Bayern: Erneuter Rekord bei psychisch bedingten Fehltagen

Bayern: Erneuter Rekord bei psychisch bedingten Fehltagen
  • DAK-Gesundheit analysiert Arbeitsausfall von 342.000 Erwerbstätigen aus dem Gesamtjahr 2023
  • Ein Fünftel mehr Krankschreibungen wegen Seelenleiden als im Vorjahr
  • Hohe Betroffenheit im Gesundheitswesen

Der Arbeitsausfall wegen Depressionen, Ängsten und Belastungsreaktionen hat 2023 in Bayern weiter zugenommen und einen neuen Höchststand erreicht. Dennoch liegt der Freistaat 15 Prozent unter dem Bundesschnitt. Wie der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit zeigt, stieg die Anzahl der Krankschreibungen im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel. Beschäftigte im Gesundheitswesen waren besonders belastet. Sie hatten 2023 pro Kopf im Schnitt 4,3 Fehltage aufgrund einer psychischen Erkrankung. Das sind 58 Prozent mehr als im Durchschnitt aller Berufsgruppen. Die meisten psychisch bedingten Fehltage wurden von Depressionen verursacht, gefolgt von Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen.

„Der weitere Anstieg der Krankschreibungsfälle aufgrund psychischer Erkrankungen insbesondere bei den jüngsten Erwerbstätigen ist dramatisch“, sagt DAK-Landeschefin Sophie Schwab. „Besonders in Berufen, wie zum Beispiel als Erzieherinnen und Altenpfleger, kümmern sich Beschäftigte unter Druck und durch Personalmangel um das Wohlbefinden anderer Menschen und sind dabei selbst hochgradig psychisch gefährdet. Wir müssen gerade den jüngsten erwerbstätigen Betroffenen Unterstützung und Hilfsangebote bieten, damit sie resilienter gegen Stress und die hohe Belastung werden.“ Schwab fordert in diesem Zusammenhang eine Offensive für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Die DAK-Gesundheit unterstützt Unternehmen im BGM und bietet beispielsweise eine Resilienzberatung mit Vorträgen, Seminaren und Workshops an.

Berufsstarterinnen am häufigsten betroffen
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Krankschreibungs-Fälle mit einer psychischen Diagnose bei allen DAK-versicherten Beschäftigten um ein Fünftel (21 Prozent). Den stärksten Anstieg hatten mit 48 Prozent junge Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Bei den berufstätigen Männern waren besonders die 20- bis 24-Jährigen und die 30- bis 34-Jährigen mit einer Steigerung von jeweils 38 Prozent auffällig. Ursächlich für die deutliche Zunahme ist unter anderem das vermehrte Aufkommen kurzer Krankschreibungen mit einer Dauer von 1 bis 3 Tagen. Von diesen Fällen gab es 2023 rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr

Depressionen waren der häufigste Krankschreibungsgrund
Eine Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen dauerte im Durchschnitt 32,8 Tage – vier Tage weniger als noch im Jahr zuvor. Die meisten Fehltage 2023 waren auf Depressionen zurückzuführenAuf 100 DAK-Versicherte kamen 105 Fehltage im Freistaat, 2022 waren es noch 97 Tage gewesen – ein Anstieg um neun Prozent. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen mit 72 Fehltagen je 100 Versicherten und ebenfalls einer Steigerung von neun Prozent. Mit einer Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken. An dritter Stelle kamen andere neurotische Störungen, wie zum Beispiel chronische Erschöpfung, mit 30 Fehltagen und einem Anstieg von 15 Prozent.

Beschäftigte im Gesundheitswesen am häufigsten betroffen
Wie stark Beschäftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hängt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tätig sind. In Bayern haben diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, weit überdurchschnittlich viele Fehltage. 2023 waren es – bezogen auf 100 erwerbstätige DAK-Versicherte – 434 Fehltage, 159 Tage mehr als im Durchschnitt aller Branchen. Die öffentliche Verwaltung belegt Platz zwei, auf Platz drei folgen Beschäftigte der chemischen Industrie. „Die aktuelle Analyse zeigt, wie gerade im Gesundheitswesen Menschen mit psychischen Problemen besonders belastet sind und wir hier dringenden Handlungsbedarf haben“, sagt DAK-Landeschefin Schwab. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) könne helfen, die Widerstandsfähigkeit der Organisation einer Firma zu stärken – und damit auch die der Belegschaft, so Schwab.

Für den Psychreport wertete das Berliner IGES Institut die Daten von 342.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Bayern aus. Die DAK-Gesundheit ist die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands. Sie informiert über seelische Erkrankungen unter: www.dak.de/psychreport