Positionspapier des Gesundheitsbeirates 2021

Das Gesundheitsreferat hat dem Gesundheitsausschuss des Stadtrates jetzt das Positionspapier 2021 des Gesundheitsbeirats der Landeshauptstadt München mit dem Titel „Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Münchner*innen“ bekannt gegeben. Das Positionspapier analysiert die Herausforderungen der Corona-Pandemie in den Bereichen Kommunikation, Information und Gesundheitsversorgung insbesondere in Bezug auf Langzeitfolgen sowie auf Kinder und Jugendliche und formuliert Handlungsempfehlungen.

Bürgermeisterin Verena Dietl: „Die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen, die uns alle betreffen: gesundheitlich, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Bis auf weiteres bleibt die sorgfältige Analyse und die angemessene Reaktion auf das sich stetig ändernde Infektionsgeschehen notwendig. Ich danke dem Gesundheitsbeirat für seine Arbeit und die wertvollen Empfehlungen für die Verbesserung der  Gesundheitsförderung und Prävention sowie der medizinische Versorgung der Münchner*innen.“

Dr. Susanne Herrmann, stellvertretende Gesundheitsreferentin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Gesundheitsbeirats: „Die Corona-Pandemie zeigt uns, wo Problemstellen sowie Risiken und Chancen in der Gesundheitsversorgung Münchens bestehen. Aus diesen Erfahrungen wollen wir lernen. Im Fokus der Arbeit aller Gremien des Gesundheitsbeirats standen im Jahr 2021 die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Münchner*innen. Die Ergebnisse sind in das Positionspapier eingeflossen, es soll der Münchner Fachöffentlichkeit als Diskussionsgrundlage dienen.“

Auf Basis der Erfahrungen während der Corona-Pandemie hat der Gesundheitsbeirat der Landeshauptstadt München folgende Handlungsempfehlungen entwickelt:

  • Die Politik wird ermuntert, Änderungen mit Relevanz für das Gesundheitswesen frühzeitig zu kommunizieren. Nur so können Abläufe in den Einrichtungen bzw. im Vollzug der Gesundheitsämter optimal angepasst oder neu strukturiert, Detailfragen geklärt und Informationskanäle zeitgerecht bedient werden.
  • Eine klare und medienbruchfreie Datenübermittlung seitens der übergeordneten Bundes- und Landesbehörden wäre v.a. für die Gesundheitsämter entlastend.
  • Die Belange der Selbsthilfe als „vierte Säule des Gesundheitssystems“ sollten bei politischen Entscheidungen wie Erleichterungen entsprechend berücksichtigt werden, so dass die Arbeit der Selbsthilfe möglichst aufrechterhalten bzw. wieder aufgenommen werden kann.
  • Das Selbsthilfeangebot muss als relevanter Teil der medizinischen Versorgung angesehen und entsprechend eingebunden werden. Zudem muss die Selbsthilfe weiterhin finanziell berücksichtigt werden bzw. darf nicht pandemiebedingten finanziellen Kürzungen unterliegen.
  • Ein Ausbau aufsuchender Angebote der Sozialdienste (z.B. Streetwork) ist notwendig, damit beispielsweise Maßnahmen der Jugendhilfe auch in Krisensituationen beibehalten werden können. Hier wären auch mehrsprachige Multiplikator*innen von Informationen wünschenswert.
  • Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben bei vielen Menschen große gesundheitliche, psychosoziale und finanzielle Verunsicherungen ausgelöst, denen man begegnen muss. Dies könnte beispielsweise durch die Einbeziehung sozialer Medien und Kulturdolmetscher*innen erfolgen.
  • Modellkonzepte in der interdisziplinären Zusammenarbeit sollten nicht nur im Kinderschutz, sondern auch in anderen Fallkonstellationen zur Unterstützung einer zeitnahen Findung von Hilfen und Maßnahmen entwickelt werden.
  • Es sollten regionale Versorgungsnetzwerke beispielsweise zur Vernetzung zu therapeutischen Anlaufstellen gefunden werden.
  • Präventionsprojekte, z.B. zu Gewalt, Mobbing oder psychische Erkrankung, sollten eingerichtet bzw. ausgebaut werden.
  • Neue, gut finanzierte Versorgungsstrukturen müssen rasch gefunden und etabliert werden, um sektorübergreifende Diagnosen und Therapien wie im Falle einer Long-Covid-Erkrankung zu ermöglichen. Hier ist ein Zusammenarbeiten aller Akteure notwendig (interdisziplinäre, gesundheitliche Versorgung).
  • Die digitale Versorgung muss gestärkt und ausgebaut werden. Ebenso muss die digitale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung, insbesondere der vulnerablen Gruppen, mit gezielten Projekten und Angeboten gefördert werden.
  • Gerade im Bereich Long-Covid ist ein Zusammenwachsen der körperbezogenen Medizin mit dem Bereich der Psyche sowie der Schulmedizin mit Naturheilwesen sinnvoll und soll als Chance für eine Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit gesehen werden.

Das Positionspapier steht im Internet unter www.gesundheitsbeirat-muenchen.de zum Download zur Verfügung.

Der Gesundheitsbeirat ist ein Beratungsorgan für den Stadtrat und die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt München in grundsätzlichen Fragen des Gesundheitswesens. Darüber hinaus dient er der gegenseitigen Beratung seiner Mitglieder und der Koordination von Maßnahmen des Gesundheitswesens in München. Ziel ist es, die gesundheitliche Lage der Bevölkerung zu verbessern, insbesondere durch Gesundheitsförderung und Prävention sowie durch strukturelle Änderungen der gesundheitlichen Versorgung.