Gibbons in Hellabrunn – eine hochbedrohte Primatenfamilie

Gibbons in Hellabrunn – eine hochbedrohte Primatenfamilie
Foto: © Tierpark Hellabrunn / Erwin Wolff

Am 24. Oktober ist Welt-Gibbon-Tag. Dieser Tag wurde von der Welt-Naturschutz-Union (IUCN) ins Leben gerufen, um auf die wenig bekannten, aber stark bedrohten Gibbons aufmerksam zu machen. In Hellabrunn können Besucher Silbergibbons und Siamangs beobachten. Seit 2024 leitet der zoologische Kurator Dr. Hanspeter Steinmetz das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Siamangs.

Wenn man an Menschenaffen denkt, kommen einem meist Schimpansen und Gorillas in den Sinn. Doch auch Gibbons gehören zur Familie der Menschenaffen. Diese Kletterkünstler, die für ihren lauten Gesang bekannt sind, leben vor allem in Indonesien. Insgesamt gibt es 20 verschiedene Arten, die alle stark bedroht sind. Die Gründe dafür sind vielfältig: die eingeschränkte Verbreitung in Ostasien, die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder sowie Jagd und illegaler Handel als Haustiere.

Als wissenschaftlich geführter Zoo hat es sich der Tierpark Hellabrunn zur Aufgabe gemacht, dieser hochbedrohten Art zu schützen. Im Rahmen des ex-situ-Artenschutzes, also des Arterhalts außerhalb des natürlichen Lebensraumes, kümmert sich Kurator und Tierarzt Dr. Hanspeter Steinmetz darum, die genetische Vielfalt und Gesundheit der Siamang-Population in europäischen Zoos zu erhalten. In Europa leben derzeit 168 Siamangs in 49 Zoos. Alle relevanten Daten und Fakten über diese Tiere werden in einem EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm), registriert. Steinmetz gibt zudem Zucht- und Transferempfehlungen und behält den Überblick über die Fortpflanzungsmöglichkeiten und Geschlechterverteilung der Tiere in den Zoos. „Die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme sind eine wichtige Maßnahme, wenn Lebensräume stark bedroht sind oder die Wildpopulationen so klein geworden sind, dass sie ohne menschliche Hilfe nicht überleben können. Ex situ-Artenschutz bietet zudem Möglichkeiten für Forschung, Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Artenschutz“, erklärt Steinmetz.

Siamangs sind die größten und lautesten Gibbons und erreichen eine Körperlänge von bis zu einem Meter. Ihr markanter Gesang ist regelmäßig im Tierpark Hellabrunn zu hören. Aktuell leben zwei Siamangs in der Welt der kleinen Affen. Dr. Hanspeter Steinmetz betont: „Da nur vier Prozent der Lebensräume der Siamangs geschützt sind, engagieren wir uns gemeinsam mit unseren Partnern im EEP für den Schutz der Regenwälder Südostasiens.“

Silbergibbons, eine etwas kleinere Gibbonart, sind neben Hellabrunn nur in einem weiteren Zoo in Deutschland zu sehen. In ihrer Heimat, der indonesischen Insel Java, wird der Bestand auf nur noch etwa 2.500 Tiere geschätzt.

„Wenn man davon ausgeht, dass man schützt, was man kennt, so können unsere Silbergibbons und Siamangs als Botschafter für ihre Artgenossen in Südostasien einen Beitrag dazu leisten, diese hochbedrohten Affenarten besser kennenzulernen und ein Bewusstsein für Arten- und Naturschutzes zu schärfen“, sagt Tierparkdirektor Rasem Baban. Beide Gibbonarten spielen eine wesentliche Rolle in ihrem Ökosystem, indem sie zur Verbreitung von Samen und zur Aufrechterhaltung der Waldstruktur beitragen.

Gibbons erreichen in der Regel ein Alter von bis zu 35 Jahren, in Menschenobhut können manche sogar über 50 Jahre alt werden. Gemeinsam mit ihren nicht erwachsenen Jungtieren bilden sie einen kleinen Familienverband von bis zu sechs Tieren. Ein Gibbon-Paar bleibt ein Leben lang zusammen.

Auch hier in Deutschland kann man zum Schutz des Lebensraums von Gibbons und vielen anderen Tieren beitragen, in dem man auf den Kauf von Kosmetikprodukten und Lebensmitteln mit nachhaltigem Palmöl achtet oder Papier und Holz mit FSC-Zertifizierung wählt. Weitere Informationen zu Gibbons und ihrem Schutz gibt es auf der Website der IUCN: https://gibbons.asia/what-you-can-do/