Wintereinbruch überfordert Räumdienst und macht Radfahren über eine Woche unmöglich

Wintereinbruch überfordert Räumdienst und macht Radfahren über eine Woche unmöglich
7. Dezember, Kapuzinerstr. / Thalkirchnerstr. Dieser zusammengeschobene Schnee zwingt die Radfahrenden in die Autospur und schmilzt noch langsamer weg! - Foto: © Ulrike Pauli

Das Bündnis Radentscheid München zeigt sich tief enttäuscht über die schlechte Räumqualität auf Radwegen während des Wintereinbruchs, die das Fahren oft unmöglich machte. Und fordert: In der kalten Jahreszeit darf Klimaschutz keine Pause machen. 

Der abrupte Wintereinbruch ab dem 3. Dezember hat auch den Radverkehr über eine Woche lang großteils zum Erliegen gebracht – trotz der vor allem anfänglich spürbaren Bemühungen des Winterdienstes. Das Bündnis Radentscheid München (REM) ist enttäuscht und ernüchtert über die schlechten Fahrbedingungen auch lange nach Ende des Schneefalls. Dies gilt insbesondere nach den Versprechungen auf Besserung, die erst im November 2023 gegenüber den Verantwortlichen des REM seitens der Behörden getätigt wurden. 

Das Bündnis Radentscheid München stellt nach dem Wintereinbruch fest: Der mangelhafte Winterdienst auf unseren Radwegen machte das Radfahren auf vielen Strecken schlicht unzumutbar und in höchstem Maße gefährlich. Dabei wäre es gerade auch im Winter notwendig, den noch massiveren Auto-Verkehr mit seinen speziell bei kalten Temperaturen hohen Schadstoffemissionen einzudämmen und umweltfreundlichen Transportmitteln wie dem Fahrrad im wahrsten Sinne des Wortes den Weg frei zu machen. Mit sicheren und freien Radwegen würde auch Kindern, Senior*innen und schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen eine niedrigschwellige und umweltfreundliche Fortbewegung in der kalten Jahreszeit ermöglicht und Mobilität vom Auto auf das Fahrrad verlagert. Schließlich ist das Fahrrad neben dem ÖPNV und dem Fußverkehr das Schlüsselelement schlechthin für die Verkehrswende. Diese ist ohne höheren Radverkehrsanteil nicht zu schaffen. Laut Stadtratsbeschluss V07383 vom 25.01.2017 will die Stadt den motorisierten Individualverkehr (MIV) bis 2025 auf 20 Prozent verringern. Das gilt auch in der kalten Jahresezeit. Der Klimaschutz darf keine Winterpause machen. 

Das Bündnis REM fordert: 

  • Sicheres Radfahren muss auch im Winter möglich sein. 
  • Die Stadt muss bei der Räumungsqualität und -dichte auf den Radwegen dringend nachjustieren. 
  • Nachräumen muss ebenfalls erfolgen, da durch Räumdienst auf KFZ-Strassen der Schnee auf Radwege geschoben wird.
  • Die Stadt muss das Rad als Transportmittel höher priorisieren und endlich auch im Winter ernst nehmen. 

Es braucht nun aus Sicht des REM eine ehrliche Fehleranalyse und mögliche Lösungen, die auch den Baumschutz berücksichtigen und einen Kompromiss aus Befahrbarkeit und Ökologie finden. 

Katharina Horn, Sprecherin des Radentscheids: “Winterdienst für Radfahrende ist machbar. Ein schnelles und gründliches Räumen, wie auf Teilen des Altstadt-Radlrings und der Radl-Stammstrecke erfolgt, verhindert Eisplattenbildung und ermöglicht weiterhin die Mobilität auf diesen wichtigen Verbindungswegen.”

Noch eine Woche nach dem Schneefall wurden Schneehaufen auf die Radwege verschoben, und die noch bestehenden, teils festgetretenen Eisplatten verfestigten sich, nachdem sie häufig von teils ebenfalls schlecht geräumten Gehwegen ausweichenden Fußgängern komprimiert worden waren. So entstanden gefährliche Furchen, die sich nicht mehr entfernen ließen. Wichtige Radweg-Verbindungen waren spiegelglatte Eispisten, die mit normalen Rädern nicht gefahrlos zu befahren waren. Gleichzeitig waren die Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr längst wieder schwarz und sauber.

Andreas Schön, Sprecher des Radentscheids: “Auf den kürzlich beschlossenen Pilot-Streckenabschnitten mit Salz-Einsatz war bereits kurz nach Ende des Schneefalls wieder sicheres Radeln möglich. Dieses Erfolgserlebnis ist jedoch getrübt durch die teilweise unzumutbaren und unfahrbaren Bedingungen auf etlichen Radwegen, Fahrradstraßen und den restlichen Nebenstraßen – auch viele Tage nach Ende des Schneefalls. Die Stadt muss dringend eine Lösung finden, wie zeitnah nach dem Schneefall auch die übrigen Radwege und Fahrradstraßen in einen nutzbaren Zustand gebracht werden können, wenigstens in langsamer Fahrweise.”

Aber die Stadt hat auch bewiesen: Wo ein Wille ist, ist auch bei winterlichen Verhältnissen ein Radweg. So wurden manche Strecken vorbildlich geräumt, das heißt, von Anfang an gründlich und ohne Schneereste, die sich zu Eis verfestigen können. Am 8. November hatte die Stadt München angekündigt, dass der Winterdienst besser funktionieren soll als in den vergangenen Jahren, nötigenfalls mit Einsatz von Feuchtsalz auf sieben Teststrecken. Wir haben bereits Aufnahmen von drei der Strecken machen können und festgestellt, dass die Fahrbarkeit dort erheblich besser ist. Guter Radwegdienst im Winter ist also möglich. Für den Klimaschutz nötig ist er ohnehin.  

Hier Zitate aus Beschwerdebriefen von Bürger*innen, die uns erreichten: 

“Es waren aber sogar noch (Samstag, 9. Dezember), 8 Tage nach den Schneefällen, Abschnitte auf meiner Strecke, die überhaupt nicht geräumt waren!! Die Autostrassen waren auf der gleichen Strecke schon seit Dienstag wieder komplett frei! Wie sind hier die Prioritäten gesetzt? Ich empfinde es von der Stadt als eine Respektlosigkeit gegenüber den Radfahrenden, auch 8 Tage nach den Schneefällen die Radwege nicht komplett schneefrei zu bekommen.”  

“Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass sich der Stadtrat u.a. mit dem Radentscheid klar zu einer Verkehrswende ausgesprochen hat. Doch Radwege und leider auch Anliegerstraßen nach wie vor so gut wie unbefahrbar sind. Wir haben heute (Sonntag, 10. Dez.) Tag 8 seit dem Wintereinbruch. Für mich unverständlich, dass als erstes Autobahnen, Straßen und der Flughafen frei sind, der SPNV und ÖPNV sowie Fuß- und Radwege in der Prio an letzter Stelle stehen. Eine Woche lang Ausfall der Radinfrastruktur! Ist das Verkehrswende?”