Rathaus zeigt Flagge zum Internationalen Frauentag

Rathaus zeigt Flagge zum Internationalen Frauentag
Foto: Gleichstellungsstelle für Frauen

Morgen, am 8. März, wird der diesjährige Internationale Frauentag gefeiert. Er hat seine Wurzeln in der Frauenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Frauen hatten damals sowohl im Beruf als auch in der Familie kaum Rechte, eine politische Betätigung und damit auch die Möglichkeit zu wählen oder gewählt zu werden, war ihnen untersagt. Aber Frauen gründeten Frauenvereine und verfolgten darüber ihre Ziele. Sie bauten zivilgesellschaftliche Strukturen auf, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen und es bahnte sich trotz vieler Rückschläge ein gewisser Wandel an.

Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Der Internationale Frauentag ist eine wichtige Gelegenheit, um die Errungenschaften von Frauen zu feiern, ihre Rechte zu stärken und für Gleichberechtigung einzutreten. Es ist aber gleichzeitig auch eine Erinnerung daran, dass wir uns weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen müssen, dass Frauen in allen Bereichen des Lebens auch wirklich gleichberechtigt sind.“

Besondere Bedeutung erlangt der Weltfrauentag 2024 in Deutschland dadurch, dass in diesem Jahr das Grundgesetz 75 Jahre alt wird. Die Mütter des Grundgesetzes, vor allem Elisabeth Selbert, setzten damals gegen großen Widerstand die Aufnahme des Art. 3 Abs. 2 GG „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durch.

Nicole Lassal, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt München: „Das war nahezu eine Revolution, denn damit war die Gleichstellung als Grundrecht gesetzt. An der praktischen Umsetzung arbeiten wir allerdings heute noch.“

Viele Gesetze mit diskriminierenden Bestimmungen galten noch jahrelang:

  • Es dauerte bis 1958, bis Frauen berechtigt waren, ein eigenes Konto einzurichten und über das eigene Geld selbst zu entscheiden.
  • Noch bis 1977 durfte eine Frau in Westdeutschland nur dann berufstätig sein, wenn das „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war, sie benötigte also die Zustimmung des Ehemannes.
  • Und erst seit 1997 ist die Vergewaltigung in der Ehe strafbar.

Nicole Lassal: „Auch heute noch gibt es einen Gender Pay Gap von 18 Prozent und einen Gender Pension Gap von über 40 Prozent und jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Wollten wir anlässlich des Internationalen Frauentags für all diese durch Femizid umgekommenen Frauen eine Gedenkminute einlegen, so müssten wir rund zwei Stunden schweigen. Ganz aktuell beobachten wir mit dem gesellschaftlichen Rechtsruck auch noch einen zunehmenden Antifeminismus.“

OB Dieter Reiter: „Das sind erschreckende Zahlen. Und trotzdem herrscht in unserer Gesellschaft grundsätzlich die Auffassung, dass Gleichberechtigung längst erreicht sei. Vor genau 30 Jahren wurde der Art. 3 Abs. 2 GG ergänzt um den Satz ‚Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.‘ Die Stadt München sieht dies immer noch als wichtigen Auftrag und leistet deshalb den vielen Organisationen und Projekten, die an der Umsetzung einer gewaltfreien und geschlechtergerechten Gesellschaft arbeiten, größtmögliche Unterstützung.“