Fast 80.000 Menschen in Bayern an Darmkrebs erkrankt

Symbolbild

AOK Bayern, Bayerische Krebsgesellschaft und Netzwerk gegen Darmkrebs zum Darmkrebsmonats März: Früherkennung kann Leben retten

In Bayern waren 76.600 Menschen im Jahr 2021 an Darmkrebs erkrankt. Im bundesdeutschen Vergleich lag die Anzahl der Darmkrebserkrankten nur in Nordrhein-Westfalen höher (113.100) als in Bayern. Bundesweit waren mehr als eine halbe Million Menschen betroffen (520.700). Dies zeigt der Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Im Vorfeld des Darmkrebsmonats März unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach appellieren deshalb die AOK Bayern, die Bayerische Krebsgesellschaft e.V. und das Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. an die Bevölkerung, das gesetzliche Früherkennungsangebot ab 50 Jahren stärker als bisher zu nutzen. „Mit dem Stuhltest und der Darmspiegelung lassen sich Darmkrebs-Vorstufen wie Polypen früh erkennen und behandeln. Mit der frühen Diagnose verbessern sich auch die Heilungschancen“, betont Dr. med. Berndt Birkner, Gastroenterologe und Präsident des Netzwerks gegen Darmkrebs.

Laut Kurzbericht 2021 des Krebsregisters Bayern ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und Männern im Freistaat. Das seit 2019 eingeführte organisierte Einladungsverfahren zur Darmkrebsfrüherkennung möchte dieser Entwicklung entgegenwirken. Bei der Früherkennung gibt es auch einen positiven Trend: So stiegen die Darmspiegelungen (Koloskopien) im Rahmen des Darmkrebs-Screenings im Freistaat laut dem „Früherkennungsmonitor“ des WIdO im 1. Quartal 2023 um knapp 30 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2019. Und im 10-Jahres-Vergleich gehört Bayern zu den Bundesländern mit den höchsten Teilnahmezahlen bei der Inanspruchnahme der Koloskopie. Allerdings nahmen im Freistaat zwischen 2013 und 2022 im Durchschnitt weniger als die Hälfte der AOK-Versicherten im Alter zwischen 65 und 75 Jahren mindestens eine Darmspiegelung wahr. „Auch wenn Bayern beim Darmkrebs-Screening im bundesweiten Langzeitvergleich mit die besten Teilnahmezahlen aufweist, gibt es noch viel Luft nach oben. So erreichen die Menschen im Freistaat bei der Inanspruchnahme der Koloskopie im Durchschnitt nicht die 50-Prozent-Marke“, bedauert Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern.

Dass die Darmkrebsvorsorge, sowohl durch den Stuhltest, als auch durch die Darmspiegelung vor Darmkrebs schützt, zeigen die Ergebnisse der seit 2002 um die Darmspiegelung ergänzten Vorsorge. Durch die Vorsorge-Koloskopien konnten die Häufigkeit und die Sterblichkeit durch Dickdarmkarzinome drastisch gesenkt werden: „Über 350.000 Menschen wurden vor Darmkrebs geschützt, und mehr als 150.000 Menschen konnten vor dem Sterben an Darmkrebs gerettet werden. Diese Zahlen sind eindrucksvoll, und belegen die Wirksamkeit der Darmkrebsvorsorge“, betont Dr. Birkner. [1]

Darmkrebsmonat März: Inanspruchnahme der Darmkrebsvorsorge erhöhen
In einem Auftaktsymposium am 29. Februar möchte das Netzwerk gegen Darmkrebs mit seinen Kooperationspartnern, der AOK Bayern und der Bayerischen Krebsgesellschaft, die Ärzteschaft und Gesundheitsfachberufe in die Sensibilisierung und Beratung zur Darmkrebsvorsorge in der Bevölkerung im Darmkrebsmonat März einbinden. Dabei liegt der Fokus auf dem familiären und erblichen Risiko von Darmkrebs. Im Symposium diskutieren Gesundheitspolitiker und Vertreter von Krankenkassen, ärztlichen Verbänden, medizinischen Fachgesellschaften und das Netzwerk gegen Darmkrebs miteinander über die Zukunft der Darmkrebsfrüherkennung unter gesundheitspolitischen Bedingungen, mit dem Ziel, die Bevölkerung besser vor Darmkrebs zu schützen. Link zum Symposium: www.netzwerk-gegen-darmkrebs.de/darmkrebsvorsorge-auftaktsymposium

„In den Psychosozialen Krebsberatungsstellen der Bayerischen Krebsgesellschaft finden BürgerInnen kompetente Ansprechpartner für ihre Fragen rund um eine Krebserkrankung. Dort können sie sich auch über die Darmkrebsvorsorge informieren. Neben beeinflussbaren Faktoren des Lebensstils, wie z. B. gesunde Ernährung und Bewegung, gibt es aber auch bestimmte Vorerkrankungen und erbliche Risiken für Darmkrebs. Damit Menschen mit einem erhöhten Risiko wissen, wann die Früherkennung für sie beginnt, ist eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung wichtig, betont Prof. Dr. med. Günter Schlimok, Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft.

Wer Fragen zur Darmkrebsvorsorge hat, kann sich am 06. März, um 17 Uhr in einem Online-Webinar mit Fragerunde der Bayerischen Krebsgesellschaft und Dr. Birkner vom Netzwerk gegen Darmkrebs informieren. Weitere Informationen auf: www.bayerische-krebsgesellschaft.de

Hinweis: Ab 50 Jahren können Männer und Frauen mittels eines immunologischen Stuhltests die Darmkrebsvorsorge starten, während ab 50 Jahren für Männer bzw. ab 55 Jahren für Frauen die Option einer Darmspiegelung besteht. Weitere Informationen zur Darmkrebsfrüherkennung sind abrufbar unter: Darmkrebsvorsorge | AOK

Quelle: [1] European Journal of Cancer 45 (2009) „Expected reduction of colorectal cancer incidence within 8 years after introduction of the German screening colonoscopy programme: Estimates based on 1,875,708 screening colonoscopies“, Hermann Brenner (a), Michael Hoffmeister (a), Gerhard Brenner (b), Lutz Altenhofen (b), Ulrike Haug (a),
(a) Division of Clinical Epidemiology and Aging Research, German Cancer Research Center, Bergheimer Str. 20, D-69115 Heidelberg, Germany (b) Central Research Institute of Ambulatory Health Care in Germany, Herbert-Lewin-Platz 3, D-10623 Berlin, Germany