Von Armut betroffenen Menschen zuhören! – Vom 17. Oktober bis 19. November finden bundesweit die Armutswochen statt
Caritasdirektor Sollfrank fordert politische Beteiligung aller sozialer Gruppen
München, 16. Oktober 2024 – Der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. beteiligt sich mit einem vielfältigen Programm an den deutschlandweiten Armutswochen des Deutschen Caritasverbands. Zwischen dem 17. Oktober, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut, und dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen am 19. November richtet die Caritas-Familie die Aufmerksamkeit auf einen besonderen Aspekt von Armut und Ausgrenzung. „Mit dem diesjährigen Motto ,Frieden beginnt beim Zuhören. Politische Beteiligung armutserfahrener Menschen‘ liegt der Fokus darauf, wie wir den Anliegen armutsgefährdeter Menschen mehr Gehör verschaffen können“, erläutert Diözesan-Caritasdirektor Prof. Dr. Hermann Sollfrank. „Damit wollen wir ein sichtbares Zeichen setzen für diejenigen, die im lauten politischen Tagesgeschäft oft übersehen werden.“ Armutsgefährdung sei oft mit dem Mangel an politischer Teilhabe und der unzureichenden politischen Repräsentation ihrer Interessen verbunden. Deshalb fordert Sollfrank die politische Beteiligung aller sozialer Gruppen, „denn Beteiligung sei eine entscheidende Voraussetzung, um Armut und Ausgrenzung zu überwinden und um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken und unsere Demokratie zu festigen“. Die Demokratie sei vor allem dadurch gefährdet, dass viele Menschen offenbar das Gefühl haben, nicht mehr beteiligt zu sein, nicht gehört zu werden und an ihren Lebensumständen nichts ändern zu können, so Sollfrank weiter.
Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier, unter anderem zuständig für die Sozialen Dienste und Einrichtungen im Diözesan-Caritasverband, weist darauf hin, dass die Armut auf den Straßen im Großraum München zunimmt. „Wir sehen jeden Tag Menschen, die Abfalleimer nach Pfandflaschen und Essbarem durchsuchen, Menschen, die auf Parkbänken oder unter Brücken schlafen und Menschen, die an unseren Essensausgaben täglich um eine warme Mahlzeit anstehen“, schildert die Vorständin die Lage. Deshalb wolle die Caritas genau hinhören, „damit wir erfahren, was Menschen brauchen, um Armut zu ertragen und überwinden zu können. Und wir laden Politiker und Politikerinnen ein, mit armutsbetroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen.“
„In München sind ca. 266.000 Menschen armutsgefährdet. Eine alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern oder ein Obdachloser haben kaum eine Stimme, müssen aber am stärksten kämpfen, um ihren Platz in dieser Gesellschaft zu finden“, erklärt Harald Bachmeier, Geschäftsleiter der Caritas München Stadt und Landkreis. „Die gesellschaftliche und politischen Partizipation von Menschen, die in Armut leben, befördern das Gefühl, echter Teil unserer Stadtgesellschaft zu sein. Wir müssen sie in diesem Bewusstsein stärken! Daher ist es unsere Aufgabe, den Menschen zuzuhören, an ihrer Seite zu stehen und für ihre gesellschaftliche und politische Teilhabe zu kämpfen,“ betont Bachmeier weiter.
Wolfgang Schweiger, Kreisgeschäftsführer der Caritas Region Bad Tölz/Wolfratshausen, sieht „eine Aufgeregtheit und Skandalisierung von Themen, die uns im Alltag oft den Blick für die Nöte armutsgefährdeter Menschen verstellen. Mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen in den Landkreisen in Oberbayern möchten wir in der Öffentlichkeit sensibilisieren, etwa durch Befragungen von Betroffenen und Mitbürgern/-innen, Podiumsdiskussionen und ähnlichem mehr.“
Was brauchen Menschen mit Armutserfahrung, um gehört zu werden? Was fehlt ihnen, um sich politisch beteiligen zu können? Diese Fragen versucht der Caritasverband mit einer Vielzahl an Aktionen und Veranstaltungen in München und Oberbayern zu beantworten: So werden unter anderem Politiker und Politikerinnen zum kostenlosen Mittagessen der Kirchenküchen im Münchner Norden eingeladen, um mit armutsbetroffenen Gästen ins Gespräch zu kommen. Youngcaritas veranstaltet eine Abendveranstaltung mit Münchner Schülern/-innen, bei dem das Zuhören durch die Politiker/-innen in den Fokus rückt. Im Kloster Benediktbeuern gibt es eine interessante Ausstellung der Wohnungslosenhilfe Bad Tölz in Zusammenarbeit mit Studenten/-innen der Katholischen Stiftungshochschule zu Wohnungslosigkeit. Und die Besucher/-innen der Caritas-Zentren Freising und Erding bekommen die Möglichkeit, ihre Wünsche an die Politik anonym an eine Pinnwand zu heften, deren Ergebnisse später bei einem Pressetermin veröffentlicht und diskutiert werden.
Alle Veranstaltungen der Caritas-Einrichtungen im Rahmen der Armutswochen finden Sie auf der Website des Caritasverbands unter Armutswochen (caritas-nah-am-naechsten.de) (ub/beb)