarf es einer wochenlangen, ausführlichen Planung. Da wir Bruno von Kopf bis Fuß untersuchen wollten, stellten wir für diese Operation ein Ärzte-Team mit Spezialisten aus den verschiedenen Bereichen zusammen“, erklärt Dr. Christine Gohl. Bei der Operation Ende Mai waren daher neben den drei Hellabrunner Tierärzten ein Human-Kardiologe, ein tierärztlicher Ultraschall-Spezialist, ein Human-Zahnarzt, ein Spezialist für Tierzahnheilkunde sowie sieben Tierpfleger anwesend.

Während der zweistündigen Narkose wurden dem Orang-Utan vier Zähne gezogen, die ihm Beschwerden gemacht hatten. Teil des Gesundheitschecks waren zudem ein Blutcheck, ein EKG und eingehende Ultraschalluntersuchungen von Herz, Nieren und weiteren Organen. Die Ergebnisse der Untersuchung fasst Dr. Christine Gohl zusammen: „Da Bruno nach wie vor sehr schlechte Zähne hat, ist eine zweite Zahn-Operation in absehbarer Zeit notwendig. Außerdem hatte Bruno in der Zeit von 2012 bis heute einen zweiten Herzinfarkt.“

Nach der Entfernung der erkrankten Zähne kann Bruno nun wieder ganz normal und schmerzfrei fressen. Darüber hinaus bekommt er weiterhin herz- und kreislaufunterstützende Medikamente.

Es gab auch gute Nachrichten bei dem Gesundheitscheck: Auch wenn Herz und Zähne des Orang-Männchen immer wieder Sorge bereiten, sind Organe wie Niere und Leber des 48-jährigen in einem guten gesundheitlichen Zustand. Außerdem wiegt Bruno trotz des altersbedingten Muskelabbaus noch stattliche 88 Kilogramm. Zum Vergleich: 2012 wog er 91 Kilogramm.

Wer Bruno in den letzten Wochen beobachtet hat, dem wird ebenfalls aufgefallen sein, dass das lange und zottelige Fell des Orang-Utans von den verfilzten Strähnen am Hintern befreit wurde.

 Im Tierpark Hellabrunn kümmern sich drei Tierärzte täglich um die Gesundheit der tierischen Bewohner. Dabei sind die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Tierpflegern, die die Tiere tagtäglich betreuen und jede kleinste Unstimmigkeit beobachten, wichtig. Da gerade Wildtiere die Anzeichen einer Erkrankung oder Schwäche möglichst lange verbergen, lassen sich manche Krankheiten erst sehr spät erkennen. Häufig ist eine regelmäßige Blutabnahme, ein Ultraschall oder andere Untersuchung an den Tieren nur im Rahmen einer Narkose möglich. Dies ist immer mit einem enormen Aufwand verbunden, sodass vorab genau abgewogen wird, wann und ob man ein Tier in Narkose legt, um jedes unnötige Risiko für den tierischen Patienten zu vermeiden.