Vertrauensbeweis im OP: Chefarzt operiert Chefarzt

Vertrauensbeweis im OP: Chefarzt operiert Chefarzt
Professor Axel Kleespies (l.) und Dr. Maximilian Rist im OP 8, in dem auch die Bauchspeicheldrüsen-Operation stattfand. © Helios

Sie stehen täglich gemeinsam im OP und vertrauen sich blind. Doch dann liegt einer von ihnen auf dem OP-Tisch: Der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie operiert den Chefarzt der Anästhesiologie. Die beiden berichten im Zuge der Kampagne „Wir sind das Helios Amper-Klinikum Dachau“ über eine Operation der etwas anderen Art.

„Es beginnt mit Schmerzen in der linken Seite. Einige Wochen später schaut Anästhesie-Chefarzt Dr. Maximilian Rist auf den Befund der Computertomographie. Er greift zum Telefon und ruft seinen Kollegen Professor Axel Kleespies an. „Du musst kommen. Es geht um mich“, sagt Rist. Fünf Minuten später ist Kleespies da.

Dr. Rist hat eine ungewöhnliche Form der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, des Pankreasschwanzes. Es findet sich zunächst kein ersichtlicher Grund. Keine Gallensteine, keine Medikamente oder sonstigen schädlichen Substanzen, die dazu geführt haben könnten. Alle Laborwerte, alle Bilduntersuchungen – ob Computertomographie, Magnetresonanztherapie oder Ultraschall – zeigen keine eindeutige Ursache der Entzündung. Die Symptome werden unter einer konservativen Therapie und einer schonenden Diät zwar besser, „da uns aber die Ursache der Bauchspeicheldrüsenentzündung keine Ruhe ließ, vereinbarten wir weitere Untersuchungen“, erzählt Professor Kleespies, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Onkologischen Chirurgie am Amper-Klinikum. Erst eine spezielle Rezeptorspezifische PET-CT-Untersuchung, die versteckte Tumore der hormonbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse nachweisen kann, bringt Klarheit: Ein kleiner, den Hormonzellen entspringender Bauchspeicheldrüsen-Tumor hat zu einer Abflussstörung und damit zu einer chronischen Entzündung des Bauchspeicheldrüsenschwanzes geführt.

In der Hand der Kollegen
Beiden Ärzten ist sofort klar, was das bedeutet: Eine Bauchspeicheldrüsen-OP gehört zu den schwierigsten Operationen des Bauchraums. Das Pankreas ist ein zentrales Organ, das engen Kontakt zu allen wichtigen Blutgefäßen hat, die Leber, Magen, Milz und Darm versorgen. „Axel, operierst Du mich?“, fragt Dr. Rist seinen Kollegen. Der zögert keine Sekunde: „Na klar.“

Nur wenige Chirurgen dürfen diese Operation durchführen. Krankenhäuser mit einer besonderen Expertise, sehr guten Therapieergebnissen und entsprechend ausgebildetem Personal werden von der Deutschen Krebsgesellschaft als Pankreaszentrum zertifiziert. Das Helios Amper-Klinikum hat dieses seltene Zertifikat, Professor Kleespies leitet das Pankreaszentrum und das übergeordnete Cancer Center in Dachau.

„Ich habe bei solchen OPs neben ihm gestanden, ich weiß, dass er es kann“, sagt Dr. Rist über seinen Kollegen. Nur die Mitarbeiter, die am Tag seiner Operation im OP stehen, werden in das Vorhaben eingeweiht. Rists Leitender Oberarzt und Leiter der Intensivstation, Dr. Michael Daunderer, macht die Narkose. Dann setzt Kleespies zum großen Bauchschnitt an. „Aufgrund der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse konnten wir die Operation nicht mit der schonenderen Schlüssellochtechnik durchführen“, erklärt Kleespies.

Vier Stunden dauert die OP. Kleespies entfernt zwei Drittel der Bauchspeicheldrüse, den Tumor, die Milz, die Gallenblase, Anteile der Nierenkapsel und der Lymphknoten. „Aufgrund der fortgeschrittenen chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung war der Magen fest mit der Bauchspeicheldrüse verwachsen. Den entzündeten Teil der Bauchspeicheldrüse und den Tumor komplett zu entfernen, den Magen aber unter allen Umständen zu erhalten, das war das Ziel. Und das haben wir erreicht.“

Perspektivwechsel: Patient auf der eigenen Station
Noch im OP-Saal ruft Kleespies die Ehefrau seines Patienten an und gibt Entwarnung. Als Rist wenig später auf der Intensivstation erwacht, fällt sein professioneller Blick sofort auf die Anzeigetafeln. Automatisch kontrolliert er die Geräte, die seine Organfunktionen und Atmung überwachen. Von seinem Team erfährt er, wie schwierig die Operation war. Drei Tage liegt er dort und lernt die Kolleginnen und Kollegen seiner eigenen Abteilung von einer ganz neuen Seite kennen – aus Sicht des Patienten. Nach sieben weiteren Tagen auf der Normalstation wird er nach Hause entlassen. Seine Eindrücke und Erfahrungen als Patient bringt er in die Verbesserungsprozesse des Klinikums mit ein, zum Beispiel ein neues Farb- und Lichtkonzept für die Zimmer auf der Intensivstation. Vier Wochen später steht er wieder im OP, Seite an Seite mit Kollege Kleespies.

Kampagne „Wir sind das Helios Amper-Klinikum Dachau“
Professor Kleespies und Dr. Rist gehören zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die für die Kampagne „Wir sind das Helios Amper-Klinikum Dachau“ Gesicht zeigen und ihre persönliche Geschichte erzählen. Die Aktion startete zu Beginn des Jahres. Neben Anzeigen sind die Beschäftigten auch auf Plakaten zu sehen, die derzeit an S-Bahn-Stationen, Parkplätzen und Bahnhöfen hängen. Unter dem Hashtag #wirzeigengesicht wird die Kampagne parallel online und auf den Social-Media-Kanälen der Amper-Kliniken auf Facebook und Instagram begleitet.