Umfrage legt Verschlechterung der Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen in München nahe

Symbolbild

Derzeit ist die Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen in München sichergestellt, doch die Situation könnte sich in den nächsten 5 bis 10 Jahren drastisch verschlechtern. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Gesundheitsreferats bei Kliniken, ärztlichen Praxen und Schwangerschaftsberatungsstellen, die heute den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Stadtrates vorgestellt wurden.

Bürgermeisterin Verena Dietl: „Nach Angaben der befragten Ärzt*innen ist es das vordringlichste Problem, Nachfolger*innen zu finden, die bereit sind, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Drei Viertel der Ärzt*innen planen, nur noch weniger als 10 Jahre an der Versorgung teilzunehmen. Vom Freistaat werden Mediziner*innen in dieser Hinsicht nicht unterstützt, im Gegenteil. Durch den strengen gesetzlichen Rahmen werden Ärzt*innen, die in Bayern Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, stigmatisiert. Damit mehr junge Mediziner*innen bereit sind, sich an der Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen zu beteiligen, müssen diese Vorgaben geändert werden. Zudem ist es höchste Zeit, Ärzt*innen und Patient*innen besser vor Belästigung durch Abtreibungsgegner*innen zu schützen.“

Mit 5.990 Schwangerschaftsabbrüchen in München haben die Münchner Ärzt*innen und Kliniken im Jahr 2021 knapp 52 Prozent von insgesamt 11.579 Schwangerschaftsabbrüchen in Bayern vorgenommen. Die Landeshauptstadt München setzt sich beim Freistaat Bayern für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Ärzt*innen ein, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Oberbürgermeister Dieter Reiter hat im Juni in einem Schreiben an das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege den Freistaat aufgefordert, gesetzliche Voraussetzungen für medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche zu Hause mit einer telemedizinischen Begleitung zu schaffen. Auch die Vorgaben für die Nutzung von ambulanten Operationsräumen zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen sollten aus Sicht der Landeshauptstadt München den deutlich geringeren Vorgaben für die Nutzung von Räumen für andere ambulante – insbesondere gynäkologische – Eingriffe angepasst werden.

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek: „Die im Juni vom Deutschen Bundestag beschlossene Abschaffung des Informationsverbots über Schwangerschaftsabbrüche ist eine positive Entwicklung zu mehr Rechtssicherheit für Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Nun gilt es, mittel- und langfristig für sie die Rahmenbedingungen zu verbessern. Das Gesundheitsreferat hat im Herbst 2021 einen Runden Tisch mit Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche in München anbieten, sowie Vertreter*innen von Schwangerschaftsberatungsstellen und Frauenkliniken eingerichtet. Wesentliches Ziel ist der konstruktive Dialog über Maßnahmen zur mittel- und langfristigen Verbesserung der Versorgung. Das Gesundheitsreferat bietet ferner regelmäßig Fachveranstaltungen und Weiterbildungen für Ärzt*innen zum Thema Schwangerschaftsabbruch an. Mit einer Veranstaltungsreihe rund um den Safe Abortion Day am 28. September wird die Thematik des Zugangs zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch in der Stadtgesellschaft sichtbar gemacht.“

Als Kooperationsprojekt des Gesundheitsreferates, der städtischen Fachstelle für Demokratie und der städtischen Gleichstellungsstelle für Frauen findet am 12. Oktober um 18 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses eine Diskussionsveranstaltung über die Aktivitäten der sogenannten Lebensschutzbewegung statt. Es geht um das Auftreten dieser Bewegung in München, zudem werden kommunale Handlungsmöglichkeiten erörtert. Um Beratung und medizinische Versorgung beim Schwangerschaftsabbruch geht es bei einem vom Gesundheitsreferat organisierten Online-Fachtag mit dem Titel „ungewollt schwanger“ für medizinische und psychosoziale Fachkräfte am 13. Oktober ab 14 Uhr. Fachkräfte aus dem medizinischen und psychosozialen Bereich tauschen sich über die Folgen des rechtlichen Rahmens für ihre berufliche Praxis und die Versorgungssituation aus.  Für beide Veranstaltungen wird um Anmeldung bis zum 9. Oktober per E-Mail an fachstellen.gsr@muenchen.de gebeten.

Der Abbruch einer Schwangerschaft setzt ein Beratungsgespräch bei einer staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen voraus. Die städtische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen im Gesundheitsreferat, Bayerstraße 28a, hat folgende Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie Montag, Dienstag und Donnerstag 13.30 bis 15 Uhr. Eine vorherige telefonische Terminvereinbarung unter der Nummer 233-47871 ist nötig. Weitere Informationen sind erhältlich unter  https://stadt.muenchen.de/service/info/sg-schwangerenberatung/10181441/.