Studie „Obdachlose Menschen auf der Straße“ vorgestellt

Symbolbild

Sozialreferentin Dorothee Schiwy hat im Rahmen einer Pressekonferenz zum Neubau des Übernachtungsschutzes in der Lotte-Branz Straße 5 die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Obdachlose Menschen auf der Straße“ vorgestellt. Bislang ist das Sozialreferat von geschätzt 550 obdachlosen Personen ausgegangen, die auf der Straße leben.

Gesellschaftliche und politische Veränderungen in den letzten zehn Jahren haben eine Aktualisierung der Daten zu obdachlosen Menschen in München notwendig gemacht. Der Stadtrat hat dementsprechend 2019 einer Studie „Obdachlose Menschen auf der Straße“ zugestimmt. Die Studie wurde vom SINE Institut im Münchner Stadtgebiet durchgeführt und umfasste zwei Zählungen – eine in der Winterperiode (November 2022) und eine in der Sommerperiode (Mai 2023), um die tatsächliche Anzahl der obdachlosen Menschen in München zu erfassen. Die Straßenzählung wurde auf das Gebiet innerhalb des Mittleren Rings begrenzt und anhand von Experteneinschätzungen auf das gesamte Stadtgebiet hochgerechnet. Insgesamt wurden etwa 340 obdachlose Personen auf der Straße gezählt, davon rund 250 Personen innerhalb des Mittleren Rings. Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Verglichen mit anderen deutschen und europäischen Großstädten ist die Zahl von rund 340 obdachlosen Personen sehr niedrig. Dies lässt sich auf die Vielzahl an Angeboten für obdach- und wohnungslose Menschen in München zurückführen. Die Obdachlosenstudie verifiziert datenbasiert die Bedürfnisse von obdachlosen und wohnungslosen Menschen. Sie ist ein guter Leitfaden, um die bereits bestehenden und auch sehr gut angenommenen Angebote und Einrichtungen noch weiter zu verbessern und um auch obdachlosen Personen in unserer Stadt die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdienen. Mit dem neuen Übernachtungsschutz sind wir hier auf einem sehr guten Weg, einmal mehr ein soziales Zeichen in unserer Stadt zu setzen.“ Neben der Zählung fand eine zusätzliche Befragung von obdachlosen Personen statt. Demnach kommt ein hoher Anteil an Personen aus dem EU-Ausland (Winterzählung 67 Prozent, Sommerzählung 47 Prozent). Annähernd die Hälfte der auf der Straße lebenden Menschen ist älter als 49 Jahre (18-49 Jahre: 56,3 Prozent, 50-81 Jahre: 43,6 Prozent) und lebt oft schon länger auf der Straße.

Zwei Drittel der auf der Straße angetroffenen Befragten nutzen keine Übernachtungsangebote. Als Gründe hierfür werden unter anderem angegeben, dass die Einrichtung tagsüber verlassen werden muss und kein dauerhaftes Angebot darstellt (ein Drittel der Befragten). Auch mangelndes Sicherheitsgefühl und Angst vor Diebstahl (ein Drittel der Befragten) sowie zu viele Menschen in den Unterkünften (ein Viertel der Befragten) waren Ablehnungsgründe von Übernachtungsangeboten. Fast alle von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen kennen die Angebote der Landeshauptstadt München bzw. der Träger (über 90 Prozent).

Das Sozialreferat wird die Studienergebnisse gemeinsam mit den freien Trägern der Wohnungslosenhilfe weiter auswerten und prüfen, an welchen Stellen das bestehende System der Wohnungslosen- und Obdachlosenhilfe noch verbessert werden kann.