Träume, Trennungen, Schallplatten und ein neues Album – Kodaline im Interview

Vier Jungs und der große Traum von der Musiker-Karriere – die Band Kodaline hat geschafft, wovon viele träumen: ihr Song „All I want“ war auf den Soundtracks von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, „Grey’s Anatomy“ und „Vampire Diaries“ zu hören, „High Hopes“ schaffte es auf den Soundtrack von „Fack ju Göhte“, es folgte ein Plattenvertrag bei Sony und nun eine Tour mit Superstar Olly Murs. Die Studioaufnahmen für ihr Album sind abgeschlossen – und neben der Albumveröffentlichung wird es im nächsten Jahr auch eine Welttournee geben.

Wir haben die vier sympathischen Jungs zum Interview getroffen und sind überzeugt: Kodaline hat mit ehrlichem Charme, vier bodenständigen, guten Musikern und großem Talent das Zeug dazu, die Musikwelt zu erobern. Wir haben mit Ihnen über Träume, Trennungen, Schallplatten und das neue Album gesprochen.

SC: Euer Bandname „Kodaline“ hat ja – wie auf Eurer Homepage zu lesen ist – keinerlei Bedeutung … wäre es nicht cool, sich irgendeine verrückte Story dazu auszudenken? Ihr werdet das ja bestimmt oft gefragt …

Mark: Wir haben es ein paar Mal versucht, uns eine Geschichte dazu einfallen zu lassen … tatsächlich wirkt keiner wirklich happy damit, dass wir jedes Mal wieder sagen, dass es keine Story zu erzählen gibt … Wir sind gut im Musik-Machen – aber eben leider nicht so gut darin, Geschichten zu erfinden.

Vinny: Ich glaube, wir sind einfach ausgegangen und hatten ein paar Bierchen. Ansonsten gibt’s keine Story dazu … (alle lachen)

SC: „All I want“ war Euer erster großer, internationaler Erfolg – was für ein Gefühl war es, als ihr Euren Song zum ersten Mal im Radio gehört habt?

Jason: Das war total komisch! Wir haben unseren Song das erste Mal im Radio gehört, als wir Richtung Belgien gefahren sind. Es war ungefähr drei Uhr nachts, wir waren auf unserer allerersten Tour, alle ein wenig platt und gemeinsam in unserem Tourbus unterwegs. Als das Lied dann plötzlich im Radio lief, dachte ich mir nur: „Waaaaaaas?????!!!!!“ Es war wirklich ziemlich surreal. Das ist es auch heute irgendwie noch, wenn wir unsere Songs im Radio hören. Das gute an diesem Moment war einfach, dass wir gerade alle zusammen waren – das war schon echt der Hammer.

Vinny: Erstmal haben wir nachgeschaut, ob wir nicht vielleicht gerade eine unserer CDs laufen haben…

SC: Und wie ist es heute, wenn ihr Eure Songs im Radio hört, zum Beispiel beim Autofahren – singt ihr dann lauthals mit?

Alle einstimmig: Nein!!!!!!

Jason: Ganz ehrlich, wenn ich irgendwo in der Öffentlichkeit bin, dann mache ich mich lieber ganz klein … und wenn es geht, dann wechsle ich schon mal das Radioprogramm… (lacht)

Mark: Hm … also, wenn ich alleine bin, dann singe ich schon mit…

Vinny: Was jetzt? Echt??? (es folgt lautes Gelächter von allen)

SC: Eure neue Single „Love like this“ wird auch auf Schallplatte veröffentlicht werden. Ich verstehe ja, warum man ein Album als Schallplatte herausbringt – aber warum eine Singleauskopplung? Was waren die Gründe für diese Entscheidung?

Stephen: Wir wollten gerne so viel wie möglich auf Schallplatte veröffentlichen; es gab jetzt auch eine Special Edition für die Plattenläden. Bei diesem Album wollen wir am liebsten alle Singles auch auf Schallplatte herausbringen; das ist einfach eine schöne und kreative Sache, insbesondere weil auch das Kunstvolle des Covers besser zur Geltung kommt. Leider ist diese ganze Schallplatten-Sache im Musikbusiness ein wenig verloren gegangen – aber wir stehen total auf Schallplatten.

Vinny: Als wir damals das erste Album fertiggestellt hatten, hatten wir einfach nie das Gefühl, dass unsere Arbeit beendet ist, bis wir schließlich eine Schallplatte und eine CD in Händen hielten. Schallplatten sind einfach schön anzufassen und Du hast da einfach noch wirklich was in der Hand.

SC: Und die Dinger riechen auch einfach irgendwie cool …

Vinny: Das Ganze hat einfach eine besondere Ausstrahlung…

Stephen: Ja, es hat so was herrlich Altmodisches und Romantisches.

SC: Euer Album wird nächstes Jahr erscheinen. Was haben wir – außer einer Schallplatte – zu erwarten?

Jason: Wir haben die letzten drei Monate quasi durchgehend mit den Studioaufnahmen verbracht, und das Album im Grunde Ende letzter Woche fertiggestellt. Auf dem Album werden 12 Songs sein – Songs darüber, was uns beim Touren passiert … naja, und einige Lieder entstehen sogar irgendwie „zufällig“ im Studio. Ich denke, mit dem Album bekommt man einen sehr guten Eindruck von der Band, weil wir diesmal noch viel mehr Zeit zusammen verbracht haben.

Vinny: Zwischen unserem letzten und diesem Album besteht schon ein großer Unterschied – wir haben auch jede Menge lustigen Kram, wie zum Beispiel, Synthesizer benutzt, und das hätten wir beim letzten Album eher nicht gemacht. Es ist einfach eine Weiterentwicklung. Und wir lieben das Album.

Mark: Ja, wir sind wirklich total aufgeregt deswegen!

Jason: Und heute Abend auf dem Konzert spielen wir exklusiv und zum allerersten Mal überhaupt drei Songs des neuen Albums! Also wirklich zum allerersten Mal!!!!!

SC: Das klingt spannend! Dann nennt doch bitte mal jeder ein Schlagwort, das das neue Album gut beschreibt.

Jason: Neu.

Alle: War ja klar – er hat sich das Einfachste ausgesucht!

Stephen: Experimentell.

Mark: Weitgereist.

Vinny: (denkt laaaaaaaange nach) Musik. (alle lachen)

Jason: Ich denke, die vier Schlagworte in Kombination ergeben schon irgendwie was Sinnvolles … weitgereiste, experimentelle, neue Musik – ha, siehst Du, das könnte gleich Deine Schlagzeile werden!

SC: Mal sehen, ob es das zur Schlagzeile schafft…! Eure Texte und Melodien sind teilweise ja recht melancholisch. Neigt ihr im Privaten auch eher dazu, melancholisch zu sein, oder ist das einfach nur Euer Weg, Euch musikalisch auszudrücken?

Mark: Es kommt immer darauf an, in welcher Gefühlslage Du gerade bist, wenn Du einen Song schreibst. Aber wir sind definitiv nicht die ganze Zeit nur melancholisch – die meiste Zeit sind wir dann doch eher ziemlich happy, dass wir zusammen sein können; und wir sind dankbar für das, was für gemeinsam machen dürfen. Die Songs auf dem neuen Album sind nicht alle nur melancholisch, im Gegenteil: eigentlich haben wir jede Form der Emotionen darauf verarbeitet.

SC: Es gibt ein Zitat von Euch, das wie folgt lautet: „Das Ziel unserer Musik ist Ehrlichkeit“. Da drängt sich aber die Frage auf: gibt es denn nicht auch Dinge, über die man nicht schreiben möchte, weil sie einfach zu persönlich sind?

Vinny: Nein, nicht wirklich. Das Tolle an Musik ist ja, dass Du über wirklich persönliche Dinge schreiben kannst. Und die Leute haben ja die Möglichkeit, unsere Songs ganz unterschiedlich zu interpretieren – und das ist auch völlig ok so.

Jason: Ich würde sogar sagen, dass die Songs auf dem neuen Album noch weitaus persönlicher sind als die Lieder des letzten Albums.

SC: Wenn wir schon bei persönlichen Momenten sind – in Eurer „Biographie“ auf der Homepage steht folgendes Zitat: „Trennungen machen es leicht, gute Songs zu schreiben“. Könnt ihr denn auch gute Songs schreiben, wenn es Euch gut geht … oder braucht ihr das Drama?

Mark: Dieses Album ist eigentlich kein Trennungs-Album.

SC: Das Letzte war also tatsächlich so ein „Trennungsalbum“?

Alle: Ja … schon ziemlich.

Stephen: Unsere Alben sind wie Stimmungsbarometer. Das neue Album handelt davon, was wir in den letzten zwei Jahren erlebt haben; um die Welt touren, neue Leute kennenlernen, Erfahrungen als Band teilen …

Vinny: Erwachsen irgendwie.

Stephen: Ja genau … wachsen. Als Menschen und als Freunde. Darum geht’s auf dem neuen Album.

SC: Auf Eurer Homepage habe ich gesehen, dass ihr ja scheinbar wahnsinnigen Spaß daran haben müsst, Blogs zu schreiben … da ist alles leer!!!! Habt ihr keine oder zu viele Ideen?

Mark: Wir sind viel besser auf „twitter“!

Jason: Nennen wir es einfach den „Ein-Satz-Blog“.

SC: Auch unter „Tourdaten“ konnte ich nichts finden – aber gerade seid ihr ja hier direkt vor mir, spielt heute Abend ein Konzert … warum habt ihr das nicht erwähnt? Steckt da irgendeine Strategie dahinter, die Tourdaten nicht zu veröffentlichen?

Jason: Die Tour wurde noch gar nicht angekündigt, deswegen ist unter dieser Rubrik momentan noch alles leer. Aaaaaaber: Es wird eine Tour kommen!

Mark: Eine Welttournee!

Jason: Ja – boa, das fühlt sich echt gut an, das zu sagen! In den nächsten Wochen wird echt viel passieren; da werden wir ganz schön beschäftigt sein.

Vinny: Wir haben ja bisher noch nicht einmal das neue Album irgendwo angekündigt … naja, eigentlich ist das alles einfach nur wahnsinnig geheim…

Jason: Bitte verrate es niemandem. Wir hoffen, dass die Leute einfach so dort aufschlagen werden.

SC: Wie man merkt, kennt ihr Euch alle schon ziemlich lange … macht man sich da nicht gegenseitig manchmal verrückt?

Jason: Nein … hm, aber vielleicht solltest Du uns das nach dem Album-Release und der Tour nochmal fragen (alle lachen). Wenn keiner von uns Bock auf diese Band-Sache gehabt hätte, dann wären wir auch keine Band geworden. Und dann wären wir jetzt auch nicht an diesem Punkt hier. Wenn Du nicht einen wirklich guten Draht zueinander hast, dann kannst Du auch gar nicht so viel Zeit zusammen verbringen und gute Musik schreiben. Wir haben wirklich einfach echt viel Spaß miteinander. Klar, manchmal nervt alles und jeder – aber das passiert wirklich ganz selten.

Stephen: Wenn Du Dich so lange kennst, gemeinsam tourst und auch schon lange Zeit ganz nah beieinander wohnst, dann weißt Du, wo der andere seine Schwachpunkte hat – und dann versuchst Du halt, diese Punkt nicht ständig zu reizen.

Jason: Irgendwann kannst Du die anderen wirklich lesen; Du weißt, in welcher Stimmung sie gerade sind und was in ihnen vorgeht. Dann wiederum kannst Du dem anderen einfach seinen Raum zugestehen und ihm etwas Platz lassen.

Vinny: Das alles klappt so gut, weil wir eben schon befreundet waren, bevor wir auf Tour gingen und bevor wir überhaupt einen Plattenvertrag unterschrieben haben. Wir alle lieben das, was wir tun, und wir sind beste Kumpels – deswegen ist es für uns recht einfach.

SC: Ihr habt mit dieser Band-Geschichte alles auf eine Karte gesetzt. Gibt’s da nicht manchmal Zweifel, ob es richtig war, alles andere hinzuschmeißen?

Jason: Um Himmels Willen, nein!!!

Mark: Niemals! Es fühlt sich wirklich immer absolut richtig an. … (schmunzelt) Naja, morgens, wenn Du Deine Freunde zur Arbeit gehen siehst, dann denkt Du natürlich schon manchmal: Boa, das würde ich jetzt auch gerne machen…

Vinny: Was, echt????

Mark: Quatsch! Als ob ich am Morgen aufwache und mir denke: jetzt wäre ich auch gerne Lehrer und würde nur zu gerne in die Schule gehen, um Kinder zu unterrichten. Ganz ehrlich: das würde mich schon massiv nerven.

Stephen: Seit dem Moment, als wir zum allerersten Mal auf Tour gegangen sind, gab es bei mir nur einen Gedanken: das ist wirklich der absolute Wahnsinn! Schau, wir waren schon vor unserem Plattenvertrag eine Band, aber wir hatten niemals zuvor so viele Auftritte, wir sind niemals zuvor gemeinsam in einem Tourbus zu irgendwelchen Shows gefahren – ganz ehrlich, es fühlte sich einfach so an: Heilige Sch***, das ist die allerbeste Sache auf der ganzen Welt!

Jason: Wir genießen es auch heute noch jeden Tag. Jetzt sind wir in Deutschland und spielen heute Abend ein Konzert. Das ist doch ein riesengroßer Spaß – und es ist einfach nur toll!

Nach dem Interview ging es direkt in die BMW Welt zum Konzert. Kodaline als Vorband von Olly Murs – und steht den Großen in nichts nach. Bodenständige Musik, melancholische Lieder und Texte, handgemachte Musik und eine interessante Mischung aus irischen Klängen und modernem Singersongwriter-Sound. Die junge Band gilt es auf jeden Fall im Auge zu behalten – man wird mit Sicherheit noch viel von ihnen hören! Nachrichten München wünscht viel Erfolg mit dem neuen Album und der anstehenden Welttournee! (S. Chmiel)