Stadt fördert Münchens Film- und Kinoszene und vergibt Preise

Stadt fördert Münchens Film- und Kinoszene und vergibt Preise

Auch in diesem Jahr unterstützt und fördert die Stadt die Münchner Film- und Kinoszene und vergibt Preise an den Regie-Nachwuchs für künstlerisch herausragende Projekte sowie an Programmkinos für einen kulturell anspruchsvollen Spielbetrieb.

Kulturreferent Anton Biebl: „Ich freue mich, dass der Münchner Stadtrat mit dem Beschluss ,Mit Kultur aus der Krise´ den unermüdlichen Einsatz der Kinobetreibenden gewürdigt hat und die Anzahl der Kinoprogrammpreise ab 2022 von sechs auf neun erhöht. Darüber hinaus wurde die Dotierung der Starter-Filmpreise von 6.000 auf 8.000 Euro angehoben. Ich bedanke mich bei PHAROS – The Post Group (vormals ARRI Media), dass analog zu den Starter-Filmpreisen die geldwerte Leistung für den Starter-Filmpreis / Produktion ebenfalls erhöht wurde.“

Über die Vergabe beschloss der Kulturausschuss des Stadtrats jetzt auf Empfehlung einer Jury.

Die jährlich vergebenen und nun mit jeweils 8.000 Euro dotierten drei Starter-Filmpreise 2022 gehen an Felix Klee für „Hoamweh Lung“, an Hilarija Laura Ločmele für „Desired Child“ und an Lara Milena Brose & Kilian Armando Friedrich für „Überleben“. Der Starter-Filmpreis / Produktion 2022, gestiftet von PHAROS – The Post Group, als geldwerte Leistung in Höhe von 8.000 Euro für die Postproduktion eines künftigen Films geht an Erec Brehmer für „Wer wir gewesen sein werden“. Die Preisverleihung der Starter-Filmpreise findet in diesem Jahr wieder im Rahmen des Filmfests München statt.

Die neun Kinoprogrammpreise werden in Höhe von jeweils 7.500 Euro vergeben an: ABC Kino – Thomas Kuchenreuther; Arena Filmtheater – Markus Eisele und Christian Pfeil; Filmtheater Sendlinger Tor – Fritz und Christoph Preßmar; Kino Solln – Francois Duplat und Georg Kloster; Neues Maxim – Anne Harder; Neues Rottmann – Thomas Wilhelm; Rio Filmpalast – Markus Eisele und Christian Pfeil; Theatiner Film – Marlies Kirchner; Werkstattkino e.V. – Wolfgang Bihlmeir, Bernd Brehmer, Doris Kuhn und Erich Wagner. Die vollständigen Jurybegründungen der Starter-Filmpreise und der Kinoprogrammpreise können unter stadt.muenchen.de/infos/auszeichnungen.html nachgelesen werden.

Auszüge aus den Jurybegründungen der Starter-Filmpreise 2022:

Felix Klee: „Hoamweh Lung“
„Unter der Lüftlmalerei eines sterbenden Bauernhofs steht Sheila. Und Sheila stirbt auch. Sheila ist ein Pferd. Und Sheila hat Staub in der Lunge. So einfach ist das: Hier geht es um das Ende.
Einen ,experimentellen Abschied´ nennt der Regisseur Felix Klee seinen Film in den Regienotizen. 3D-Animationen, Bildschirmaufnahmen und dokumentarisches Material verbinden sich zu einem Essay über Konstruktion und Rekonstruktion von Erinnerung, der seine vielen Fäden geschickt lose lässt und nebeneinander stellt.
Der Film taucht in die Lungen eines sterbenden Pferdes ein und in eine Topographie, die am Computer gestaltet wurde. Klee – verantwortlich für Regie, Buch, Kamera, Animation und Schnitt – untersucht das Hoamweh, das im ganzen Film spürbar ist (…).“

Hilarija Laura Ločmele: „Desired Child“
„Es steht ein Elefant im Raum. Die aus Lettland stammende Filmemacherin Hilarija Ločmele hat sich dazu entschlossen, diesen mit ihrem Dokumentarfilm ,Desired Child´ endlich sichtbar zu machen. Der Tod ihrer Schwester Agnese, die mit nur sieben Jahren an einem Gehirntumor starb, ist zwar kein Familiengeheimnis (Fotos und Videos von ihr existieren) – aber in Hilarijas Familie wird nicht darüber gesprochen, was dieser Tod für alle bedeutet und wie er bis heute ihr Verhalten prägt. (…)
Hilarija Ločmele erzählt in ihrer Muttersprache, auf Lettisch, im Off, und sie versteht es trotz ihrer persönlichen Betroffenheit, die nötige Distanz zu wahren. Mit poetischer Sprache gelingt es ihr, die Trauer der Eltern und die Leerstelle, die Agnese hinterlassen hat, einzufangen. (…) In nur dreißig Minuten gelingt es Hilarija Ločmele, die systemischen Auswirkungen der Leerstelle Agnese in ihrer Familie auf poetische Weise auszudrücken. (…)“

Lara Milena Brose & Kilian Armando Friedrich: „Überleben“
„,Ich will Fallschirmspringen und auf einem Elefanten durch Asien reisen‘, das sind die zwei Wünsche, die sich Leon auf jeden Fall noch erfüllen will. Nicht undenkbar für einen 26-jährigen, dem die Welt noch scheinbar offen steht. Doch die Welt steht Leon gar nicht offen: im Therapiezentrum OPEN wird sein Alltag strikt reglementiert. Ein Alltag, den er hier erst wieder neu erlernen muss. Drogendeals, Diebstahl, Zuhälterei, die ganzen Stationen einer beinahe klassischen Drogenkarriere. Das war Leons Welt. Jetzt kämpft er in der Reha leise wieder für sich. (…) So ganz anders als sein Vater: Hans Joachim, ein umtriebiger Künstler, der gegen seinen alternden Körper, seine eigene Sterblichkeit mit fast kauziger Verbissenheit mit Land-Art-Aktionen und seinem detailreichen Audio-Tage- buch ankämpft. Der Film ist ein Doppelportrait von Leon und seinem Vater, ein Diptychon, in dem sich zwei Menschen gegenüberstehen und sich eine stille, klaffende Wunde auftut. (…)
Ein überaus kluger Film, der sparsam aber effektiv seine filmischen Mittel einsetzt, auf Lücken in der Erzählung setzt und das Leiden der beiden am Leben, das Unsagbare, das die beiden trennt, in wenigen Federstrichen skizziert. (…)“

Erec Brehmer: „Wer wir gewesen sein werden“
„Wie umgehen mit Trauer, mit Neuanfang, mit dem Wiederfinden der eigenen Identität nach einem Riss im Leben? Wie eine Liebesgeschichte erzählen, die durch einen furchtbaren Schicksalsschlag beendet wird? Erec Brehmer schreibt sie weiter im Futur II.
,Wer wir gewesen sein werden´ ist ein bemerkenswerter Film, der sich auf höchst subjektive Weise dem eigenen Unglück und dessen Bewältigung widmet. Bei einem Autounfall auf der Rückfahrt vom Skifahren stirbt Brehmers junge Freundin, die den Wagen steuert. Er sitzt neben ihr, überlebt den Unfall schwer verletzt. Einen Monat zuvor hat er erst sein Studium an der HFF München abgeschlossen. Gleichsam als Therapie beginnt der junge Regisseur nun nach der mühsamen Rekonvaleszenz sich langsam dem Trauma filmisch zuzuwenden und verarbeitet die gemeinsame Geschichte zu einem höchst bewegenden, intimen und aufwühlenden Film, der aber zugleich von universeller Aussagekraft ist. (…)“