So war’s beim Superbloom 2023

So war’s beim Superbloom 2023

Internationale Stars und nationale Acts, sportliche Rave Aerobic, Live-Podcasts, blumige Kunstinstallationen, Panels und dazwischen schrille Walking Acts: Die zweite Auflage des Sommerfestivals Superbloom im Olympiapark hat abgeliefert.

Wenn man bedenkt, dass sich die Landeshauptstadt in den letzten Jahren nicht unbedingt in die Festivallandschaft einreihen konnte, so setzt das 2-tägige Superbloom Festival ein Ausrufezeichen. 50.000 Besucher pro Tag lockte die Großveranstaltung in den Olympiapark München. Ein Glück, dass das Wetter diesmal mitspielte und die Veranstalter im Gegensatz zum chaotischen Auftakt vom vergangenen Jahr ein Problem weniger hatten. Dafür warteten neue Herausforderungen, die Redakteurin Stephanie Fischer nicht entgangen sind. Aber auch die positiven Eindrücke hat sie für Nachrichten München zusammengefasst – und es gab sogar magische Momente.

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Schon zum sonnigen Door Opening strömten ab 10 Uhr Neugierige aufs Gelände. Vor allem die Olympic Stage und Super Stage waren mit Top-Acts wie Dermot Kennedy, Querbeat, Years & Years, Aitch, Auora, Zara Larsson, The Blaze und „Friesenjunge“ Ski Aggu die Anlaufstelle Nummer 1. Wie Ameisenhaufen bewegte man sich am Samstag und Sonntag von der einen zur anderen Bühne. Dazwischen wurde an den zahlreichen Gastroständen gesnackt, am Bloomlmarkt zwischen regionalen und handgemachten Produkten geshoppt und beim SuperBrain ein Blick in die Zukunft gewagt. Oder aber (vor allem am sommerlich-heißen Samstag) rund um die kostenlosen als „massig vorhanden“ beworbenen Trinkwasserstationen gruppiert – ach was, beinahe so geschubst und gestoßen wie zu den Hauptacts in der Arena.
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Dass es nicht immer viel Rauch, Gepose, ein fertig gemixtes Set und zusätzlich einen Hund auf der Bühne braucht wie beim französischen House-Duo „Ofenbach“, zeigt Singer-Songwriterin Ellie Goulding. Mit 1,65 Metern klein, aber oho, steht die Britin zwar alleine auf der großen Bühne im Olympiastadion, doch mit ihrer Stimme und authentischen Ausstrahlung schafft sie es, zu überzeugen. Sogar die bereits eingetroffenen „Kontra K“-Fans singen mit zu „Love Me Like You Do“. Das Kontrastprogramm zu den leisen Tönen liefert dann der deutsche Rapper. Die Arena füllt sich und „Kontra K“ genießt sichtlich die tobende Menge vor sich. Definitiv weiß der gebürtige Berliner, was seine Fans sehen (nach einer Weile oberkörperfrei – ob man sich immer ausziehen muss, sei dahingestellt) und vor allem hören wollen – und stimmen ihm zu: „Erfolg ist kein Glück“. Das bestätigt er mit seiner Energie, bis er die Bühne für Peter Fox freigibt.

Welch Gedränge in der Arena bei hohen Temperaturen und kein Erbarmen der Security, die Menschenmasse einen Graben nach vorne zu lassen, obwohl dieser bereits seit einiger Zeit viel Platz bietet. Stattdessen: Schwindel- und Kreislaufprobleme auf der einen und Gepöbel auf der anderen Seite. Auch Bier fliegt. Bevor es zu Handgreiflichkeiten kommt, schiebt es sich endlich vorwärts. Von den Sitzplätzen aus beobachtet, überlegt man, warum alle sprinten, jetzt, da endlich offen ist. Unten in der Menge aber weiß man: Die Meute rennt nicht für einen guten Platz weit vorne, sie rennt, um Luft zu bekommen. Und zwar an beiden Festivaltagen! Und bei allen bekannten Chart-Acts! Das geht besser! Für den Moment: Sei’s drum, das komplette Orga-Team hatte schließlich alle Hände voll zu tun und hat wirklich alles gegeben. Ja, man darf auch mal loben. Sogar ausflippen, weil Peter Fox mit seiner Dance Crew „M.I.K Family“ so viele good vibes versprüht. Ein Glück, dass es sich der „Seeed“-Frontmann anders überlegt hat und seine Solo-Karriere nun wieder ankurbelt. Warum er im Spiegel-Interview kürzlich seine eigene Coolness infrage gestellt hat? Nicht nachvollziehbar! Dass der 52-Jährige hingegen seinen Hit „Haus am See“ nicht mehr spielen möchte, weil die „Sache mit dem Haus am See eine Schnapsidee gewesen“ ist und „das Leben eine Reise“ sei, bei der man nie ankommt? Verständlich! Trotzdem schade um den Song. Doch wir blicken mit den Festivalbesuchern nach vorne und warten auf Erfolgs-DJ Martin Garrix, der zurecht als Mainact gelistet ist: Zu Electro, Progressive House und Future Bass lässt sich der erste Festivaltag perfekt ausklingen. Und stimmt gleichzeitig auf Tag 2 ein.

Es gab kurzfristige Änderungen im Sonntagsprogramm. So betrat die Indie-Pop-Band „Giant Rooks“ etwas später statt Sam Fender die Olympic Stage und „Lost Frequencies“ wechselte von der kleineren Super Stage ins Olympiastadion. Warum das nicht von vorherein geplant war, ist ein Rätsel. Denn der belgische DJ sorgte mit „Where Are You Now“ tatsächlich für mehr Stimmung und Applaus als US-Popsängerin Ava Max. Ob es wohl am Playback lag, um sich ausgiebig auf dem Stuhl rekeln und mit den Tänzerinnen shaken zu können? Die 29-Jährige hätte ernsthaft Probleme bekommen, wenn sie wie „Giant Rook“ vom Tonausfall betroffen gewesen wäre. Die Stimmung lädt sich erst danach auf. Alle warten auf den Mann, der seinen Namen singt: Jason Derulo. Klar, dass auch der R&B-Sänger sexy-bekleidete Tänzerinnen dabei hat. Mit dem Unterschied, dass diese Teil einer fulminanten Bühnenshow sind. Da gehört Pyro ebenso zur Performance wie Breakdancer, Rapper und ein sich im Wechsel zu Dancemoves aus- und an- und ausziehender Jason Derulo. Eine Stunde lang tanzte das komplette Olympiastadion zu „Savage Love“, „Acapulco“ und „In My Head“, während „Marteria“ zeitgleich auf der Super Stage rappte. Was für ein Wechselbad muss das für den 40-jährigen Marsimoto gewesen sein? Spielte er doch kurz zuvor zwei Abende hintereinander „Lila Wolken“ vor 30.000 Fans im ausverkauften Rostocker Ostseestadion. Und hier? Auf der kleineren der beiden Superbloom-Bühnen im Olympiapark? War es überschaubar! Was vermutlich daran gelegen hat, dass die Eingänge für die vorderen Bereiche nach Konzertbeginn geschlossen wurden. Ein „Konzert-Hopping“ nach Jason Derulo, war also nur bedingt möglich. Die meisten blieben dann doch bei der Olympic Stage: für die angekündigten Top-Stars „Imagine Dragons“.

Ob „Believer“, „Thunder“ oder „Radioactive“, die Rockband aus Las Vegas war das i-Tüpfelchen und manch Ärger, Verzweiflung und das Fragezeichen einer Wiederholung wurde blasser. Inzwischen erleuchten Feuerzeug und Handy-Taschenlampen zur Ballade „Birds“ und die Zeile „I hope to see you again“ lässt aufs nächste Superbloom Festival freuen. In die dritte Runde geht’s am 7. und 8. September 2024. Der VVK für die Early Birds hat bereits begonnen: www.superbloom.de.

Text: Stephanie Fischer
Fotos: David Gottschalt