Die Polizei warnt: „Vorsicht vor falschen Polizeibeamten“

Die Polizei warnt:
Quelle: Polizei Bayern

Pressekonferenz mit dem Leiter der AG Phänomene, Jens Liedhegener,zu vermehrt aufgetretenen Fällen von falschen Polizeibeamten

Im Zeitraum von Sonntag, 10.02.2019, 15:00 Uhr, bis Dienstag, 12.02.2019, 22:30 Uhr, wurden mehrere Personen in Denning, Oberföhring, Mittersendling und Milbertshofen telefonisch von vermeintlichen Polizeibeamten kontaktiert. Die Angerufenen wurden über die angebliche Festnahme einer Einbrecherbande informiert, bei denen Notizen gefunden wurden mit den Adressen der Angerufenen. Zur Sicherung ihrer Vermögenswerte wurden die Angerufenen von den Unbekannten aufgefordert, vorhandene Wertsachen zu übergeben.

Seit Sonntag, 10.02.2019, wurden der Polizei um die 400 Anrufe von falschen Polizeibeamten gemeldet, bei denen die Angerufenen genau richtig reagiert haben, indem sie nicht auf die Forderungen eingegangen sind und sie danach sofort die Polizei alarmierten.

Fall 1:
Am Sonntag, 10.02.2019, gegen 15:00 Uhr, wurde eine über 70-jährige Rentnerin in der Freischützstraße angerufen. Durch eine geschickte Gesprächsführung wurde sie dazu gebracht, Goldbarren im Wert von über 70.000 Euro zu bestellen. Diese erhielt sie am Dienstag, 12.02.2019 und danach deponierte sie diese an ihrer Wohnungstür, wo sie umgehend von einem unbekannten Mann abgeholt wurden.

Fall 2:
Am Montag, 11.02.2019, rief ein falscher Kriminalbeamter einen über 80-jährigen Münchner in seiner Wohnung in Mittersendling an und erlangte bei dem Gespräch die Information, dass der Münchner Goldbarren (im Wert von ca. 50.000 Euro) in einem Bankschließfach aufbewahren lässt. Er wies ihn an, diese bei seiner Bank abzuholen und vor seine Wohnungstür zu legen. Dort wurden sie von einem unbekannten Täter abgeholt.

Fall 3:
Am Dienstag, 12.02.2019, gegen 20:30 Uhr, erhielt eine über 80-jährige Münchnerin einen Anruf in ihrer Wohnung in Milbertshofen.

Ein falscher Polizeibeamter verwickelte sie in ein längeres Gespräch, in dem er erfuhr, dass die Dame Bargeld in Höhe von 260.000 Euro in ihrer Wohnung aufbewahrte. Er wies sie an, dieses Geld an einen Kollegen von ihm zu übergeben. Dieser kam zu ihrer Wohnung, wurde eingelassen und erhielt dort das Geld. Danach verließ er die Wohnung wieder.

Wie bereits am 12.02.2019, Ziff. 211 berichtet, wurde am Montag, 11.02.2019, gegen 00:00 Uhr, eine über 80-Jährigen aus Denning durch geschickte Gesprächsmanipulation zur Herausgabe von Bargeld, Schmuck und Edelmetalle im Wert von ca. 30.000 Euro bewegt. Die Rentnerin deponierte auf Anweisung ihre Ersparnisse in einem Stoffbeutel am Gartenzaun, wo sie kurz danach von einem unbekannten Täter abgeholt wurden.

Der Täter wird wie folgt beschrieben:
Der Anrufer in den Fällen 1 und 2 gab sich als „Herr Stein“ aus. Im Fall 1 beobachtete der Geschädigte durch seinen Türspion einen Abholer mit blonden lockigen Haaren.

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Mehr Informationen

Zeugenaufruf:
Wer hat im angegebenen Zeitraum in der Freischützstraße, Leipartstraße und im Bereich der Ingolstädterstraße / Frankfurter Ring Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit diesem Vorfall stehen könnten?

Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kriminalfachdezernat 3 – AG-Phänomene, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

Warnhinweis:
Die Polizei warnt erneut vor dem Auftreten falscher Polizei- oder Kriminalbeamter.
Diese Täter verwenden fast immer den Trick, es wäre in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei und bei den festgenommenen Tätern wurden Notizen gefunden mit den Namen der Angerufenen. Um Wertsachen zu schützen, sollen die Angerufenen diese Sachen einem Abholer aushändigen.

Polizeibeamte in zivil legitimieren sich stets durch Vorzeigen des Dienstausweises. In Zweifelsfällen lassen Sie sich bitte Namen und Dienststelle der Polizeibeamten nennen und erkundigen Sie sich beim Notruf 110, ob diese Angaben richtig und plausibel sind. Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung ein.

Die Polizei würde aus den oben genannten Gründen nie Bargeld und Wertgegenstände in Wohnungen abholen.

Die Taten durch falsche Polizeibeamte sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Der Erstkontakt zwischen den Tätern und den Opfern findet telefonisch statt. Die Telefonate werden von professionell betriebenen Call-Centern aus dem Ausland geführt, die sich nach dem aktuellen Ermittlungsstand meist in der Türkei befinden. Die Opfer werden in einer sehr großen Anzahl kontaktiert, sodass die Polizei von einer sehr hohen Dunkelziffer an Taten ausgeht.

Die Münchner Polizei steht mit der türkischen Polizei in einem engen Informationsaustausch. Letztes Jahr konnten durch eigenständige Ermittlungen der türkischen Polizei und Justiz bereits mehrere Tatverdächtige festgenommen werden.

Die Täter haben enge Bezüge nach Deutschland und sprechen perfekt Deutsch. Das
Phänomen tritt auch in der Türkei auf, deshalb ist die Bekämpfung dieses Kriminalitätsphänomens sowohl der türkischen Polizei als auch der Münchner Polizei sehr wichtig.

Die Rufnummern, die bei den Angerufenen angezeigt werden, sind oft technisch verändert (Call-ID Spoofing). Anstatt der Originalrufnummer wird häufig die Ortsvorwahl des Angerufenen gezeigt und danach die Ziffernfolge 110, um damit einen Anruf der Polizei vorzutäuschen.

Bei den Taten wird fast immer wiederholt darauf hingewiesen, dass wegen laufender Ermittlungen ein sofortiger Handlungsbedarf bestünde. Die Angerufenen dürfen mit niemandem über den Anruf sprechen und bei einem Verstoß gegen die
Verschwiegenheitspflicht würden sie sich angeblich strafbar machen.

Häufig wird angegeben, dass in der Nachbarschaft eingebrochen wurde. Täter wurden festgenommen und bei diesen wurden Zettel aufgefunden mit den Adressen der Angerufenen. Dadurch wären Wertsachen der Kontaktierten in Gefahr und deshalb sollen sie diese Sachen an die Anrufer übergeben.

Eine andere Methode ist, dass die Anrufer mitteilen, in der Nachbarschaft wäre eingebrochen worden und deshalb gäbe es die grundsätzliche Gefahr weiterer Einbrüche in dieser Gegend und somit auch beim Angerufenen. Zur Sicherung seiner Wertgegenstände solle er diese besser dem Anrufer übergeben.

Bei einer weiteren Methode wird angegeben, dass korrupte Bankmitarbeiter mit anderen Straftätern zusammenarbeiten und deshalb das Vermögen der Gesprächsteilnehmer in Gefahr wäre. Die Angerufenen sollen ihr Geld bei der Bank bar abheben. Danach werden die Individualnummern der Geldscheine telefonisch überprüft und es wird mitgeteilt, dass es sich dabei um Falschgeld handelt. Zur weiteren Überprüfung des Geldes soll es dem Anrufer übergeben werden.

Aus Sicht der Geschädigten stellt sich die Masche in der Regel wie folgt dar (entnommen aus einem Brief, den die Münchner Polizei vor kurzem von einem Akademiker-Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen erhalten hat):

„ […] Auch bei uns […] haben sie mit demselben Trick Beute gemacht: Erst telefonisch verängstigt, die Gangster hätten unsere Adresse auf einem Zettel und kämen jetzt zu uns, aber sie, die „Polizisten“ wollten sie aufhalten und festnehmen.
Dann neuer Anruf: Jetzt wären sie festgenommen, einer (von den Tätern) hätte eine geladene 9 mm Pistole bei sich gehabt!! Alle Goldmünzen und Gold-Schmuck sollten wir sofort zurechtlegen zur Abholung bereit! Wir[…] gehorchten […]. So kam ein körperlich zierlicher „Polizist“ bei uns an und holte unseren Goldschatz von 19 Krügerrand = ca.
20.000 Euro in einer Stofftasche ab und ward nicht mehr gesehen. […]“

Die Geschädigten fallen auf die perfide, wie geschickte Gesprächsführung der Täter herein und machen sich im Nachhinein große Vorwürfe:

„ […] Natürlich schämt man sich, so hereingefallen zu sein. […]“

Dass die Berichterstattung der Medien wirkt und von der Zielgruppe aufgenommen wird, sieht man an folgenden Zeilen desselben Briefs:

„[…]Mit Genugtuung habe ich heute [ … ] gelesen, dass die Bande der falschen Polizisten gefasst ist und vor Gericht steht. […] Auf jeden Fall sind wir der Polizei in München jetzt dankbar, dass sie diese Ganoven hinter Gitter setzen und unschädlich machen kann. […]“

Diese Deliktsarten sind sehr verwerflich, da gezielt ältere Mitbürger angerufen werden, die zum Teil ihre gesamten Ersparnisse verlieren und dadurch Existenzen zerstört werden können.

Die Täter suchen oft gezielt Vornamen aus Telefonverzeichnissen heraus, die heutzutage wenig gebräuchlich sind und die dadurch meist auf ältere Menschen hinweisen. Überlegen Sie sich, ob Sie Ihre Vornamen aus Telefonverzeichnissen entfernen lassen können, damit diese einfache Recherchemöglichkeit für Betrüger entfällt.

Die Münchner Polizei ist in der Bekämpfung dieses Bereiches der Kriminalität seit Jahren stark engagiert und bearbeitet diese Betrugsdelikte in einer eigenen Arbeitsgruppe (AG Phänomene) des Kriminalfachdezernats 3 für organisierte Kriminalität und Bandenkriminalität. Aufgrund gestiegener Fallzahlen in der Vergangenheit hat diese Arbeit für die Münchner Polizei eine große Priorität.

Vermehrt vorkommende Betrugsfälle aus diesem Phänomenbereich mit zum Teil hohen Vermögensschäden haben auch negative Einflüsse auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Der Schutz unserer Bevölkerung ist uns sehr wichtig.

Denken Sie bei auffälligen Anrufen an die folgenden Tipps:

• Seien Sie misstrauisch! – Gesundes Misstrauen ist nicht unhöflich.
• Dringende Ermittlungen, Einbruch in der Nachbarschaft, Anklage aus dem Ausland? – Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
• Nichts übergeben! Die Polizei fordert nie von Ihnen Geld oder Wertgegenstände, um Sie zu schützen oder Ermittlungen durchzuführen.
• Nicht die Wahlwiederholung drücken, sondern 110 wählen und die Münchner Polizei schnell informieren.

Mitschnitt eines echten Anrufs im Rahmen der Betrugsmasche „Falsche Polizeibeamte“