Fazit – Der Münchner Polizeieinsatz zum 187. Oktoberfest

Fazit - Der Münchner Polizeieinsatz zum Oktoberfest

Nach 17 Festtagen auf der Münchner Theresienwiese geht heute das 187. Oktoberfest zu Ende. Nach zweijähriger Pause können wir, als Münchner Polizei, in der Gesamtschau zufrieden auf die Festtage zurückblicken.

In ausgesprochen guter Zusammenarbeit mit allen verantwortlichen Behörden und Organisationen, wie dem Rettungsdienst und den eingesetzten Sicherheitsdiensten, konnte die Münchner Polizei die Herausforderung „Oktoberfest 2022“ mit gewohnt hohem Einsatzwillen souverän bewältigen.

Die stets konsequente Weiterentwicklung des polizeilichen Einsatzkonzepts und die damit optimierten Maßnahmen haben erneut zu einer insgesamt guten Sicherheitsbilanz bei dieser herausfordernden Veranstaltung geführt. Den hohen Sicherheitsstandart galt es dabei, nicht nur für das Festgelände selbst, sondern auch für das gesamte Stadtgebiet und insbesondere für das Umfeld der Wiesn zu halten. Hier haben die angrenzenden Polizeiinspektionen, vor allem die PI 14 in der Beethovenstraße, diese wichtige Aufgabe übernommen. Für den Gesamteinsatz „Oktoberfest 2022“ waren bis zu 600 Einsatzkräfte eingesetzt.

Zusammenfassung wichtiger Eckdaten

  • Gesamtzahl der Straftaten etwa gleichbleibend
  • Rückgang der Gewaltdelikte einhergehend mit rückläufigen freiheitsentziehenden Maßnahmen (Gewahrsamnahmen und Festnahmen)
  • Deutliche Steigerung bei den Taschendiebstahlsdelikten
  • Leichter Anstieg bei den angezeigten Sexualdelikten
  • Deutliche Steigerung bei den Widerstandsdelikten mit einer damit einhergehenden Steigerung von verletzten Polizeibeamten.
  • Anstieg bei den durchgeführten Abschleppungen
  • Rückgang der festgestellten Trunkenheitsfahrten (mit Führerscheinsicherstellung)

Die nachfolgenden Zahlenangaben sind als vorläufig zu behandeln, was an der besonderen Konstellation zum Veröffentlichungszeitpunkt liegt (03.10.2022, 05:00 Uhr)

Gesamtzahlen Einsätze und Straftaten
Mit vergleichendem Blick auf die Zahlen der Einsätze zur Wiesn 2019, sind die Einsatzzahlen in diesem Jahr um ca. 9 % rückläufig und damit auf dem Niveau von 2018. Im Berichtszeitraum wurden 1819 (20001) Einsätze abgearbeitet. Neben den geringeren Besucherzahlen dürfe hier vor allem das meist regnerische und kühle Wetter ursächlich dafür sein. Der Tag mit der stärksten Einsatzbelastung war der sog. mittlere Wiesn-Samstag mit insgesamt 209 polizeilichen Einsatzlagen, gefolgt vom sog. letzten Wiesn-Samstag mit 181 Einsätzen.

Die Gesamtzahl der Straftaten blieb mit 967 Anzeigen im Vergleich zu 2019 mit 959 etwa gleich. Ein Rückgang bei der Anzahl der Festnahmen auf 376 (-21,3%, 2019: 478) und einen Rückgang der Gewahrsamnahmen auf 266 (2019: 380) konnte festgestellt werden.

Körperverletzungsdelikte
Mit 244 (2019: 279) angezeigten Körperverletzungsdelikten wurde ein Rückgang von 12,5 % verzeichnet. In 35 Fällen kam das Tatmittel Maßkrug zum Einsatz (2019: 32).

Taschendiebstähle:
Als sehr erfolgreich hat sich auch dieses Jahr wieder die Unterstützung der Taschendiebfahnder des Polizeipräsidiums München durch Fahnder aus dem Bundesgebiet (Berlin und Frankfurt am Main) und den angrenzenden Ländern (Schweiz, Österreich, Ungarn, Belgien und der Tschechischen Republik) bewährt. Insgesamt konnten auf dem Festgelände und im Umfeld 21 Tatverdächtige festgenommen werden. Es wurden 214 Taschendiebstähle angezeigt was einer Steigerung von fast 54 Prozent im Vergleich zu 2019 (139) entspricht.

Auch präventive Maßnahmen wurden durchgeführt, indem in den U-Bahnen und Bahnhöfen
Verhaltensempfehlungen zum Schutz vor Diebstählen angezeigt wurden und die Kolleginnen und Kollegen der Bundespolizei im S-Bahnbereich mit Durchsagen auf die Gefahren im Zusammenhang mit Taschendieben hingewiesen haben.

Sexualdelikte:
Im Bereich der Sexualdelikte konnten 55 Delikte (2019: 47) festgestellt werden. Hier stellen die Delikte, mit sexuell motivierten Berührungen, an vorwiegend weiblichen Wiesn-Besuchern, den weit überwiegenden Anteil der Fälle dar. Auf dem Festgelände kam es zu drei Vergewaltigungen. In zwei der Fälle war der Geschädigten dabei unter den Rock gefasst worden. Zudem wurde ein Delikt einer versuchten Vergewaltigung aufgenommen. Im Jahr 2019 war es zu vier Vergewaltigungen gekommen.

Besonders hervorzuheben ist, dass auch in diesem Jahr die Münchner Polizei wieder sehr eng mit der Organisation „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ zusammengearbeitet hat, welche dieses Jahr erstmalig unter dem Begriff “Safe Space – Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ bekannt sind.

Aggressionsdelikte gegen Polizeibeamte:
Dieses Jahr konnte eine deutliche Steigerung von Angriffen auf Polizeibeamte und Widerstandshandlungen bei den polizeilichen Maßnahmen verzeichnen werden. Insgesamt wurden hier 20 (2019: 11) Kolleginnen und Kollegen verletzt (Widerstand / Tätlicher Angriff: 2022: 34, 2019: 23).

Betäubungsmittelverstöße:
Im Bereich der Aufgriffe von Betäubungsmittel wurde ein Rückgang festgestellt. Die Polizei leitete hier 184 (-22,7%; 2019: 238) Ermittlungsverfahren ein (Festnahmen: 2022: 174; 2019: 242). Hauptsächlich handelte es sich dabei um den unerlaubten Besitz von geringen Mengen von illegalen Betäubungsmitteln. Vorwiegend konnte Cannabis und Kokain festgestellt werden. Der Rückgang der Aufgriffe im Vergleich zu 2019 lässt sich vermutlich ebenfalls auf die schlechte Witterung zurückführen.

Videoüberwachung:
Die 54 (2019: 49) Überwachungskameras haben sich dieses Jahr erneut als ein wichtiges Einsatzmittel erwiesen. Es konnten insbesondere für die Verfolgung von Straftaten Bilder von Tatverdächtigen und die genauen Tatumstände objektiv gezeigt werden. Als Beispiel kann die Gewinnung von Bildern des Tatverdächtigen eines versuchten Tötungsdelikts im Wiesn-Umfeld angeführt werden. Mittels dieser Bilder konnte in der Öffentlichkeit gefahndet werden. In 181 Fällen wurde die Videoüberwachung zur Unterstützung der Einsatzkräfte benutzt.

Verkehrsbilanz (allgemein):
Während des Oktoberfestes waren keine außergewöhnlichen Verkehrsbehinderungen im Umfeld des Festwiesengeländes bzw. im übrigen Stadtgebiet festzustellen. In den Abendstunden herrschte normaler Berufsverkehr, der wie gewöhnlich zur Verdichtung des Verkehrsflusses, führte. Um den Gästen in den Abendstunden einen sicheren Abmarsch zu ermöglichen wurden im Umfeld Verkehrssperren eingerichtet. Dadurch kam es lediglich zu geringfügigen Behinderungen.

Trunkenheitsdelikte:
Bei den Kontrollen im gesamten Stadtgebiet konnten 572 (-58%, 2019: 901) Verkehrsteilnehmer bei Fahrten in verkehrsuntüchtigen Zustand festgesellt werden. Davon erhielten 288 Personen eine Anzeige, bei der ein empfindliches Bußgeld droht. Absolut fahruntüchtig waren 284 Personen. Insgesamt wurden 311 Führerscheine sichergestellt. 70 Fahrten konnten verhindert werden.

Drohnen:
Fünf Personen konnten ermittelt und angezeigt werden, welche Drohnen im Bereich des
Beschränkungsgebietes einsetzten.

E-Scooter:
Die Anzahl der Leih-E-Scooter ist von 4000 Stück (2019) auf ca. 12.000 Stück (2022) angestiegen. Für dieses Jahr wurden deshalb um die Festwiese insgesamt acht (2019: fünf) Abstell-/Sammelflächen für E-Scooter eingerichtet und teilweise flächenmäßig erweitert. Die Flächen waren zeitweise überlastet. Die Betreiberfirmen wurden angehalten, ihre E-Scooter zeitnah von den Flächen zu entfernen, um fortlaufend ein Abstellen zu ermöglichen. Bei Kontrollen konnte 314 Trunkenheitsfahrten im Zusammenhang mit E-Scootern festgestellt werden (-33,4 %; 2019: 419).

Abschleppen, Parksituation:
Das Polizeipräsidium München hat im Vorfeld des Oktoberfestes über Medieninformationen
und den sozialen Netzwerken hingewiesen die Parkregelungen und Beschilderungen zu beachten und den Standort der abgestellten Fahrzeuge zu überprüfen.

Trotz den Ankündigungen mussten 971 Fahrzeuge (+ 51%, 2019: 642 im gleichen Zeitraum) im Umfeld der Theresienwiese abgeschleppt werden.

Einsatzkräfte:
Für die auf der Wiesn eingesetzten Einsatzkräfte ist es ein Privileg Teil des Einsatzes um das Oktoberfest zu sein. Leider erkrankten bislang 30 von ca. 300 eingesetzten Kolleginnen und Kollegen der PI 17 an Corona und mussten nachersetzt werden. Die Erkrankungen konnten auf Grund des Testkonzeptes der Polizei rechtzeitig vor Dienstbeginn erkannt werden. Wir wünschen den Kolleginnen und Kollegen eine baldige und vollständige Genesung.

Auch dieses Jahr wurden die Wiesn-Einsatzgruppen tatkräftig von Kolleginnen und Kollegen
aus Frankreich und Italien unterstützt. Allein die Präsenz in den jeweiligen ausländischen Polizeiuniformen führte bei vielen Festbesuchern zu vielen positiven Reaktionen. Bei Kontakten mit italienisch oder französisch sprechenden Besuchern konnten zudem oftmals Missverständnisse und Unklarheiten deeskalierend ausgeräumt werden.

Sonstiges:
Die eingesetzten Kolleginnen und Kollegen trafen auf eine zumeist sehr positive und friedliche Grundstimmung der Festbesucher. Wir bedanken uns für viele angenehme Begegnungen und Gespräche.

Der Dank der Münchner Polizei gilt, insbesondere mit Blick auf die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen und einhergehenden Verkehrsbeeinträchtigungen, nicht zuletzt der Münchner Bevölkerung für das gezeigte Verständnis.

Vorläufige Deliktsstatistik