Mhorrgazellen-Nachwuchs in Hellabrunn – Artenschutz für eine bedrohte Tierart

Mhorrgazellen-Nachwuchs in Hellabrunn – Artenschutz für eine bedrohte Tierart
Foto: © Wolfgang Schreitmüller

Was leisten Zoos und Tierparks für den Artenschutz? Die Geschichte der Mhorrgazellen zeigt es: Im natürlichen Habitat beinahe ausgestorben, konnten aus den wenigen verbliebenen Tieren dank gezielter Bemühungen von zoologischen Einrichtungen so viele Nachkommen gezüchtet werden, dass die imposanten Gazellen bereits in verschiedenen Gebieten Nordafrikas wieder angesiedelt wurden. Auch die Zuchterfolge in Hellabrunn tragen dazu bei – in diesem Jahr gab es bereits zweifachen Nachwuchs.

Die Mhorrgazelle galt seit Anfang der achtziger Jahre als ausgerottet, das letzte Tier im natürlichen Lebensraum wurde 1985 erlegt. Zuvor konnten jedoch sieben Tiere in einer Zuchtstation eines spanischen Zoos, gerettet werden. Dank der koordinierten Zusammenarbeit verschiedener zoologischer Einrichtungen im Erhaltungszuchtprogramm hat die Tierart überlebt und konnte in verschiedenen Auswilderungsgebieten, beispielsweise in Marokko, im Senegal und in Tunesien erfolgreich im ursprünglichen Verbreitungsraum wieder angesiedelt werden.

Eine Erfolgsstory des Artenschutzes
Im Tierpark Hellabrunn beteiligt man sich seit vielen Jahren, ca. seit 1981, am Erhaltungszuchtprogramm. Zunächst begann die Zucht in der spanischen ESTACIÓN EXPERIMENTAL DE ZONAS ÁRIDAS in Almeria, dann erhielt Hellabrunn einige Tiere. Schließlich begann man mit der Planung der Wiederansiedlung der Gazellen-Art in Nordafrika. Aktuell leben in Hellabrunn elf Tiere, darunter zwei Jungtiere. Die großen Gazellen werden nur in einigen wenigen Zoos erfolgreich gezüchtet. Jedes geborene Tier ist ein Erfolg dieser koordinierten Bemühungen und stellt sicher, dass eine möglichst hohe genetische Vielfalt für weitere Auswilderungsprojekte gewährleistet werden kann.

„Trotz bisherigen Auswilderungserfolge ist die Art in ihrem Bestand weiter stark gefährdet“, so Hellabrunns Zoologischer Leiter Carsten Zehrer. Weiter führt er aus: „Wilderei, Überweidung, Trockenheit und Landnutzungsänderungen bedrohen den Bestand der Mhorrgazelle. Um sie auch weiterhin schützen zu können, wurden zahlreiche Schutzmaßnahmen wie die Einrichtung von Schutzgebieten, die Regulierung der Jagd sowie Überwachung und Maßnahmen gegen Wilderei ergriffen. Die nachhaltige Erholung der Bestände ist noch nicht gewährleistet, was das Engagement und die Dringlichkeit in der Erhaltungszucht nur unterstreicht. Wir sind sehr froh auch weiterhin zum Schutz dieser Tierart beitragen zu können“.

Mhorrgazellen sind an das Leben in trockenen und halbtrockenen Gebieten angepasst und bevorzugen Habitate wie Wüsten, Steppen und Savannen. Sie beziehen Flüssigkeit aus der Nahrung sowie von Tau und kondensierenden Nachtnebeln. Ihren ungewöhnlichen Namen verdanken die tagaktiven Mhorrgazellen ihrer Färbung. „Mhorr“ bedeutet auf Arabisch „Fohlen“-, ein Hinweis auf die Ähnlichkeit der dunkelbraunen Rückenfärbung zu den Fohlen der arabischen Pferde. Sie leben in kleinen gemischt-geschlechtlichen Gruppen, die von einem dominanten Männchen angeführt werden.