München, 01.12.2016. München hatte 2015 einen der niedrigsten Krankenstände in Bayern. Laut DAK-Gesundheitsreport gab es die wenigsten in Starnberg. Münchens Frauen hatten 29 Prozent mehr Fehltage als Männer. Während die Frauen mehr Ausfalltage wegen Seelen- und Krebsleiden hatten, fielen die Männer häufiger wegen Herz-Kreislauf-Beschwerden aus. Die Geschlechter unterscheiden sich auch im Umgang mit Krankheit. Deshalb gewinnt für Unternehmen ein passgenaues betriebliches Gesundheitsmanagement zunehmend an Bedeutung.
Neben dem Krankenstand untersuchte die DAK-Gesundheit in ihrem aktuellen Gesundheitsreport schwerpunktmäßig den Unterschied von Frauen und Männern in den Krankheitsprofilen und im Umgang mit Krankschreibungen. Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Bayern und in München aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Ein Fazit: Frauen in Bayern fehlen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr sechs Prozent höher. In München betrug der Unterschied sogar 29 Prozent. „Damit ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Günther Köll, Chef der DAK-Gesundheit in München. „Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheiten betroffen sind.“
In München leiden Männer häufiger (plus 63 Prozent) an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen haben Münchner Frauen um 57 Prozent mehr Ausfalltage.
Auch bei den Krebsleiden liegen sie mit 92 Prozent deutlich über denen der Männer, was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Köll. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht mehr erfasst“, so Köll. Grundsätzlich sei das Krebsrisiko bei Männern und Frauen gleich.
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen könnte sich auch durch den anderen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären lassen. Berufstätige Männer im Freistaat besuchen im Durchschnitt vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind fast sieben Mal in ärztlicher Behandlung. Köll: „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen herausrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt.“ Auch Unternehmen stellen einen unterschiedlichen Umgang mit der eigenen Gesundheit fest. „Männer müssen wir anders ansprechen, um sie für das Thema Gesundheit zu gewinnen“, sagt Helmut Schmidt, Zweiter Werkleiter der Abfallwirtschaft München (AWM). „Deshalb sind unsere Gesundheitsangebote so ausgerichtet, dass für jeden das Richtige dabei ist“ Dies beinhaltet zum Beispiel auch ein individuelles Bewegungscoaching speziell für die Belegschaft aus dem operativen Bereich.“
Wenn ihre Kinder krank sind, melden sich Eltern auch schon einmal selbst arbeitsunfähig. Jede dritte Frau in Bayern sagte in der Befragung, dass sie manchmal so vorgehen müsse, weil sie sich nicht anders zu helfen wisse. Bei den Männern sagen das nur zehn Prozent. Demnach tragen Frauen noch immer einen größeren Anteil an der Betreuung kranker Kinder als Männer.
„Die Mehrfachbelastung zwischen Beruf, Haushalt, Kinderbetreuung und Angehörigenpflege liegt oft bei den Frauen“, weiß Schmidt. Der AWM-Frauenanteil beträgt rund 13 Prozent. Deshalb hat der AWM für die weiblichen Beschäftigten eigene Programme zugeschnitten. Dazu gehört zum Beispiel das Forum „Frauenpower, mit dem der AWM zu den Preisträgern des Deutschen BGM-Förderpreises gehört.
Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen in München im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte zu. Mit einem Krankenstand von 2,9 Prozent gehört München zu den gesündesten Regionen in Bayern. Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit 2015 an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 29 krankgeschrieben. Der Landesdurchschnitt betrug 3,6 Prozent. Den stärksten Anstieg gab es mit knapp 18 Prozent bei den Fehltagen wegen Atemwegserkrankungen. Erkältungen waren damit Haupt-Ausfallursache in München. Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen nahmen um rund vier Prozent zu und kamen im Ranking der wichtigsten Krankheitsarten auf den dritten Platz. Psychische Leiden wie Depressionen und Angstzustände waren zweithäufigste Ausfallursache, wobei die Zahl ihrer Fehltage um drei Prozent zurückging. „Unternehmen können aus dieser Analyse wichtige Impulse für ihr betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnen“, sagt Günther Köll von der DAK-Gesundheit. „Als Kasse bieten wir Arbeitgebern konkrete Hilfe an.“
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Sie hat mehr als 800.000 Versicherte in Bayern, davon rund 100.000 in München.