Warum ist vom Bildungsort Jugendherberge keine Rede?

Warum ist vom Bildungsort Jugendherberge keine Rede?
Symbolbid

Präsidium und Vorstand des Bayerischen Jugendherbergswerks zeigen sich nach den Beschlüssen des Bund-Länder-Treffens, der Sitzung des Bayerischen Ministerrats und des Jugendgipfels enttäuscht von der zögerlichen Bundes- und Landespolitik gegenüber dem Lern- und Bildungsort Jugendherberge. Auf beiden politischen Ebenen wurden bisher weder den Jugendherbergen insgesamt noch dem Thema Klassenfahrten sowie dem sozialen Lernen im Besonderen die nötige Beachtung geschenkt – ein unhaltbarer Zustand!

Der Stufenplan, den die Konferenz der Ministerpräsident*innen und in der Folge das Bayerische Kabinett am 3. bzw. 4. März beschlossen haben, sieht für Beherbergungsbetriebe keinerlei verlässliche Perspektiven vor. Eine Entscheidung hierzu wurde erneut vertagt und für den 22. März zur Wiedervorlage weitergereicht. Damit stehen auch die Jugendherbergen in Bayern ohne konkrete Planungsgrundlage da, die Ministerpräsident Söder und Kultusminister Piazolo längst schuldig sind. Insbesondere das Bayerische Kultusministerium hatte dem Landesverband mehrfach seine rechtzeitige Unterstützung bei der Entwicklung von Szenarien der Wiedereröffnung zugesichert, die immer noch nicht in Sicht sind.

Klaus Umbach, Präsident des Landesverbands Bayern: „Der Lern-, Bildungs- und Begegnungsort Jugendherberge wird in der aktuellen Beschlusslage mit keiner Silbe erwähnt. In unseren Augen ist das extrem kurzsichtig den jungen Menschen gegenüber, die sich nach sozialen Kontakten sehnen und diese tatsächlich dringend brauchen. Unfair unserem Verband gegenüber ist es zudem. Mir ist absolut unverständlich, warum Flugschulen, Frisöre oder der Einzelhandel in hohem Tempo wieder öffnen dürfen. Einen ähnlichen Ehrgeiz wünsche ich mir für den Jugend-, Bildungs- und Sozialbereich, denn hier geht es um nicht weniger als das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen, die unter den Folgen der Pandemie massiv leiden.“

Außerschulische Bildung ermöglichen
Ein verantwortungsvoller Neustart der Jugendherbergen ist nach Überzeugung des Landesverbands Bayern überfällig. Die Häuser haben bereits im Frühsommer letzten Jahres bewiesen, dass sie vorausschauend, umfassend und wirkungsvoll die notwendigen Hygienekonzepte entwickeln und umsetzen können. Umbach: „Jugendherbergen sind im Kontext der Pandemie so sicher und zuverlässig wie Schulen auch. In der Regel bieten sie sogar mehr Platz und Bewegungsmöglichkeiten an der frischen Luft. Wir brauchen dringend eine Perspektive zur Öffnung – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der betriebswirtschaftlichen Planungssicherheit. Das schließt konkrete gemeinsame Überlegungen mit dem Kultusministerium ein, unter welchen Bedingungen schnellstmöglich Klassenfahrten wieder durchgeführt werden können. Auch viele Lehrkräfte warten darauf, um für nächstes Schuljahr planen zu können. Wichtiger als jeder Friseursalon oder Baumarkt sind jetzt Entscheidungen zur persönlichen, bildungsbiografischen und beruflichen Orientierung von Kindern und Jugendlichen bzw. zu deren körperlichem, psychischem und seelischem Wohlergehen. Die Jugendherbergen spielen dabei eine zentrale Rolle als Sozialisationstanz. Wir brauchen deshalb jetzt einen möglichst detaillierten und verlässlichen Rahmenplan, wann wir unsere Arbeit im Sinne des Gemeinwohls wieder aufnehmen können.“