Erstmals seit 15 Jahren in Deutschland und zum allerersten Mal in München zeigt die Kunsthalle eine Einzelausstellung mit Werken von Keith Haring (1958 –1990). Ein Großteil der über 160 Leihgaben stammt aus der Keith Haring Foundation in New York, die durch Exponate aus amerikanischen und europäischen Museums – und Privatsammlungen ergänzt werden – einige sind zum ersten Mal seit dem Tod des Künstlers zu sehen. Diese Zusammenstellung zeugt von der Vielfalt seines Schaffens, mit dem Haring sich seiner Umwelt künstlerisch bemächtigte: von seinen frühen Zeichnungen, den Plakatwänden in der Subway, Leinwänden und Kunststoffplanen über Motorhauben und alltägliche Gebrauchsgegenstände bis hin zu Skulpturen. Dokumentarisches Material vervollständigt das Bild des Künstlers und Aktivisten.
Keith Haring hatte es sich im New York zu Zeiten der konservativen Reagan-Regierung zum Ziel gesetzt, mit seiner Kunst auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Er bezog klare Stellung gegen den kapitalistischen Exzess un d engagierte sich für nukleare Abrüstung, Umweltschutz und die Gleichberechtigung der Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sexualität. Auf diesen in Ausstellungen bisher wenig thematisierten politischen und sozialkritischen Aspekten seines Lebenswerks liegt der Fokus der Retrospektive.
Keith Haring war der herausragende Künstler in der New Yorker Downtown -Community junger Maler, Performer und Musiker, deren Schaffen sich aus der Urban Street Culture speiste. Er besaß die Fähigkeit, Obj ekte und Figuren in einfach umrissenen Linien in atemberaubender Geschwindigkeit zu erfassen und eine beliebig große Fläche ohne Vorzeichnung mit einem kompositorisch ausgewogenen Liniengefüge zu überziehen. Diese Malweise war nicht nur Voraussetzung für s ein Schaffen im öffentlichen Raum, sondern auch für seine außergewöhnliche Produktivität.
Während seiner kurzen, aber intensiven Karriere in den 1980er -Jahren wurde sein Werk in mehr als 100 Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Doch auch im öffentlichen Raum war Haring äußerst aktiv: Zwischen 1982 und 1989 fertigte er mehr als 50 Installat ionen in dutzenden von Städten auf der ganzen Welt. Viele von ihnen waren Wohltätigkeitsaktionen für Krankenhäuser, Kindertagesstätten oder Waisenhäuser.
Als Keith Haring mit 31 Jahren – nach einer Schaffenszeit von gerade einmal einem Jahrzehnt – an den Folgen von Aids starb, hatte er nicht nur für seine Kunst, sondern auch für sein politisches Engagement international Anerkennung erlangt: Er sprach offen über seine HIV-Infektion und leistete so einen wichtigen Beitrag zur Enttabuisierung der Krankheit. Der Künstler gründete 1989 die Keith Haring Foundation, deren beiden Hauptziele bis heute sind, weltweit unterprivilegierten Kindern Ausbildungschancen zu bieten und ein vorurteilsfreies Be wusstsein gegenüber HIV und Aids zu schaffen.
Haring ist weit mehr, als es die unzähligen Merchandising -Artikel von Stickern über
T-Shirts bis hin zu Smartphone-Hüllen vermuten lassen! Nicht nur d er Einfluss auf seine eigene Generation kann kaum überschätzt werden: Sein Ideal einer politisch engagierten Kunst lebt weiter, und die Wirkung seiner Bildsprache ist ungebrochen.
Infos und Anfahrt: www.kunsthalle-muc.de