Tourismus in Oberbayern zieht positive Sommerbilanz 2021

Tourismus in Oberbayern zieht positive Sommerbilanz 2021 (20 von 20)
(vl) Lars Bengsch, Oswald Pehel, Ralf Zednik, Klaus Stöttner, Susanner Lengger, Peter Inselkammer

Tourismusbranche hat den Härtetest überstanden, braucht aber weiter Unterstützung

Oberbayern war auch im Sommer 2021 wieder ein begehrtes Ziel für Urlauber. Die Gästezahlen liegen zwar größtenteils noch unter denen aus der Vor-Corona-Zeit, die Tendenz der Sommermonate macht aber Hoffnung. Im zweiten Jahr der Pandemie ist die Tourismusbranche in Oberbayern auf dem Weg, sich wieder zu erholen. Dies geht aus der aktuellen Übernachtungsstatistik hervor, die der Tourismus Oberbayern München (TOM) e.V. heute in München vorgestellt hat. Klaus Stöttner, Präsident des TOM e.V., zieht eine positive Bilanz: Die Branche habe den Härtetest bestanden und sich auf die aktuellen Herausforderungen gut eingestellt. Der TOM e.V. hat die Destinationen und Betriebe als starker Servicepartner unterstützt, trotzdem brauche die Tourismussektor als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Oberbayern, weiter finanzielle Hilfe. Gerade in den Städten seien attraktive Events nötig, um den weiterhin spürbaren Rückgang im Businessbereich und das Stadt-Land-Gefälle wieder auszugleichen. Insgesamt wünscht sich der TOM e.V. eine größere Aufmerksamkeit für den Tourismus und führt daher eine umfangreiche Kampagne durch. „Der Tourismus ist DIE Marke Bayerns und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Bayern mit enormem Potential. Damit wir dieses nutzen können, brauchen wir Perspektiven, Wertschöpfung und Wertschätzung“, so Stöttner weiter.

Zahlen teilweise auf Vor-Corona-Niveau

Lars Bengsch, Geschäftsführer dwif-Consulting GmbH, sprach von einem positiven Trend im Sommer. Nach dem Lockdown steigen die Zahlen wieder deutlich. Zwar seien die Übernachtungszahlen in gewerblichen Betrieben in Oberbayern in den ersten acht Monaten des Jahres (Januar bis August 2021) um 17,7% im Vergleich zu 2020 zurück gegangen (zu 2019 um 51,7%) und liegen damit noch leicht unter den Deutschlandwerten (-15% im Vergleich zu 2020, -46,8% im Vergleich zu 2019). Campingplätze und Ferienwohnungen schnitten dabei besser ab als die Hotels. Doch die Tendenz der Sommermonate macht Hoffnung: Im Zeitraum Juni bis August 2021 haben die Übernachtungszahlen in Oberbayern die des Vorjahres deutlich übertroffen, in den Ferienregionen nähern sie sich sogar dem Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. So erreichte etwa die Region Pfaffenwinkel 9,4% mehr Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr und liegt damit nur noch knapp (-2,2%) unter den Zahlen von 2019. Das Tölzer Land, die Region Chiemgau-Chiemsee sowie die Zugspitzregion konnten im Sommer 2021 ebenfalls Werte erreichen, die nur noch minimal unter denen vom Vor-Corona-Sommer 2019 liegen. Die Buchungen bis Mitte September 2021 sind laut Aussage aus den Regionen ebenfalls vielversprechend. Insgesamt nahmen die Übernachtungszahlen im Regierungsbezirk Oberbayern im August wieder deutlich zu (+16,2%). Dabei stieg die Zahl der Übernachtungen aus dem Ausland mit einem Plus von 37,3% besonders stark. Auch haben Gäste, die den Haupturlaub normalerweise eher im Ausland verbringen, in diesem Jahr wieder Urlaub in Oberbayern gemacht, was sich in einer längeren durchschnittlichen Aufenthaltsdauer niederschlägt.

Die Gäste kommen zurück in die Städte

München war durch den Rückgang der Gäste aus den so wichtigen internationalen Märkten besonders betroffen – der Rückgang gegenüber der Vor-Corona-Zeit beträgt hier fast 80%. Hinzu kommt, dass München durch den zeitweiligen Wegfall von Messen und Tagungen und dem sehr eingeschränkten Geschäftsreiseverkehr zusätzliche Einbußen verkraften musste. „Mit der erstmals in München veranstalteten Mobilitätsmesse IAA Mobility ist der Messebetrieb in München nach dem Lockdown aber nun wieder angelaufen“, erklärte Ralf Zednik in Vertretung von Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München. Dazu hat sich München durch eine Reihe von attraktiven neuen Formaten wie „Sommer in der Stadt“ und „Wirtshauswiesn“ wieder zurückgemeldet und kann eine zunehmende Zahl an Hotelbuchungen verzeichnen. „Zwar fehlen immer noch die internationalen Gäste in der Stadt, wir freuen uns aber, dass wir dafür mehr Übernachtungen aus Deutschland verbuchen konnten und sind zuversichtlich, dass wir mit dem Christkindlmarkt, der wieder stattfinden kann, weitere Gäste gewinnen können.“ Peter Inselkammer, Geschäftsführer des Platzl Hotel München, teilt die Zuversicht von Clemens Baumgärtner und freut sich ebenfalls über die Belebung der Innenstadt durch die Events in München. Er sieht eine positive Tendenz in der gesamten Branche: „Es hat mich sehr gefreut zu erleben, dass unsere Gäste wieder in unsere Wirtshäuser und Hotels zurückkommen wollen. Der Sommer 2021 hat unter anderem eines gezeigt: Die Menschen möchten wieder etwas in Gesellschaft erleben, sie sind bereit, mehr auszugeben und schätzen im Besonderen die Dienstleistung unserer Branche.“   

Ländliche Regionen melden große Nachfrage und längere Verweildauer

Auch die ländlichen Tourismusregionen wurden von der Corona-Krise massiv getroffen, erklärt Susanne Lengger, Geschäftsführerin Tourismusverband Pfaffenwinkel, die aber auch einen positiven Trend ausmacht: Zwar wurden 2021 von Januar bis August etwa 25% weniger Übernachtungen als im Vergleichszeitraum 2019 verzeichnet. Im August 2021 allerdings wurden 11% mehr Übernachtungen in gewerblichen Betrieben als im August 2020 und sogar 10% mehr als im August 2019 gemeldet. Lengger freut sich, dass die ländlichen Regionen im Alpenraum – und dazu zählt auch noch das Alpenvorland im Münchner Einzugsgebiet – in beiden Pandemiejahren nach den Lockdownphasen stark nachgefragt waren und, dass neue Angebote die Stadt mit dem ländlichen Raum der Umgebung vernetzen, wie z.B. die Wasserradlwege oder die Radltour durch die MuSeenLandschaft Expressionismus. Außerdem wurde die Region wieder verstärkt für längere Urlaubsreisen genutzt. „Für den Pfaffenwinkel ist es wichtig, den positiven Nachfrageschub durch neue Zielgruppen mit in die Zukunft zu nehmen und diese Gäste auch nach der Pandemie für einen Urlaub im eigenen Land zu begeistern. Dazu braucht es einerseits eine kontinuierliche Investition in die Angebotsqualität, andererseits aber auch eine Steigerung der Attraktivität der Branche als Arbeitgeber, um in den Betrieben auch einen guten Service bieten zu können.“

Die Branche braucht weitere Unterstützung

Die Tourismusbranche in Oberbayern hat in der Krise neue Projekte entwickelt und vernetzende Produkte und Angebote wie den Ausflugsticker und die GeHEIMATorte-Kampagne entwickelt. Der TOM e.V. hat sich dabei als verlässlicher Partner der Betriebe gezeigt und nicht nur über aktuelle Richtlinien und Fördermöglichkeiten informiert, sondern auch konkrete Beratung geleistet. „Die Branche hat mit viel Kraft, Engagement und Kreativität bewiesen, dass sie mit der Krise umgehen kann“, zieht Klaus Stöttner, der Präsident des Tourismus Oberbayern München (TOM) e.V. Bilanz. „Die touristischen Betriebe in Oberbayern haben gezeigt, dass sie trotz ständig wechselnder Regelungen, fehlender Planungssicherheit für Leistungsträger und Reisende und neuer Besucherströme flexibel und gut aufgestellt sind“. Viele Leistungsträger seien aber an die Grenzen ihrer Existenz gegangen und benötigten weitere Hilfen. Der TOM e.V. begrüßt das aktuelle Tourismuspaket ‚Tourismus in Bayern – Fit für die Zukunft‘ des Freistaats Bayern, spricht sich aber für weitere Förderprogramme zu Themen wie Investitionshilfen in Digitalisierung und Belebung des Städtetourismus aus. Ebenso wie der DEHOGA weist der TOM e.V. darauf hin, dass Betriebe nicht nur finanzielle Förderung benötigen, sondern auch einen Bürokratieabbau, damit sie sich aus eigener unternehmerischer Kraft wieder regenerieren und wachsen können. Als große Herausforderung in Stadt und Land bezeichneten die Touristiker den Personalmangel in der Gastronomie und Hotellerie, der das nun wieder aufkeimende Wachstum bremse.

Kampagne zur Stärkung des Tourismus vor Ort

„Wie wichtig der Tourismus in Oberbayern ist, haben wir in den vergangenen Jahren gesehen“, betont Stöttner weiter. Trotzdem werde die Branche oft noch unterschätzt, sowohl von der Politik als auch von der Bevölkerung. Dem will der Tourismusverband mit einer Kampagne entgegenwirken. Zentrales Element ist die Tourismuswoche Obernbayern, die der TOM gemeinsam mit vielen Partnern und Partnerinnen vom 15. bis 20. November 2021 veranstaltet. Jeden Tag steht dabei ein anderes Thema im Fokus: von der Digitalisierung über die Arbeitswelt und die Tourismuswirtschaft bis zum „Tag der Tourist-Infos“.
 
Weitere Informationen:  https://top.oberbayern.de