Wie kommt mein Kind sicher zur Schule? Diese Frage haben sich wohl alle Eltern früher oder später gestellt – und die ist gar nicht so leicht zu beantworten, schließlich müssen sich gerade Erstklässler erst an den Schulweg gewöhnen. Für viele Eltern lautet die Antwort also „mit dem Auto“, doch das ist nur scheinbar der sicherste Weg zur Schule und belastet zusätzlich die Umwelt. Wie es anders geht und welche Vorteile das für Kind und Eltern hat, zeigt die Umweltorganisation Green City e.V. mit dem „Bus mit Füßen“. Durch die Schulwegbegleitung kommen die Kinder gut aufgehoben zur Schule, starten den Tag mit einem Plus an Bewegung und helfen vom ersten Schultag an, das Klima zu schützen.
Früh morgens bietet sich an vielen Schulen Münchens das gleiche, hektische Bild: Neben den haltenden Schulbussen drängen sich Autos bis ans Schultor. Dazwischen: umherlaufende Kinder. So war es bis vor kurzem auch an der Grundschule an der Kirchenstraße in Haidhausen, wo die 10-jährige Hermine zur Schule geht. Die Flut an Autos vor dem Schuleingang sorgte bei Mutter Nina Lamba für ein ungutes Gefühl: „Die Grundschule an der Kirchenstraße liegt eigentlich direkt an einem verkehrsberuhigten Bereich. Trotzdem brausten jeden Morgen aus allen Richtungen Autos heran, mit denen Kinder zur Schule gebracht wurden“. Das sorgt nicht nur für reichlich schlechte Luft, sondern auch für gefährliche Situationen – viele Eltern argumentieren mit Sicherheit, wenn sie die Kinder mit dem eigenen Auto zur Schule bringen. Doch die eigentliche Gefahr für die Kinder entsteht durch die „Elterntaxis“ selbst. Denn der Hol- und Bringverkehr der Eltern gefährdet die Sicherheit der Schulkinder, beispielsweise durch die Behinderung von Schulbussen oder gefährliche Wendemanöver. Stattdessen empfiehlt der ADAC in einem Leitfaden: „Für Kinder ist es besser, den kompletten Weg zur Grundschule zu Fuß zurückzulegen“.
Eigentlich alles klar – oder? „Ich kann viele Eltern verstehen, die ihr Kind nicht alleine losschicken möchten. Durch die Einschulung der Kinder haben sie außerdem schon so viel zu tun – da ist es oft das einfachste, auf das Auto zurückzugreifen“, sagt Nina Lamba. Über den Direktor der Schule stellte Lamba den Kontakt zur Münchner Umweltorganisation Green City e.V. her, die schon seit über zehn Jahren das Projekt „Bus mit Füßen“ im Auftrag des Kreisverwaltungsreferats durchführt. Das Konzept ist denkbar einfach: Begleitet von einem Elternteil gehen die SchülerInnen zu Fuß zur Schule. Die Eltern wechseln sich dabei ab. „Der Bus mit Füßen schafft für Eltern und Kinder einen sicheren Rahmen für den Schulweg. In der Gruppe sind die Kinder nicht nur sicher aufgehoben, sie lernen auch den Umgang mit alltäglichen Situationen im Verkehr und sie werden selbstbewusster“, berichtet Nina Lamba. Denn nachdem in Begleitung der Eltern der Schulweg eingeprägt wurde, können ihn die Kinder später auch alleine zurücklegen. Das funktioniert auch in Stadtteilen mit tendenziell höherem Verkehrsaufkommen, zum Beispiel in Laim. Dort haben sich Eltern dafür eingesetzt, dass der Bus mit Füßen an der Grundschule an der Droste-Hülshoff-Straße in den bereits vorhandenen Schulwegplan aufgenommen wird. Denn die Grundschule liegt nicht weit weg von der Westendstraße und damit einem Zubringer der Autobahn. Wenn die Kinder von Beginn an mit dem Auto zur Schule gebracht werden, verpassen sie wichtige Erfahrungen im Umgang mit dem Verkehr.
In Haidhausen sind die Kinder mittlerweile sogar selbst zu Vertretern umweltfreundlicher Mobilität geworden. Denn dass an der Kirchenstraße morgens nun deutlich weniger Verkehrschaos herrscht, ist neben dem Bus mit Füßen auch den SchülerInnen selbst zu verdanken. Nachdem das Projekt dort anfangs nur für Kinder der ersten Klassen eingeführt wurde, wollten die älteren SchülerInnen von sich aus ebenfalls teilnehmen. An der Grundschule an der Kirchenstraße gibt es das Projekt somit nun für alle Kinder der ersten bis zur dritten Klasse. Und so gehen ältere und jüngere Kinder mittlerweile gemeinsam zur Schule und unterstützen sich dabei gegenseitig. Dabei entstehen nicht nur neue Freundschaften, sondern die SchülerInnen entwickeln schon früh ein ökologisches Bewusstsein: „Mit kleinen Schritten lernen die Kinder, wie sie schon früh etwas für die Umwelt tun können. An der Straße fällt ihnen schon auf, wie sehr es nach Abgasen stinkt und sie fragen dann, warum nicht mehr Menschen mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen“, sagt Nina Lamba.
Der Bus mit Füßen kommt nicht nur in Haidhausen und in Laim gut an: Mittlerweile gibt es das Projekt an jeder dritten Schule im Münchner Stadtgebiet. Und auch das Umland erobert die Schulwegbegleitung im Sauseschritt – so bringt der Bus mit Füßen zum Beispiel auch in Pfaffenhofen und in Aschheim Kinder sicher zur Schule. Falls Sie sich für das anlaufende Schuljahr noch fragen, wie Ihr Kind sicher zur Schule kommt, finden Sie auf www.greencity.de/bus-mit-fuessen Informationen, ob die Schule Ihres Kindes am Projekt teilnimmt und wie Sie sich dafür anmelden können.