LMU Klinikum informiert bei Aktionstag am 23. Mai zum Thema Schlaganfall

Die Münchner Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek eröffnet anläßlich des europäischen Schlaganfallkongresses ESOC 2023 in München mit Expert:innen des LMU Klinikums und weiteren Initiator:innen den Aktionstag gegen den Schlaganfall auf dem Münchner Odeonsplatz - Foto: LMU Klinikum - Steffen Hartmann

Rund 270.000 Menschen erleiden pro Jahr in Deutschland einen Schlaganfall, davon sind 14.000 unter 50 Jahre alt. Ein Schlaganfall kann jeden treffen, besonders gefährdet sind ältere Menschen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Deutschland wird die Anzahl an Schlaganfallpatient:innen in den nächsten Jahren mutmaßlich deutlich zunehmen. Anlässlich des Europäischen Schlaganfallkongresses (ESOC 2023 in München) informierten Expert:innen des LMU Klinikums und weitere Initiatoren bei einer Aufklärungskampagne auf dem Münchner Odeonsplatz am 23. Mai 2023 von 11 bis 16 Uhr zur Prävention, Behandlung und Rehabilitation bei Schlaganfällen. Dort konnten sich Interessierte unter anderem in einem Infobus der Kampagne ihren Blutdruck messen und ihr individuelles Risiko für einen Schlaganfall ermitteln lassen.

Schlaganfälle können in jeder Lebenssituation auftreten und sich unterschiedlich bemerkbar machen. Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind plötzlich aufgetretene Sehstörungen, Lähmungs- und Taubheitsgefühle, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Schwindel sowie starke Kopfschmerzen. Deshalb gilt: Jeder Schlaganfall ist ein Notfall – „Time is brain“. Die Neurologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Günter Höglinger) sowie das Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am LMU Klinikum bieten eine umfassende Behandlung für Schlaganfallpatient:innen – von der Notaufnahme über die Stroke Unit und Intensivstation bis hin zur Nachsorge in einer Schlaganfallambulanz und zahlreichen Forschungsprojekten zum Thema Schlaganfall. Prof. Dr. Arthur Liesz, Local Chair für den Europäischen Schlaganfallkongress in München (ESOC), Professor für Neurologie an der LMU München und Arbeitsgruppenleiter im Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung am LMU Klinikum: „Wir betreiben Grundlagen- und klinische Forschung, um unser Wissen über Schlaganfälle zu erweitern und neue Therapien zu entwickeln. Unser Ziel ist es, Schlaganfallbetroffene zu unterstützen und bestmöglich zu versorgen.“

Zentrale Notaufnahme: die erste Anlaufstelle

Bei Schlaganfallverdacht muss unverzüglich der Rettungsdienst (112) gerufen werden. Denn je schneller ein Patient mit einem Schlaganfall in eine Klinik gebracht („Time is brain“) und die Gehirndurchblutung normalisiert werden kann, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine bleibenden Schäden auftreten. Am LMU Klinikum erfolgt die Erstbehandlung immer in der Zentralen Notaufnahme (Leitung: Prof. Dr. Matthias Klein), wo Ärzte der Schlaganfallstation (Stroke Unit) den Patienten vom Rettungsdienst übernehmen und umgehend bildgebende Diagnostik einleiten.

Die häufigste Ursache (80-85 %) des Schlaganfalls ist eine Minderdurchblutung des Hirngewebes. Diese beruht meist auf einem Gefäßverschluss, oft verursacht durch ein Blutgerinnsel – man spricht dann von einem ischämischen Schlaganfall. In diesem Fall kann eine Lysetherapie zur Gerinnselauflösung zum Einsatz kommen, vorausgesetzt der Gefäßverschluss besteht nicht länger als 4,5 Stunden (in besonderen Fällen 6 Stunden). Reicht eine Lysetherapie nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff zur mechanischen Entfernung eines Gerinnsels aus einem Blutgefäß (kathetergestützte Behandlung). Bei dem selteneren hämorrhagischen Schlaganfall ist eine Einblutung in das Hirngewebe die Ursache. Mittels Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) kann eine Hirnblutung zweifelsfrei diagnostiziert werden, zudem kann mit dieser Bildgebung auch die mögliche Ursache der Blutung festgestellt werden.

Stroke Unit: schnelle interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Neurologische Klinik betreibt eine überregional zertifizierte Stroke Unit mit 14 Betten (Leitung: Prof. Dr. Lars Kellert).  Auf dieser Schlaganfall-Spezialstation werden jährlich ca. 1.000 Schlaganfallpatienten in der Akutphase der Erkrankung betreut. Im Vordergrund der Behandlung stehen die Akuttherapie des Schlaganfalls, die Überwachung und Vermeidung von Komplikationen und der unmittelbare Beginn rehabilitativer Maßnahmen. Dafür ist der Einsatz eines interdisziplinären Teams aus speziell ausgebildeten Ärzt:innen, Pflegekräften, Physio-, Ergo- und Sprachtherapeut:innen sowie dem Sozialdienst unabdingbar. Gemeinsam definiert das Team für jeden Schlaganfallpatienten eine individuelle Vorgehensweise, um die bestmögliche Versorgung der Schlaganfallpatient:innen erreicht.

NEVAS: Netzwerk für eine schnelle Versorgung

Das Neurovaskuläre Netzwerk Südwestbayern (NEVAS) besteht aus drei neurovaskulären Zentren der Maximalversorgung mit der Neurologie des LMU Klinikums, des BKH Günzburg sowie des Klinikums Ingolstadt. Das Netzwerk wird von der Neurologischen Klinik des LMU Klinikums koordiniert (Koordination: PD Dr. Florian Schöberl). NEVAS versorgt jährlich ca. 6.000 Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall im gesamten Südwesten Bayerns in insgesamt 18 angegliederten Kooperationskliniken. Dabei werden auch Kliniken und Regionen eingebunden, die keine eigene neurologische Fachabteilung vorhalten können. Egal wo der Notfall eintritt, in den großen Ballungszentren oder in ländlichen Regionen, die Schlaganfallexperten von NEVAS können mit Hilfe der Telemedizin (Videokonsil und telemedizinische Beurteilung der Gehirn-Bildgebung) an 365 Tagen im Jahr über 24 Stunden am Tag alle Patienten behandeln, als wären sie vor Ort. Somit ist eine flächendeckende hochwertige Schlaganfallversorgung im gesamten südwestbayerischen Raum, insbesondere auch den ländlichen Regionen, gewährleistet.

Neurologische Intensivstation: Hilfe bei schwersten Schlaganfällen

Für schwer betroffene Schlaganfallpatient:innen steht eine neurologisch geführte Intensivstation am LMU Klinikum mit 12 Betten zur Verfügung (Leitung: PD Dr. Konstantinos Dimitriadis). Hier werden jährlich etwa 100 Patientinnen und Patienten mit schwersten Schlaganfällen überwacht und stabilisiert. Gemeinsam mit den Kolleg:innen der Neurochirurgie, Neuroradiologie und Gefäßchirurgie werden komplexe, lebensrettende  Eingriffe bei Schlaganfallpatienten durchgeführt.

Schlaganfallforschung: wachsendes interdisziplinäres Netzwerk

Mit dem Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) wurde am LMU Klinikum ein international renommiertes Zentrum für Schlaganfall- und Demenzforschung geschaffen, in dem Ärzt:innen, forschende Kliniker und Grundlagenwissenschaftler:innen eng zusammenarbeiten. „Unser Ziel ist es, die Behandlungsoptionen für Schlaganfallpatienten und Risikopersonen zu verbessern und neue Therapien in den klinischen Einsatz zu bringen. Es ist wichtig, Therapien auf breiter Basis verfügbar zu machen. Dafür brauchen wir internationale Zusammenarbeit“, betont Prof. Dr. Martin Dichgans, Direktor des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung. Die Forschungsschwerpunkte des ISD liegen unter anderem auf der Genetik, der Identifikation neuer molekularer Zielstrukturen, auf zellulären Mechanismen, der Rolle des Immunsystems bei Schlaganfall, Mechanismen des Zelluntergangs nach Schlaganfall und davon abgeleiteten neuen Therapieansätzen. Diese Themenbreite wird durch die Arbeit von 16 unabhängigen Arbeitsgruppen an zwei Lehrstühlen innerhalb des ISD ermöglicht.

Die Neurologische Klinik des LMU Klinikums betreibt außerdem eine interdisziplinäre klinische Studieneinheit. „Wir prüfen neue diagnostische und therapeutische Verfahren auf ihren Nutzen und wollen so wirksame innovative Methoden schneller und effektiver zum Einsatz bei Patient:innen bringen“, so Prof. Dr. Günter Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik am LMU Klinikum.

Zudem sind das Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung und die Neurologische Klinik Teil eines engen und wachsenden Netzwerkes neurowissenschaftlicher Forschung am Standort München. So sind deren Wissenschaftler:innen beispielsweise wesentlich am SyNergy Exzellenzcluster München beteiligt sowie in mehreren Sonderforschungsbereichen, Forschungsgruppen und europäischen bzw. transatlantischen Forschungsinitiativen aktiv.

Schlaganfallambulanzen: umfassende Behandlung für Risikopatienten

Es gibt eine Reihe von vermeidbaren bzw. gut behandelbaren Risikofaktoren für Schlaganfälle. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen (vor allem Vorhofflimmern), aber auch bauchbetontes Übergewicht (Adipositas) oder Rauchen. In den Schlaganfall-Ambulanzen der Neurologischen Klinik und des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung erhalten Patienten und Risikopersonen eine umfassende Diagnostik, Beratung und Behandlung. Neben der Einschätzung des Schlaganfall- und allgemeinen Gefäßrisikos erfolgt eine gezielte Beratung zur effizienten Vorbeugung von kardiovaskulären Ereignissen, auch bei komplexeren medizinischen Sachverhalten. Weitere Angebote umfassen die soziale Beratung und die Vermittlung weiterführender Angebote bei bereits bestehender Beeinträchtigung.

Weitere Informationen zur Versorgung von Schlaganfall-Patient:innen, Risikopersonen und Beratung derer Angehöriger erhalten Sie auf der Website der Neurologischen Klinik (www.lmu-klinikum.de/neurologie) und des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung (www.lmu-klinikum.de/isd/)