München Klinik Bogenhausen: Der „fünfte Finger“ ist fertig

München Klinik Bogenhausen: Der „fünfte Finger“ ist fertig

Klinikpersonal erhält die Schlüssel für den Erweiterungsbau der München Klinik Bogenhausen

Die München Klinik (MüK) Bogenhausen wird um einen fünften Gebäudeabschnitt erweitert – vom Klinikpersonal auch der „fünfte Finger“ genannt. Nach fünf Baujahren, in denen in Spitzenzeiten 180 Menschen auf der Baustelle gleichzeitig tätig waren, und vorangehender Planungsphase ist der Erweiterungsbau mit einem Investitionsvolumen von rund 170 Millionen Euro nun fertig. Im Rahmen der symbolischen Schlüsselübergabe am Montag (7. April) ist der „fünfte Finger“ schon offiziell in die Hände der München Klinik übergegangen. Das Klinikpersonal nutzt die kommenden Wochen bis zum Umzug ab Ende Mai für den „Feinschliff“ – also unter anderem für Probebetrieb, Tests und Trainings, um den reibungslosen Umzug und Weiterbetrieb während der laufenden Patient*innenversorgung sicherzustellen. Noch vor dem Umzug steht am 13. Mai die feierliche Einweihung des Gebäudes an.

Dr. Götz BrodermannDr. Götz Brodermann, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik: „Die Einweihung und der Bezug unseres fünften Gebäudefingers in Bogenhausen ist mit der erfolgten Schlüsselübergabe in greifbarer Nähe. Im Erweiterungsbau treffen unsere Mitarbeiter*innen auf ein wegweisendes Arbeitsumfeld, das neueste Medizintechnik mit modernen Arbeitsstrukturen auch räumlich abbildet und fördert. Mit unserem bereits eröffneten Eltern-Kind-Zentrum in Schwabing und dem fast fertigen Ersatzneubau in Harlaching, der zum Jahresende in Betrieb geht, werden wir bald an drei Standorten neue Kliniken haben. Dieser Erfolg ist nur durch großes Engagement unser Mitarbeiter*innen auch zusätzlich zur täglichen Patientenversorgung möglich. Dafür möchte ich jeder und jedem Einzelnen danken.“

Michael Bergmann-Mitzel, MüK-Bauchef und Geschäftsführer der Bauprojektgesellschaft: „Es freut mich außerordentlich, der München Klinik als Vertreter des gesamten Projektteams jetzt den symbolischen Schlüssel für den Erweiterungsbau überreichen zu dürfen. Architekten und Ingenieure haben hier gemeinsam mit Pflege, Ärzteschaft und Verwaltung geplant; Handwerker aus vielen Professionen und Ländern haben gehämmert, geschweißt und geschraubt. Wir wünschen uns, dass das Gebäude dem Personal und den Patienten gut dient, und der tollen Medizin und Pflege, die hier täglich gemacht wird.“

Sechs Stockwerke für Hochleistungsmedizin und -pflege
Im „fünften Finger“ findet auf rund 27.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche und einer Gebäudehöhe von etwa 21 Metern von oben bis unten hochmoderne Medizin und Pflege ihren Platz. Die Räumlichkeiten sind so gestaltet und angeordnet, dass Patient*innen und Personal auch im OP und in den Intensivbereichen einen Blick ins Grüne und Tageslicht haben. Kräftige Wandfarben und Farbakzente an den Möbeln tragen zur Wohlfühlatmosphäre beim Arbeiten bei. Für die nutzerfreundliche Gestaltung stehen Klinikpersonal, Bau- und Inbetriebnahmeteam seit der Planung in engem Austausch.

Der Hubschrauberlandeplatz, mit zusätzlicher Parkposition für einen zweiten Hubschrauber, wird auf das Dach über dem Erweiterungsbau und Bestandsgebäude verlagert. Per Expressaufzug ist der Zugang zu OP und Schockraum möglich. Auf das Dach des Erweiterungsbaus und Bestandsbaus werden begrünte Flächen sowie insgesamt über 600 Solarmodule angebracht.

Im obersten Stockwerk finden interdisziplinäre Komfortstationen ihren Platz. Die Zimmer sind hell und geräumig. Alpenblick bietet sich sowohl mit Blick von den Balkonen, als auch in der kreativen Wandgestaltung.

Im zweiten Stock ist die Technikzentrale verortet. Hier zeigt sich, welch technische Hochleistung hinter der Versorgung steht. Für die entsprechende Luftqualität sorgen zwei leistungsstarke Lüftungszentralen – sie setzen rund 330.000 Kubikmeter Luft pro Stunde um, das entspricht der Lüftung von 1.000 Einfamilienhäusern. Mit 10.000 Datenpunkten wird die Gebäudeleittechnik des Neubaus aus der Technikzentrale heraus digital und sicher gesteuert. Flächendeckendes W-LAN schafft hierfür die Grundlage. Ein Wärmerückgewinnungsgrad von 75 Prozent zeigt, dass ein Großteil der eingesetzten Energie effizient wiederverwendet wird. Im gleichen Stockwerk finden sich auch die Umkleidebereiche für das OP-Team. Für das OP-Personal ist ein eigener Erholungsbereich integriert, den das Team in Arbeitspausen zwischen den Operationen ohne zeitaufwändiges Umkleiden („Ein- und Ausschleusen“) nutzen kann.

Im ersten Stock ist der zentrale OP-Bereich verortet. Dieser verfügt über 17 OP-Säle, darunter zwei Hybrid-OPs für die Gefäß- und Herzchirurgie mit Angiographieanlage bzw. für die Neurochirurgie mit einem mobilen „Bildgebungsroboter“ namens Loop-X, der im Rahmen der Digitalisierungsförderung durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) finanziert wurde. Das hybride Operieren ermöglicht eine Bildgebung direkt während der Operation, so kann Patient*innen ein separater, zusätzlicher Eingriff erspart werden. Die hochmoderne Angiographieanlage wurde für den Erweiterungsbau neu angeschafft. Auch für den OP-Roboter „Da Vinci“, der in Bogenhausen auf den Namen „Leo“ hört, gibt es einen eigenen OP-Saal. Der vierarmige Roboter wird von den Fachbereichen der Urologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie von der Thoraxchirurgie genutzt – er wird vom Operateur bzw. der Operateurin per Konsole gesteuert und ermöglicht ein besonders schonendes Operieren mit geringerer Komplikationsrate. Die Hybrid-Operationssäle und der DaVinci-Operationssaal sind mit jeweils über 60 Quadratmetern besonders groß. Die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege wurden in die Gestaltung der OP-Räumlichkeiten mit einbezogen, so dass nun viele Details die Arbeitsabläufe erleichtern – beispielsweise stehen Headsets im OP zur Verfügung, die eine zentrale Kommunikation während der Operation ermöglichen und für eine ruhige Arbeitsatmosphäre sorgen. Alle Narkosegeräte sind mit nachhaltigen Aktivkohlefiltern ausgestattet, die Emissionen in die Umwelt pro Jahr in Höhe von 30 Tonnen CO2-Äquivalenten vermeiden.

Im Erdgeschoss und im ersten Untergeschoss sind die operativen und internistischen Intensiv- und Überwachungsstationen angesiedelt. Diese werden im Erweiterungsbau um die internistische Intensiveinheit aus Schwabing verstärkt und sind mit insgesamt über 100 Betten deutlich erweitert worden. Alle Intensiv- und Überwachungsbetten konnten mit einem speziellen heilungsfördernden Lichtsystem zur individuellen Simulation des Tag-Nacht-Rhythmus ausgestattet werden, das Verwirrungszuständen nach einer Operation, dem sogenannten „Delir“, vorbeugt. Es ist das letzte Puzzlestück in einer Vielzahl von Maßnahmen, die in Bogenhausen zur Delirprävention angewendet werden, die jede*n dritte*n Patient*in über 60 Jahren nach einer Operation betrifft. Die Kosten in Höhe von rund 300.000 Euro für das Lichtsystem wurden über Spenden finanziert – den Spender*innen wird auf einer Tafel gedankt. Die Patient*innen werden auf den Intensivstationen in ruhiger Atmosphäre in Einzelzimmern mit Tageslicht versorgt. Die Überwachungsstationen (Intermediate Care = Zwischenstufe zwischen Intensiv- und Normalstation) verfügen über Einzel- und Zweibettzimmer und sind technisch auf ebenso hohem Level ausgestattet, wie die Intensivstationen. Die räumliche Nähe der Intensiv- und Überwachungseinheiten ermöglicht die bestmögliche Zusammenarbeit der Teams. Für die spezialisierte Versorgung von Schwerbrandverletzten ist eine eigene Behandlungseinheit zuständig. Ebenso gibt es eine eigene Station für Knochenmarktransplantierte, die im Juni aus Schwabing nach Bogenhausen umzieht und dort die hochspezialisierte Krebsversorgung mit Hämato-Onkologie und zertifiziertem Onkologischen Zentrum verstärkt.

Im zweiten Untergeschoss befinden sich die Bereiche, die den OP-Betrieb sicherstellen. Darunter die neue Pathologie, die im Neubau vollständig digitalisiert ist, was eine schnellere Befundung direkt in den laufenden OP ermöglicht – bis hin zu Möglichkeiten auch digital für andere Standorte oder für den Experten aus dem Home Office zu befunden. Auch die zentrale Sterilgutaufbereitung („Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte“, kurz: AEMP) ist hier verortet: Hier werden alle OP-Instrumente und das weitere Sterilgut für die Operationen an allen MüK-Standorten aufbereitet. Rund 70 Mitarbeitende bereiten hier 24/7 pro Jahr insgesamt rund 150.000 Sterilguteinheiten und rund 6 Millionen OP-Instrumente auf. Die AEMP hat sich auf 2.000 Quadratmetern räumlich deutlich vergrößert. Die Aufbereitung läuft mit neuen Geräten, neuer Software, neuen Prozessen – und vollständig digitalisiert. Auch sogenannte „Kritische C-Medizinprodukte“, beispielsweise spezielle Katheter, die invasiv eingesetzt werden, können hier künftig intern aufbereitet werden. Dafür sind besondere Reinigungs- und Desinfektionsautomaten sowie Plasmasterilisatoren im Einsatz. Auf der gleichen Ebene findet sich auch das Fallwagenlager, das ebenfalls zu den hocheffizienten OP-Prozessen beiträgt. Über ein neues modernes „Fallwagenmanagement“ bestücken Versorgungsassistent*innen die OP-Säle mit den jeweils für den Eingriff notwendigen Instrumenten.

Funktionsbereiche im Bestandsgebäude werden umfangreich modernisiert
Als Maximalversorger mit rund 1.000 Betten ist und bleibt Bogenhausen das größte Haus der München Klinik. Auch im Bestandsbau finden Modernisierungen in den Funktionsbereichen der Kardiologie, Neurologie und Radiologie statt und sind teilweise bereits abgeschlossen. Die neue Kardiologie wurde bereits eröffnet und hat sich auf rund 1.400 Quadratmeter in der Fläche verdoppelt. Ein zusätzliches Herzkatheterlabor ist hinzugekommen. Deckeninstallierte Strahlenschutzsysteme namens „Zero Gravity“ entlasten die Mitarbeitenden von den sonst notwendigen schweren Bleischützen. Die Radiologie wird aktuell modernisiert und hat bereits ein zusätzliches, drittes MRT erhalten – ein weiteres CT kommt noch hinzu.

Drei fertige Großbauten: Auf Bogenhausen folgt Harlaching noch in diesem Jahr
Über eine Milliarde Euro investieren Stadt und Freistaat in die Neubauten und Modernisierung der München Klinik. Im Frühjahr 2024 wurde bereits der erste Bauabschnitt des neuen Eltern-Kind-Zentrums in Schwabing eröffnet, nun folgt im Mai der Erweiterungsbau in Bogenhausen. Er ist mit einer Gesamtinvestition von 395 Millionen Euro für den Erweiterungsbau und die anschließend vorgesehene Modernisierung der Pflegestationen im Bestand das größte Bauprojekt der MüK. Die MüK steht mit den Genehmigungsbehörden im Austausch zu einem alternativen Erweiterungsbau Richtung Süden, der es ermöglichen würde, die wegweisenden baulichen Erneuerungen ohne Unterbrechungen des laufenden Klinikbetriebes zu realisieren. Zum Ende des Jahres wird auch der Ersatzneubau für die neue MüK Harlaching abgeschlossen sein und anschließend bezogen. Die Umzüge in die Neubauten finden allesamt im laufenden klinischen Betrieb und damit nahezu ohne Einschränkungen in der Patient*innenversorgung statt. Am Standort Neuperlach wurde bereits im Jahr 2021 das neue Zentrallabor in Betrieb genommen, das die labordiagnostische Expertise der MüK bündelt.