Zehn Jahre Berufsfachschule für Rock, Pop und Jazz München

Foto: Neue Jazzschool München e.V.

München, 29.09.2017. 2007 hat ein neues Ausbildungsprogramm für Musiker Einzug in die bayerische Hauptstadt gehalten: Mit Genehmigung der Regierung Oberbayern eröffnete der Neue Jazzschool München e.V. seine Berufsfachschule für Musik Fachrichtung Rock/Pop/Jazz. Seither haben sich dort 119 Absolventen zu staatlich geprüften Ensembleleitern ausbilden lassen. Ihr Zehnjähriges feiert das Schul-Team um Trompeter und Komponist Franz-David Baumann am 5. November 2017 ab 19.30 Uhr mit einem Jubiläumskonzert und einer Festrede von Dr. Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrats, im benachbarten Kulturzentrum Pasinger Fabrik.

„Vor zehn Jahren haben viele in der Szene erst mal gefragt: Warum braucht München eine Berufsfachschule für Rock, Pop und Jazz? Es gibt doch die Jazzabteilung an der Musikhochschule und zig private Programme in der Stadt! Am Anfang war es wegen der vielseitigen Zielsetzungen der staatlichen Berufsfachschul-Ausbildung nicht leicht, uns zu positionieren. Mittlerweile haben sich aber die Vorteile rumgesprochen: Wir bieten eine breite, praxisbezogene und gleichzeitig fundierte Basis mit staatlichem Schul- und Berufsabschluss. Bei uns bekommen angehende Livemusiker, Arrangeure, Komponisten und Musikpädagogen ihr Handwerkszeug mit. Das ist mit 30 Wochenstunden eine ganz schöne Herausforderung für unsere Schüler. Am Ende stehen ihnen dafür aber ganz unterschiedliche Wege offen.“, erklärt Berufsfachschulleiter Franz-David Baumann.

Viele Absolventen des Münchner Instituts studieren Jazz oder Popularmusik an einer Musikhochschule, um sich künstlerisch weiter zu entwickeln. Einige entscheiden sich laut Baumann bewusst gegen eine akademische Ausbildung, lassen sich weiter von Dozenten im offenen Unterricht der Jazzschool coachen und sammeln lieber mehr Praxiserfahrung bei Live-Auftritten mit eigenen Rock-, Pop- und Jazz-Bands. Wieder andere wollen vorrangig unterrichten und machen das dritte pädagogische Aufbaujahr an der Berufsfachschule oder lassen sich zum Fachlehrer für Musik und Kommunikationstechnik am Staatsinstitut in Ansbach ausbilden. Ein Teil der ehemaligen Schüler nutzt die erworbene musikalische Basis für eine Ausbildung als Tontechniker oder in einem sozialen Beruf.

Diese Vielseitigkeit möchten Franz-David Baumann und sein Team mit vier unterschiedlichen Bands auch in ihrem Festkonzert zum Schuljubiläum widerspiegeln: Zusammen mit Kollegen wie dem Scat-Sänger Max Neißendorfer und dem Saxofonisten Alexander von Hagke von der Jazz-Metall-Band „Panzerballett“ verpasst der Trompeter und Arrangeur deutschsprachigen Hits von Knef, Jürgens, Lindenberg und Grönemeyer eine eigene swingende Note. Mit Gästen aus der finnischen Partnerschule Kainuun College und hauseigenen Talenten rückt er bei Standards von Cole Porter bis Horace Silver Funk und Modern Jazz ins Rampenlicht. Die Combo „Cat & The Kings“ aus vier Absolventen der Münchner Ausbildungsstätte steht für progressiven Singer-Songwriter Pop, Folk und Jazz. Eine Jubiläumsband aus Berufsfachschülern stellt ihre Kreativität und Live-Erfahrung mit Rock-, Pop- und Jazzperlen in neuem Gewand unter Beweis.

Der Präsident des Bayerischen Musikrats, Dr. Thomas Goppel, wird die Arbeit des Berufsfachschul-Teams mit einer kurzen Festrede würdigen. Durch den Abend führt Annekatrin Hentschel, Moderatorin der Jugend-Radiosendung „U21“ auf BR Klassik. Die Pasinger Fabrik GmbH, das Steinway-Haus München und das finnische Kainuun College unterstützen den Neue Jazzschool München e.V. bei der Organisation des Jubiläumskonzerts.

Hintergrundinformationen zum Neue Jazzschool München e.V.

Pianist Joe Haider gründete 1974 die erste Ausbildungsstätte für Jazz und Popularmusik in Deutschland: die Jazz School München. Seine Ausbildung lehnte sich eng an das Konzept des renommierten „Berklee College of Music“ in Boston und der „Swiss Jazz School” in Bern an. In den folgenden Jahren erwarb sich die Schule als Ausbildungsstätte für Jazz und Popularmusik einen weit über die Grenzen Münchens und Bayerns hinausgehenden Ruf. Aus dem ganzen Bundesgebiet und auch aus dem nahen Ausland bewarben sich Musiker um einen Ausbildungsplatz. Es folgte eine enge Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren international bekannten Münchener Jazzclub Domicile. Zusätzliche Workshops entstanden und die Studenten bekamen die Chance, mit internationalen Jazzgrößen zusammenzuarbeiten.

Nach dem Ausscheiden von Joe Haider übernahm der Pianist, Sänger und langjährige Jazzschool-Dozent Max Neissendorfer 1985 die Leitung. Er gründete den gemeinnützigen Verein „Neue Jazzschool München e.V.”, der die Trägerschaft des Instituts übernahm. Bald darauf begann die Zusammenarbeit mit der privaten Musikschule Ohrwurm. Neben allgemeinem Gesangs- und Instrumentalunterricht setzte die Jazzschool mit der Intensivausbildung für Jazz und Popularmusik Haiders Ausbildung für Berufsmusiker fort.

Im Herbst 2007 gründete Max Neissendorfer gemeinsam mit dem Komponisten, Trompeter und Jazzschool-Dozenten Franz-David Baumann die erste Berufsfachschule für Musik Fachrichtung Rock/Pop/Jazz in Oberbayern. Die beiden erweiterten damit das Angebot um einen staatlichen Ausbildungszweig. Im Zuge der Berufsfachschulgründung bezog der Neue Jazzschool München e.V. ein neues, eigenes Schulgebäude im Stadtteil Pasing. Seit November 2011 ist seine Berufsfachschule staatlich anerkannt. Auch nach über 40 Jahren gestaltet die Jazzschool neben ihrem Ausbildungs- und Unterrichtsprogramm mit Jam Sessions, Wettbewerben und Konzerten das musikalische Leben in München und ganz Bayern mit.