U-Bahnhof Sendlinger Tor: Umbau weitestgehend abgeschlossen, Ladengeschäfte eröffnet

U-Bahnhof Sendlinger Tor: Umbau weitestgehend abgeschlossen, Ladengeschäfte eröffnet

Ein Großteil der Modernisierung des U-Bahnhofs Sendlinger Tor ist abgeschlossen. Knapp sieben Jahre haben die Stadtwerke München (SWM) in einem aufwändigen Umbau im laufenden Betrieb den Bahnhof saniert, modernisiert und seine Kapazität erweitert. Die Arbeiten im Bahnhof sind weitestgehend beendet. Einige Decken- und Fassadenteile müssen nach Restarbeiten noch montiert werden und zwei Aufgänge werden nächstes Jahr im Zuge der endgültigen Oberflächenwiederherstellung hinzukommen. Für die Fahrgäste entstehen dadurch keine Einschränkungen im U-Bahn-betrieb mehr.

Im neuen Zwischengeschoss können sich Fahrgäste und Passanten ab sofort in neuen und attraktiven Geschäften mit Lebensmitteln, Backwaren, Drogerieartikeln, Zeitschriften und mehr versorgen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Die Sanierung des U-Bahnhofs Sendlinger Tor ist so gut wie fertig und die gröbsten Einschränkungen sind Geschichte! Ich freue mich, dass wieder Läden ins Zwischengeschoss eingezogen sind und die knapp 200.000 Fahrgäste jetzt besser und barrierefrei zur U-Bahn oder auf den Sendlinger-Tor-Platz kommen. Und auch an der Oberfläche haben wir Verbesserungen für Fußgänger*innen, mobilitätseingeschränkte Menschen und Radfahrer*innen geschaffen, die für ein sicheres Miteinander sorgen. Vielen Dank an alle Anwohner*innen und an alle, die das Nadelöhr Sendlinger Tor in der Umbauzeit passieren mussten oder durch den eingeschränkten U-Bahnbetrieb immer mal wieder ausgebremst wurden. Danke für Ihre Geduld!“

MVG-Chef Ingo Wortmann: „Von einer OP am offenen Herzen war häufig die Rede, wenn es in der Anfangszeit um den Umbau des U-Bahnhofs Sendlinger Tor ging. Und es war auch eine Baustelle mit großen Herausforderungen. Jetzt haben wir mit der Fertigstellung einen großen Schritt gemacht. Für unsere Fahrgäste und für den U-Bahnbetrieb ist das eine große Erleichterung. Ich bedanke mich bei allen, die davon betroffen waren, für ihre Geduld und beim Projektteam für den Einsatz und die Arbeit. Der Bahnhof wurde immer wieder als Labyrinth bezeichnet, die Fahrgäste waren durch den Pendelverkehr eingeschränkt und an der Oberfläche wechselten die Verkehrsführungen. Das hat jetzt ein Ende. Der U-Bahnhof ist moderner, freundlicher und kann vor allem mehr Fahrgäste aufnehmen, die sich nicht mehr gegenseitig im Weg stehen. Im Laufe des nächsten Jahres werden noch Restarbeiten durchgeführt, vor allem auf der untersten Bahnsteigebene der U1/U2 und im neuen Zugangsbauwerk an der Blumenstraße.“

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Mehr Informationen

U-Bahnbetrieb seit mehr als 50 Jahren
Die erste Bahnsteigebene des U-Bahnhofs Sendlinger Tor, auf der heute die U-Bahnlinien U3 und U6 fahren, wurde am 19. Oktober 1971 gemeinsam mit der ersten Strecke der Münchner U-Bahn eröffnet. Neun Jahre später, am 18. Oktober 1980, ging die darunterliegende Bahnsteig-ebene, auf der heute die Linien U1 und U2 fahren, in Betrieb. Seit der Inbetriebnahme der ersten Trambahnstrecke 1877, damals noch von Pferden gezogen, hat sich das Sendlinger Tor zu einem Verkehrsknoten entwickelt. Allein bei der U-Bahn steigen knapp 200.000 Fahrgäste täglich ein und aus, etwa die Hälfte davon sind Umsteiger. Geplant war der Bahnhof ursprünglich für 50.000 Menschen am Tag. Heute verkehren dort regulär vier U-Bahnlinien sowie die Verstärkerlinien U7 und U8, fünf Tramlinien, zwei Buslinien und fünf Nachtlinien.

Erweiterung unter laufendem Betrieb
Dass der Bahnhof durch die hohe Zahl der Fahrgäste überlastet war, zeigte sich auch durch Verzögerungen bei der Zugabfertigung, die wiederum zu Unregelmäßigkeiten im Betriebsablauf führten. Beim Ein-, Aus- und Umsteigen entstanden Rückstaus und Wartezeiten. Außerdem mussten die Betonsubstanz und viele technische Einrichtungen nach teilweise mehr als 50 Betriebsjahren saniert werden.

2017 haben die Stadtwerke München (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mit den Arbeiten begonnen. Aufgrund der Bedeutung des Platzes als Verkehrsknoten sowie Teil der Erschließung der Innenstadt und der damit einhergehenden hohen Zahl der Fahrgäste musste zwangsläufig auf eine Vollsperrung verzichtet werden. Das Projekt wurde stattdessen unter laufendem Betrieb und mit möglichst wenigen Einschränkungen für die Fahrgäste umgesetzt.

Die Projektkosten wurden 2017 auf etwa 150 Mio. € geschätzt. In der Zwischenzeit haben die Corona-Pandemie und der Russisch-Ukrainische Krieg immense Kostensteigerungen in der Baubranche zur Folge. Aufgrund effektiver Gegenmaßnahmen konnte die Steigerung auf unter 10 Prozent gehalten werden. Die aktuelle Prognose geht von etwa 160 Mio. € aus.

Projektleiter Andreas Schmid: „Für die Bauarbeiten hatten wir vor allem die regulären und teilweise verlängerten Sperrpausen in der Betriebsruhe zur Verfügung. Zusätzlich gab es immer wieder Pendelzugbetrieb an Wochenenden, um die Bahnsteige und Hintergleiswände modernisieren zu können. Gerade in der Zeit nach der Corona-Pandemie mussten wir aufgrund von An- und Abreiseverkehren bei Großveranstaltungen auf einige Sperrpausen verzichten. So gab es immer wieder schmerzliche Kompromisse, die die Bauzeit letztlich mit verlängert haben. Heute ist ein Großteil des Projekts geschafft und vor allem das neue Verbindungsbauwerk Sonnenstraße und die verbesserten Umsteigetreppen zwischen U1/U2 und U3/U6 bieten den Fahrgästen mehr Platz und direktere Wege. Die größten Einschränkungen für die Fahrgäste sind nun auch Geschichte.“

Die größte ingenieurbautechnische Herausforderung brachten die beiden Erweiterungsbauwerke unter der Sonnenstraße und neben der Blumenstraße mit sich. Um den bestehenden U-Bahnhof an den beiden Enden der Bahnsteigtunnel auf der U1/U2-Ebene verbinden zu können, musste über eine Grundfläche von rund 600 m² unter der Sonnenstraße bzw. 750 m² neben der Blumenstraße eine Baugrube bis zu einer Tiefe von 20 m herstellt werden. Dies geschah teilweise direkt angrenzend an sechsgeschossige Gebäude. Die Baugruben wurden Schritt für Schritt in die Tiefe gebracht und aus ihnen insgesamt 27.500 m³ Bodenaushub gefördert. Nachdem der Anschluss an das bestehende Bauwerk hergestellt war, wurden die neuen Gebäude im Rohbau in umgekehrter Richtung von unten nach oben gebaut.

Schmid weiter: „Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Vereisung des Baugrunds, die notwendig wurde, um die beiden Erweiterungsbauten Sonnenstraße und Blumenstraße in etwa 15 Meter Grundwasser an den bestehenden U-Bahnhof anzuschließen. Zugleich brachten die Arbeiten innerhalb des bestehenden U-Bahnhofs höchsten technischen Anspruch in beinahe allen Gewerken des Infrastrukturbaus mit sich. Beides war nur mit einem hervorragenden Team zu bewältigen, bei dem ich mich ganz besonderes bedanke.“

Mehr Platz und zusätzliche Wege für Fahrgäste
Mit mehreren Anpassungen und Erweiterungen wurde die Kapazität des U-Bahnhofs erhöht. So wurden unter anderem zwei komplett neue Bauwerke errichtet: Der zusätzliche direkte Zugang von der Bahnsteigebene der U1 und U2 zum Zwischengeschoss wurde 2020 eröffnet. Das Zugangsgebäude, das die Oberfläche an der Blumenstraße mit der U1/U2 -Ebene verbindet, wird 2024 in Betrieb gehen. Damit wurde der unter dem Sendlinger-Tor-Platz verfügbare Raum bis auf den letzten Zentimeter genutzt.

Durch den Rückbau von Betriebsräumen im zentralen Umsteigebereich auf der U1/U2-Ebene ist ebenfalls zusätzlicher Platz entstanden. Vor dem Umbau standen die Fahrgäste hier zu den Stoßzeiten im Stau.

Prägnante Gestaltung
Zur Neugestaltung und Aufwertung des Erscheinungsbilds wurde ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Dabei hat sich der Entwurf der Planungsgemeinschaft Raupach + Bohn durchgesetzt. Die Lichtplanung übernahm das Münchner Büro Ingo Maurer. Neben der helleren, freundlicheren und moderneren Gestaltung ist die Farbgebung der Bahnsteige dem bekannten Farbmuster treu geblieben: Die U1/U2-Ebene ist weiterhin in Gelb, die U3/U6-Ebene in Blau gehalten. Das Zwischengeschoss ist schwarz ausgekleidet und wird von runden LED-Leuchtscheiben erhellt. Davon abgesetzt sind die Ausgänge aus dem Zwischengeschoß wiederum in Gelb gestaltet, was der besseren Orientierung dient.

Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer
Während des Umbaus des U-Bahnhofs hat der Stadtrat im April 2022 die Neugestaltung des Straßenraums im Bereich des Sendlinger-Tor-Platzes beschlossen. Breitere Radwege sowie Verbesserungen für den Fußverkehr und mobilitätseingeschränkte Personen sorgen für mehr Sicherheit und Platz.

Im Bereich Oberanger sowie im Anschlussbereich zur Lindwurmstraße wurden auf beiden Seiten 2,30 Meter breite, bauliche Radwege mit einem Sicherheits-trennstreifen von einem halben Meter eingerichtet. Der Radweg von der Sonnenstraße kommend ist Teil des Altstadt-Radlrings und wurde auf vier Meter plus Sicherheitstrennstreifen verbreitert. Fußgänger haben mehr Querungs-möglichkeiten und mehr Zeit, um die Straßen zu überqueren.

Barrierefreiheit und Fahrgastinfo
Neben der Sanierung und Modernisierung wurde der U-Bahnhof auf allen drei Ebenen auch barrierefrei ausgebaut. Die Bahnsteige sind fünf Zentimeter höher als vor dem Umbau, wodurch mobilitätseingeschränkte Fahrgäste mit geringem Höhenunterschied ein- und aussteigen können. Außerdem ist das gesamte Bauwerk mit einem tastbaren Bodenleitsystem für Menschen mit Seheinschränkungen ausgestattet.

Insgesamt gibt es fünf Aufzüge am U-Bahnhof. Die beiden Fahrstühle, die die Bahnsteigebene U1/U2 mit dem Zwischengeschoss verbinden, fahren jetzt auch zur Oberfläche. Mit der Fertigstellung des Aufgangs an der Blumenstraße geht ein komplett neuer sechster Aufzug in Betrieb, der die Blumenstraße direkt mit dem Bahnsteig U1/U2 verbindet. An der Oberfläche wurden außerdem die Bushaltestellen an der Lindwurmstraße und am Oberanger barrierefrei ausgebaut.

Auch die Fahrgastinformation am Sendlinger Tor wurde verbessert. Allein an den Abgängen und im Zwischengeschoss des U-Bahnhofs zeigen insgesamt zwölf Bildschirme die nächsten Abfahrten sowie Betriebsmeldungen – so viele wie an keinem anderen Bahnhof. Das Wegeleitungssystem wurde ebenfalls neu und durchgängig barrierefrei gestaltet und wird 2024 fertiggestellt. Die Ausgänge sind mit Buchstaben gekennzeichnet, die sich auch in den Umgebungsplänen in den Vitrinen wiederfinden und bei Fahrplanauskünften in der Mobilitäts-App MVGO angezeigt werden. Das erleichtert die Orientierung zusätzlich.

Restarbeiten 2024
Im Laufe des Jahres 2024 finden noch Restarbeiten an den Fassaden sowie zur Fertigstellung der Bahnsteigebene der Linien U1/U2, des Zugangsbauwerks zur Blumenstraße und des Aufgangs zur Kreissparkasse statt.

Außerdem wird die Oberfläche neben der Herzog-Wilhelm-Straße, wo aktuell noch die Baucontainer stehen, sowie die Fläche vor der St. Matthäus-Kirche 2024 fertiggestellt.