Zulassung Elektrokleinstfahrzeuge: ADFC fordert mehr Platz für Rad und E-Scooter!

Symbolbild

Morgen stimmt der Bundesrat über die „Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge“ ab. Diese sieht vor, elektrisch angetriebenen Tretrollern die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr zu erlauben. Somit dürfen E-Scooter mit einer maximalen Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde künftig auf Straßen und Radwegen fahren.

Andreas Groh, 1. Vorsitzender des ADFC München: „Grundsätzlich begrüßt der ADFC alle umweltfreundlichen Mobilitätsformen als Chance, in der Stadt Staus, Lärm und schlechte Luft zu verringern. Neue Impulse zur Vermeidung der vielen Bequemlichkeitsfahrten mit dem Auto sind dringend nötig. E-Tretroller werden allerdings wohl hauptsächlich für Wege genutzt, die sowieso umweltfreundlich zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückgelegt worden wären. Das weit größere Problem ist aber, dass die Radverkehrsinfrastruktur in München lückenhaft, deutlich unterdimensioniert und teilweise weder sicher noch komfortabel nutzbar ist. Auf den ohnehin viel zu schmalen Radwegen drängen sich heute schon viele Fahrzeuge mit unterschiedlicher Geschwindigkeit: Alltagsradler mit und ohne Anhänger, Pedelecs, Essenslieferanten, Kuriere und Lastenräder. E-Scooter verschärfen das Platz- und Sicherheitsproblem zusätzlich und werden zu weiter steigenden Unfallzahlen führen. Um dieses gefährliche Gedränge zu beenden, brauchen wir zuerst genügend breite Radwege, ein stadtweites, gut ausgebautes und durchgängiges Radverkehrsnetz und ausreichend Abstellanlagen. Der überwiegend von Autos besetzte Platz in der Stadt muss also dringend anders verteilt werden – zugunsten von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie dem Rad. Das fordern wir auch gemeinsam mit den Bündnispartnern vom Radentscheid München.“

Städte wie San Francisco, Paris oder Madrid, in denen Elektroscooter bereits zugelassen wurden, haben bislang schlechte Erfahrungen gemacht. Nach einer Häufung von Unfällen und Beschwerden, insbesondere über im Weg herumliegende Leihroller, werden dort bereits Regeln erarbeitet, um die Zahl der Roller wieder zu reduzieren und die Unfallgefahr zu mindern. Die Erfahrung, die die Stadt München mit den größtenteils zerstörten und fahruntauglichen Fahrrädern des Leihanbieters Obike gemacht hat, sollte sich bei der Einführung von E-Scootern nicht wiederholen.