Neue Selbsthilfegruppe zum Thema Behandlungsfehler und Folgebeschwerden im Selbsthilfezentrum München

Neue Selbsthilfegruppe zum Thema Behandlungsfehler und Folgebeschwerden im Selbsthilfezentrum München
Symbolbild

Wenn Ärzte Fehler machen, kann das für Patienten gravierende Folgen haben. Vergangenes Jahr haben die Kassen rund 14.000 Vorwürfe gegen Mediziner geprüft und knapp ein Viertel bestätigt. Doch die Dunkelziffer ist hoch. Betroffene haben jetzt eine Selbsthilfegruppe zu diesem aktuellen Thema im Selbsthilfezentrum München gegründet.

Horrorvisionen wie das falsche Bein, das amputiert wird oder das OP-Besteck, das der Chirurg im Bauch vergisst- sie sind eher selten. Viel häufiger sind falsche Diagnosen oder Therapien: etwa wenn eine Thrombose oder eine Lungenembolie gar nicht oder zu spät erkannt wurden, ein Herz-Infarkt übersehen, oder ein falsches Medikament verordnet wurde, das für Folgeschäden sorgt. Jedes Jahr werden mehr als 20.000 Fälle bei Schlichtungsstellen und Krankenkassen gemeldet. Die Gutachter der Medizinischen Dienste (MDK) der Krankenkassen untersuchen Vorwürfe in deren Folge ein Schaden entstand.

Gut 4.000 Fehler haben die Medizinischen Dienste 2019 davon bestätigt. Die Dunkelziffer sei jedoch hoch, vermutet der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen. Grund: In Deutschland gibt es kein allgemein gültiges Melderegister für Behandlungsfehler. Mit einem solchen könnte man feststellen, ob Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlern in der Praxis tatsächlich erfolgreich sind. Mit anderen Worten: Es gibt kein repräsentatives Bild über die Qualität von medizinischen Behandlungen in Deutschland.

Es waren der Frust und die Ohnmacht gegenüber diesem undurchsichtigen, medizinischen Apparat, die Manfred R. zu einer Gruppengründung im SHZ motivierten:„In Deutschland werden Autos besser geprüft als Menschen. Im Gesundheitswesen gibt es keine Rückrufaktionen z.B. bei fehlerhaften Implantaten. „Deswegen hat der ehemalige Thrombosepatient die Selbsthilfegruppe „Behandlungsfehler und Folgebeschwerden nach Thrombose“ ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, gemeinsam mit anderen Betroffenen, Behandlungsfehler aufzudecken. Dies kann geschehen durch Erfahrungsaustausch über Diagnose- und Behandlungsfehler, aber auch durch Unterstützung bei deren Meldung und Aufklärung. Er selbst hatte als Patient „chaotische Zustände in den Notaufnahmen miterlebt“, fühlte sich nach einem selbst erlittenen Behandlungsfehler „im Stich gelassen.“ Nun möchte er, gemeinsam mit anderen Menschen, die Behandlungs- oder Befundfehler erlitten haben und dadurch mit Folgebeschwerden und weiteren Erkrankungen zu kämpfen haben, aufklären, bei der Beweisführung helfen und eine bessere medizinische Versorgung fordern, aber auch ermutigen, neue Wege zu gehen, um in der veränderten Situation die persönliche Lebensqualität zu verbessern. Nach dem Motto: „Behandlungsfehler sind keine „Laune der Natur!“

Die Selbsthilfegruppe „Behandlungsfehler und Folgebeschwerden nach Thrombose“ trifft sich immer freitags im Selbsthilfezentrum München (SHZ), Westendstr. 68, 80339 München. Kontaktaufnahme über die Beratungsstelle: 089 / 53 29 56 – 11 oder info@shz-muenchen.de