Transall in der Flugwerft Schleißheim gelandet

Transall in der Flugwerft Schleißheim gelandet
Generaldirektor Heckl (Mi.) mit den Piloten Kaiser und Schwerdtfeger (re.), die die Maschine aus Schleswig-Holstein hergeflogen haben - Foto: Deutsches Museum

15. Oktober 2018 – Kurz vor 11 Uhr war ein Punkt am Himmel zu entdecken, der rasch größer wurde – viel größer. Um 11:08 Uhr setzte die große Transportmaschine auf dem Flugplatz in Schleißheim auf. Eine Bilderbuchlandung mit Traumwetter beim letzten Flug der Transall C-160. Sie wird jetzt für die Besucher der Flugwerft Schleißheim zu sehen sein – als größtes Exponat des Luftfahrtmuseums.

„Es lief alles wie am Schnürchen“, freute sich der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang M. Heckl. Er bedankte sich bei den Piloten dafür, dass sie das gute Stück heil hergebracht haben. „So einen großen Neuzugang hat man ja nicht alle Tage.“ Anfangs war befürchtet worden, Regen oder Nebel könnte den Verantwortlichen beim letzten Flug der Transall doch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Und die Zeit drängte: Spätestens bis zum Mittwoch musste die Maschine in Schleißheim gelandet sein; danach hätte sie nicht mehr fliegen dürfen. Aber das Wetter spielte mit – und alles ging gut.

Das Flugzeug mit der taktischen Kennung 50 + 64 landete dort, wo es herkommt: aus Bayern – und bleibt jetzt für immer hier. Die Maschine war 2017 wegen der Auflösung des Standorts Penzing in den hohen Norden zum Lufttransportgeschwader 63 nach Hohn verlegt worden. Für den letzten offiziellen Flug des Lufttransportgeschwaders 61 war sie von den bayerischen Mechanikern mit einer besonderen Folierung ausgestattet worden. „Neben einem großen Geschwaderwappen fand sich der Schriftzug ‚Servus Transall… mach‘s guad!‘ am Seitenleitwerk“, erzählt Phillip Berg, „allerdings wurde der bayerische Abschiedsgruß in Schleswig-Holstein wieder enfernt“. Der wissenschaftliche Mitarbeiter in der Abteilung Moderne Luftfahrt am Deutschen Museum koordinierte die Übergabe der Transportmaschine an die Flugwerft Schleißheim.

„Ein weiteres wichtiges Stück Luftfahrtgeschichte für unsere Sammlung“, sagt Berg. Und eine Maschine mit Geschichte: Nicht nur, dass diese Transall das letzte Flugzeug war, das vom Stützpunkt Penzing abgehoben ist. Die Militärmaschine, Baujahr ca. 1970, war unter anderem bei Hilfsflügen in Afrika im Einsatz und wurde für zahlreiche Logistik- und Versorgungsflüge in die USA genutzt.

„Wir freuen uns schon sehr auf diesen wirklich großen und ganz großartigen Neuzugang“, sagt Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums. „Vor allem freuen wir uns auch, dass diese Transall jetzt bleiben wird!“ In den vergangenen Jahren waren mehrfach große Militärtransportmaschinen bei den Fly-Ins in Schleißheim zu Gast. Und jedes Mal gehörten die beeindruckenden Flugzeuge zu den ganz großen Publikumsmagneten. „Jetzt können wir unseren Besuchern dauerhaft diesen spektakulären Anblick bieten.“ Geplant ist dazu, die Maschine im Rahmen von Führungen durch die Laderampe am Heck auch begehbar zu machen.

Auch Heckl freut sich, dass die Landung auf der rund 800 Meter kurzen Piste so reibungslos abgelaufen ist: „Es kommt ja nicht so häufig vor, dass hier so große Maschinen aufsetzen.“ Der älteste noch in Betrieb befindliche Flugplatz Deutschlands wird normalerweise unter dem Dachverband Flugplatz Schleißheim e. V. von sechs Luftsportvereinen für die Starts und Landungen von Sportmaschinen genutzt.

Für das Team von der Flugwerft ist die Arbeit mit der Landung aber noch nicht getan. Jetzt muss die Transall noch für den Ausstellungsbetrieb hergerichtet werden. Nachdem der große Flieger drinnen keinen Platz hat, wird er auf einem eigens errichteten Betonsockel vor die Ausstellungshalle gestellt und bestmöglich wetterfest gemacht. „Da wird zum Beispiel Treibstoff abgelassen. Und die Ruderanlage festgesetzt, damit die Steuerflächen nicht durch Windeinwirkung zu schlagen beginnen“, sagt Phillip Berg. Aber jetzt heißt es in Schleißheim erst einmal zur Begrüßung: Servus Transall!

Daten und Fakten zur Transall C-160

Entwickelt in den 1960er Jahren vom deutsch-französischen Firmenkonsortium Transporter Allianz. Eingesetzt von den Luftstreitkräften Deutschlands, Frankreichs und der Türkei und von einigen zivilen Betreibern (u. a. Luftpost, Rotes Kreuz).

Bei den Luftstreitkräften der drei aktuellen Nutzerstaaten wird sie seit 2013 nach und nach durch den Airbus A400M abgelöst.

Hauptaufgaben sind der Transport von Material und Personal, das Absetzen von Fallschirmjägern und Lasten sowie der Transport von Verletzten mit ärztlicher Begleitung aus einer Gefahrenzone. Darüber hinaus auch Einsätze als Relaisstation und für die elektronische Kampfführung.

Hinzu kommen zahlreiche humanitäre Einsätze (Hilfslieferungen, UNO-Shuttle) und die zivile Nutzung (s. o.).

Länge: 32,4 Meter
Flügelspannweite: 40 Meter
Flügelfläche: 160 Quadratmeter
Höhe: 12,36 Meter
Leergewicht: 28.946 Kilogramm
Normales Startgewicht: ca. 46.000 Kilogramm
Maximales Startgewicht: 49.150 Kilogramm
Zuladung: bis zu 16.000 Kilogramm (bzw. 93 Soldaten + 5 Besatzung)
Höchstgeschwindigkeit: 513 Stundenkilometer
Dienstgipfelhöhe: 8230 Meter
Steigrate: 6,67 Meter pro Sekunde
Reichweite bei 14 Tonnen Nutzlast: ca. 1200 Kilometer
Antrieb: 2 Rolls-Royce-Tyne-Mk.22-Propellerturbinen
Leistung: 2 Mal 4222 Kilowatt (5738 PS)

Besatzung: Kommandant, Copilot, Bordtechniker, Taktischer Systemoffizier, je nach Aufgabe und Anzahl der Passagiere ein oder zwei Ladungsmeister

Elektronikausrüstung: Flight Management System, GPS, Laser-Trägheitsnavigationssystem, Funknavigation, Wetterradar, Langstreckenfunk, Kollisionswarnsystem